"Hier spricht der König selbst."
So soll sich Axel Cäsar Springer gern am Telefon gemeldet haben. Der Mann war vieles: Er war der erfolgreichste Verleger seiner Zeit und ein kalter Krieger. Er war bemüht um die Versöhnung zwischen Deutschen und Juden und gleichzeitig Arbeitgeber ranghoher Ex-Nazis. Und 1952 gründete er nach dem Vorbild der britischen Boulevardpresse die "Bild"-Zeitung:
"Keiner hielt etwas davon. Und wir haben es dann doch gemacht. Da hab ich gar nicht mitbestimmen lassen, sondern hab es gemacht. Und nach einem Jahr hatten wir eine Million Auflage."
Axel Springer wurde am 2. Mai 1912 als Sohn eines Verlegers in Altona bei Hamburg geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Druckerlehre im väterlichen Betrieb. Es folgten ein Volontariat und mehrere Redakteursstellen.
1946 gründete er mit seinem Vater den "Axel Springer Verlag", erwarb von der britischen Besatzungsmacht Drucklizenzen für die Zeitschriften "HörZu" und "Constanze" sowie die Tageszeitung "Hamburger Abendblatt", kaufte unter anderem "Die Welt", "Welt am Sonntag", die "Berliner Morgenpost", die "BZ" sowie die Mehrheitsbeteiligung am Ullstein-Verlag. Ende der 50er-Jahre war Axel Springer der größte Verleger Europas.
"Die Springer'sche Machtballung ist zu einem zentralen Problem der Republik geworden","
erklärte Golo Mann 1966. Und Rudolf Augstein schrieb damals:
""Kein einzelner Mann in Deutschland hat vor Hitler und nach Hitler so viel Macht kumuliert."
Axel Springer: "Wissen Sie, ich fühle mich ja gar nicht wohl als dieser Presse-Cäsar, der hinter einem riesigen Verlagshaus steht. Eine graue Eminenz, die man nicht kennt, der also von hinten mit gewaltiger Faust dann die Dinge vorwärtstreibt - das ist ja alles Quatsch."
"Gammler! Kommunisten! Eiterbeulen!" - Mit populistischem Sensationsjournalismus gaben die Blätter des Verlegers die Themen im Land vor - und lieferten die angeblich richtige Sichtweise gleich mit: "Stoppt den Terror der jungen Roten jetzt!"
Seit Mitte der 60er-Jahre machte der Antikommunist Springer systematisch Stimmung gegen die Linke, die sich engagierte gegen Autoritätshörigkeit, die Verharmlosung des Faschismus, den Vietnamkrieg.
1967 wurde der Student Benno Ohnesorg während einer Anti-Schah-Demonstration von einem Polizisten erschossen. Die Springerzeitungen vertuschten den Mord. Am nächsten Morgen titelte "BILD":
"Studenten drohen: Wir schießen zurück!"
"Hier hören der Spaß und der Kompromiss und die demokratische Toleranz auf. Wir haben etwas gegen SA-Methoden."
Axel Springer: "Jedermann weiß, dass diese Zeitung nicht schüchtern ist. Dass "Bild" gehalten ist, holzschnittartig zu formulieren. Das passt einer Minorität von Ästheten nicht so recht, aber in toto kommt es glänzend an."
"Haut dem Springer auf die Finger!" - Wenige Tage später erhielt Axel Springer das "Große Verdienstkreuz mit Stern".
Demo: ""Bild" hat mitgeschossen! "Bild" hat mitgeschossen!"
Als im April 1968 der Studentenführer Rudi Dutschke in Berlin angeschossen wurde, forderten Theodor W. Adorno, Heinrich Böll, Alexander Mitscherlich und andere, endlich mit "der Verunglimpfung demokratisch engagierter Studenten und Intellektueller" aufzuhören.
Doch längst waren Politiker fast aller Parteien auf Springers Medien angewiesen: Sie umfassten eine Gesamtauflage von 17,5 Millionen Exemplaren und entschieden mit über Aufstieg und Fall von Politikern. So bei Willi Brandt, dessen Ostpolitik Axel Springer als "Ausverkauf des Vaterlandes" empfand. Eines sehr großen Vaterlandes:
"Ich will auch nicht auf Mecklenburg, und ich will auch nicht auf Schlesien, und nicht auf Pommern, und nicht auf Ostpreußen, auf gar nichts verzichten. Das verstehen einige. Andere nicht. Aber ich kann's nicht ändern."
Einige Jahre später erklärte Günter Wallraff, der unerkannt bei "Bild" recherchiert hatte:
"Das hat alles nichts mehr mit Journalismus zu tun. Das ist, ich würde sagen, kriminelles Treiben. Ich hatte überhaupt manchmal den Eindruck bei "Bild", ich war nicht in einer Zeitungsredaktion, ich war in einem mafiaähnlichen, männerbündlerischen Geheimbund."
1985 starb Axel Springer. Heute ist die politische und ökonomische Macht des Konzerns - allen voran der "Bild"-Zeitung - ungebrochen. So stellte Springer-Chef Mathias Döpfner 2006 mit Blick auf die herrschende Elite klar:
"Für die "Bild"-Zeitung gilt das Prinzip: Wer mit ihr im Aufzug nach oben fährt, fährt auch mit ihr im Aufzug nach unten. Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen."
So soll sich Axel Cäsar Springer gern am Telefon gemeldet haben. Der Mann war vieles: Er war der erfolgreichste Verleger seiner Zeit und ein kalter Krieger. Er war bemüht um die Versöhnung zwischen Deutschen und Juden und gleichzeitig Arbeitgeber ranghoher Ex-Nazis. Und 1952 gründete er nach dem Vorbild der britischen Boulevardpresse die "Bild"-Zeitung:
"Keiner hielt etwas davon. Und wir haben es dann doch gemacht. Da hab ich gar nicht mitbestimmen lassen, sondern hab es gemacht. Und nach einem Jahr hatten wir eine Million Auflage."
Axel Springer wurde am 2. Mai 1912 als Sohn eines Verlegers in Altona bei Hamburg geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Druckerlehre im väterlichen Betrieb. Es folgten ein Volontariat und mehrere Redakteursstellen.
1946 gründete er mit seinem Vater den "Axel Springer Verlag", erwarb von der britischen Besatzungsmacht Drucklizenzen für die Zeitschriften "HörZu" und "Constanze" sowie die Tageszeitung "Hamburger Abendblatt", kaufte unter anderem "Die Welt", "Welt am Sonntag", die "Berliner Morgenpost", die "BZ" sowie die Mehrheitsbeteiligung am Ullstein-Verlag. Ende der 50er-Jahre war Axel Springer der größte Verleger Europas.
"Die Springer'sche Machtballung ist zu einem zentralen Problem der Republik geworden","
erklärte Golo Mann 1966. Und Rudolf Augstein schrieb damals:
""Kein einzelner Mann in Deutschland hat vor Hitler und nach Hitler so viel Macht kumuliert."
Axel Springer: "Wissen Sie, ich fühle mich ja gar nicht wohl als dieser Presse-Cäsar, der hinter einem riesigen Verlagshaus steht. Eine graue Eminenz, die man nicht kennt, der also von hinten mit gewaltiger Faust dann die Dinge vorwärtstreibt - das ist ja alles Quatsch."
"Gammler! Kommunisten! Eiterbeulen!" - Mit populistischem Sensationsjournalismus gaben die Blätter des Verlegers die Themen im Land vor - und lieferten die angeblich richtige Sichtweise gleich mit: "Stoppt den Terror der jungen Roten jetzt!"
Seit Mitte der 60er-Jahre machte der Antikommunist Springer systematisch Stimmung gegen die Linke, die sich engagierte gegen Autoritätshörigkeit, die Verharmlosung des Faschismus, den Vietnamkrieg.
1967 wurde der Student Benno Ohnesorg während einer Anti-Schah-Demonstration von einem Polizisten erschossen. Die Springerzeitungen vertuschten den Mord. Am nächsten Morgen titelte "BILD":
"Studenten drohen: Wir schießen zurück!"
"Hier hören der Spaß und der Kompromiss und die demokratische Toleranz auf. Wir haben etwas gegen SA-Methoden."
Axel Springer: "Jedermann weiß, dass diese Zeitung nicht schüchtern ist. Dass "Bild" gehalten ist, holzschnittartig zu formulieren. Das passt einer Minorität von Ästheten nicht so recht, aber in toto kommt es glänzend an."
"Haut dem Springer auf die Finger!" - Wenige Tage später erhielt Axel Springer das "Große Verdienstkreuz mit Stern".
Demo: ""Bild" hat mitgeschossen! "Bild" hat mitgeschossen!"
Als im April 1968 der Studentenführer Rudi Dutschke in Berlin angeschossen wurde, forderten Theodor W. Adorno, Heinrich Böll, Alexander Mitscherlich und andere, endlich mit "der Verunglimpfung demokratisch engagierter Studenten und Intellektueller" aufzuhören.
Doch längst waren Politiker fast aller Parteien auf Springers Medien angewiesen: Sie umfassten eine Gesamtauflage von 17,5 Millionen Exemplaren und entschieden mit über Aufstieg und Fall von Politikern. So bei Willi Brandt, dessen Ostpolitik Axel Springer als "Ausverkauf des Vaterlandes" empfand. Eines sehr großen Vaterlandes:
"Ich will auch nicht auf Mecklenburg, und ich will auch nicht auf Schlesien, und nicht auf Pommern, und nicht auf Ostpreußen, auf gar nichts verzichten. Das verstehen einige. Andere nicht. Aber ich kann's nicht ändern."
Einige Jahre später erklärte Günter Wallraff, der unerkannt bei "Bild" recherchiert hatte:
"Das hat alles nichts mehr mit Journalismus zu tun. Das ist, ich würde sagen, kriminelles Treiben. Ich hatte überhaupt manchmal den Eindruck bei "Bild", ich war nicht in einer Zeitungsredaktion, ich war in einem mafiaähnlichen, männerbündlerischen Geheimbund."
1985 starb Axel Springer. Heute ist die politische und ökonomische Macht des Konzerns - allen voran der "Bild"-Zeitung - ungebrochen. So stellte Springer-Chef Mathias Döpfner 2006 mit Blick auf die herrschende Elite klar:
"Für die "Bild"-Zeitung gilt das Prinzip: Wer mit ihr im Aufzug nach oben fährt, fährt auch mit ihr im Aufzug nach unten. Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen."