Der politische Chefanchor von Fox News sprang den betroffenen Medien bei. Er erinnerte daran, dass sein Sender von der Obama-Administration attackiert und daraufhin von CNN und der "New York Times" verteidigt worden sei. Der Zugang zu Presseterminen des Weißen Hauses müsse für alle Medien frei sein.
Fox News gilt als der Lieblingssender von US-Präsident Donald Trump. Kaum ein anderes Medium bekommt so viele Interviews mit dem Republikaner.
Regierungssprecher Sean Spicer hatte am Freitagabend nur bestimmte Pressevertreter zu einer informellen Fragerunde zugelassen. Nicht willkommen waren die britische BBC, CNN, "The New York Times", "LA Times", "New York Daily News", BuzzFeed, Politico, "The Hill" und "The Daily Mail". Willkommen waren dagegen Reuters, Bloomberg, CBS, Hearst Newspapers, CBS Radio, Fox, NBC und ABC. Diesmal waren zudem kleinere, von konservativen bis hin zu rechten Medien eingeladen - darunter "Breitbart news", die "Washington Times" und der Kabelsender One America News Network. Zu Breitbart muss man wissen, dass der heutige Chefstratege im Weißen Haus, Steve Bannon, früher Breitbart-Chef war.
Medien sind empört
Der Verband der Korrespondenten im Weißen Haus lege scharfen Protest gegen das Vorgehen ein, erklärt dessen Präsident Jeff Mason. Der Chefredakteur der "Los Angeles Times", Davan Maharaj, bezeichnete den Ausschluss seiner Zeitung von der Presserunde als unglücklich. Die Öffentlichkeit habe ein Recht auf Informationen von einer Bandbreite von Nachrichtenquellen, nicht nur jene, die vom Pressebüro im Weißen Haus in der Hoffnung auf freundliche Berichterstattung gefiltert würden, teilte er mit. CNN hält den Ausschluss für einen Racheakt. "Anscheinend rächen sie sich so für berichtete Fakten, die sie nicht mögen", heißt es in einem Statement.
Auch das Magazin "Time" und die Nachrichtenagentur Associated Press reagierten prompt - und boykottierten die Fragerunde. Normalerweise werde das tägliche Briefing im Fernsehen übertragen und sei offen für alle akkredierten Medien, heißt es in einer Stellungnahme von AP. "Die AP ist der Ansicht, dass die Öffentlichkeit soviel Zugang zum Präsidenten haben sollte wie möglich."
Bloomberg und das Wallstreet Journal haben ihrerseits angekündigt, bei einer Wiederholung dem Boykott zu folgen.
Das Weiße Haus verteidigte hingegen das Vorgehen. Durch die Gruppe der geladenen Pressevertreter sei jeder repräsentiert. "Wir haben uns entschieden, ein paar zusätzliche Leute jenseits des Pools hinzuzufügen. Mehr nicht", sagte Sprecherin Sarah Sanders weiter.
Spicer wehrt Kritik ab
Auf die Frage in der Presserunde, ob er Lieblinge unter den Reportern habe, reagierte Spicer ungehalten. "Wir haben mehr Reporter in diesen Prozess gebracht", sagte er. "Wir tun, was wir können, um der Presse entgegenzukommen." Sein Team und der Briefing-Raum im Weißen Haus sei vermutlich verfügbarer als bei jeder vorangegangenen Regierung, sagte Spicer weiter.
Bleibt die Frage, was sich das Weiße Haus von einer Ausladung wie gestern geschehen verspricht. Denn verfügbar war das gesamte Material aus der Fragerunde bereits kurze Zeit später. Zum einen hatte Mason als Präsident der Korrespondentenvereinigung die anderen Sender dazu aufgerufen, das Material aus der informellen Fragerunde zur Verfügung zu stellen. Darufhin kursierten Audio-Mitschnitte im Internet. Und zum anderen stellte das Weiße Haus das komplette Protokoll des Termins online.
(fwa/jcs)