In der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik Weißrussland hatten die Behörden in der vergangenen Woche sieben festgenommene Journalisten in Gewahrsam. Dazu zählte auch der Korrespondent der Deutschen Welle, Paulyuk Bykowski. Das teilten sowohl Deutsche-Welle-Chefredakteurin Ines Pohl, als auch der Weißrussische Journalistenverband in Minsk mit. Weitere Journalisten waren in den zwei Tagen davor ebenfalls abgeführt und von Ermittlern befragt worden.
Die Deutsche Welle hatte am Mittwoch gegen die Festnahme ihres Mitarbeiters protestiert. Der Sender teilte mit, er habe beim Botschafter der Republik Weißrusslands in Berlin die unverzügliche Freilassung des Korrespondenten gefordert. Man erwarte rechtsstaatliches Vorgehen gegenüber akkreditierten Journalisten, erklärte die DW.
Am Freitag meldete die Deutsche Welle die Freilassung des Journalisten. Er dürfe zu dem Verfahren und den Anschuldigungen nicht öffentlich Stellung nehmen, hoffe aber, auch weiterhin als Korrespondent arbeiten zu können.
Der Leiter der Russland-Redaktion der Deutschen Welle Ingo Mannteufel bezeichnete die Gründe für die Festnahme im Gespräch mit dem Dlf als absurd. Seiner Meinung nach handelt es sich dabei um einen Versuch, unabhängigen Journalismus in Weißrussland weiter zu erschweren.
Am Dienstag hatte es bereits Razzien in Redaktionen regierungsunabhängiger Medienhäuser wie den Nachrichtenportalen "tut.by" und "realt.by" und der Nachrichtenagentur "BelaPAN" gegeben. Ermittler warfen ihnen vor, sich illegal in die staatliche Nachrichtenagentur "BelTA" eingeloggt und kostenpflichtige Meldungen verwendet zu haben. Als Beweismittel hierfür dienten der Regierung die Aufzeichnung eines Gesprächs der "tut.by"-Redakteurinnen Maryna Zolatava und Hanna Kaltyhina. Der OSZE-Beauftragte für Medienfreiheit, Harlem Désir, bewertet die Maßnahmen der weißrussischen Behörden als "völlig unverhältnismäßig".
Der Mitarbeiter der Deutschen Welle, Bykowski, hatte dem Sender Euroradio eine Stellungnahme zu den Verhaftungen gegeben und wurde dann am Mittwoch selbst abgeführt, nachdem die Polizei seine Wohnung durchsucht und nach Angaben seiner Frau Volha Bykowskaja Computer, Tablets, Telefone, Sticks, Discs und Bankkarten beschlagnahmt hat. Bykowski arbeitet für den russischsprachigen Dienst des Senders.
In der Republik Belarus werden kritische Journalistinnen und Journalisten und speziell Auslandkorrespondenten immer wieder staatlich verfolgt. 2017 wurden über 100 Journalisten kurzzeitig festgenommen und mehr als 60 wegen ihrer Arbeit für Medien mit Sitz im Ausland verurteilt. Auf der Rangliste der Pressefreiheit des Netzwerks Reporter ohne Grenzen belegt das Land deswegen Platz 155 von 180.