Die Einladung des Aktivisten Andy Chan zu einer Veranstaltung des Foreign Correspondents Club in Hongkong vor zwei Monaten hatte für viel Wirbel gesorgt - Chan setzt sich für die Unabhängigkeit Hongkongs von China ein. Chinesische wie auch Hongkonger Regierungsvertreter hatten damals die Ausladung des Regimekritikers gefordert. Dass der Foreign Correspondents Club die Einladung an Chan daraufhin trotzdem nicht zurückzog, hat nun offenbar Konsequenzen: Das Arbeitsvisum des Vize-Präsidenten des Clubs, des britischen "Financial Times"-Reporter Victor Mallet, wurde ohne Begründung nicht verlängert.
Für China-Korrespondent Steffen Wurzel ein klarer Paradigmenwechsel. "Hongkong ist seit nun etwas mehr als 21 Jahren zwar Teil der Volksrepublik China, aber: In Artikel 27 des Hongkonger Grundgesetzes steht ausdrücklich, dass alle in Hongkong das Recht auf freie Meinungsäußerung genießen, und auch die Pressefreiheit ist darin festgelegt." Nach dem Fall Mallet fürchteten nun viele Journalistinnen und Journalisten, dass sie wegen kritischer Berichterstattung ebenfalls aus Hongkong ausgewiesen werden könnten.
Dies mache nun nochmals ganz klar deutlich, dass in Hongkong nicht mehr alleine die eigentlich autonome Stadtregierung das Sagen habe, sondern dass die Zentralregierung in Peking die Ansagen mache. Bislang seien in Hongkong die Menschen und auch die Behörden viel offener als in China gewesen, so Wurzel, aber das sei nun vorbei.
"Ich glaube, wann immer ich jetzt in Hongkong arbeiten und Interviews führen werde, dass die Leute dort auch vorsichtiger werden und sich vielleicht gar nicht mehr 'on the record' äußern - und das ist genau das, was ich in Festland-China jeden Tag erlebe."