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Pressefreiheit
"Ohne freie Presse haben Demokratien keinen Bestand"

In vielen Ländern riskieren Journalisten immer öfter ihr Leben bei der Arbeit. Das zeigen Zahlen, die die Organisation "Reporter ohne Grenzen" veröffentlicht hat. Nach Ansicht von Deutsche-Welle-Chefredakteurin Ines Pohl ist jetzt vor allem Aufklärung nötig.

Ines Pohl im Gespräch mit Henning Hübert / Text: Christoph Sterz |
    Der Mund einer Frau ist mit zwei Heftplastern zugeklebt.
    Freie Berichterstattung ist laut "Reporter ohne Grenzen" in vielen Ländern nur unter großen Gefahren möglich. (picture alliance / imageBROKER)
    Laut "Reporter ohne Grenzen" sind in diesem Jahr mindestens 80 Journalisten und Medienmitarbeiter getötet worden. Das waren 15 mehr als im Vorjahr. Am gefährlichsten sind den Zahlen zufolge Afghanistan, Syrien, Mexiko, der Jemen und Indien.
    Viele Journalisten-Morde außerhalb von Kriegsgebieten
    Nach Ansicht von "Reporter ohne Grenzen"-Vorstandssprecher Michael Rediske sind bewaffnete Konflikte die größte Gefahr für Journalisten. Zugleich sei erschreckend, dass so viele Journalisten außerhalb von Kriegsregionen ermordet werden. Am häufigsten sei dies in Mexiko der Fall gewesen. "Viel zu oft können Täter und Auftraggeber damit rechnen, dass selbst Morde für sie folgenlos bleiben", sagte Rediske.
    Weltweit sind laut "Reporter ohne Grenzen" 346 Journalisten wegen ihrer Arbeit inhaftiert. Dabei lägen China, Ägypten, der Türkei, Iran und Saudi-Arabien vorne. Auch in Europa herrscht nach Ansicht von "Reporter ohne Grenzen" ein zunehmend medienfeindliches Klima. In der EU waren im vergangenen Jahr die maltesische Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia und im Februar der Slowake Jan Kuciak erschossen worden.
    Mehr in Sicherheit und Aufklärung investieren
    Die Chefredakteurin der Deutschen Welle, Ines Pohl, sieht ebenfalls eine zunehmende Bedrohung für Journalisten. "Entsprechend mehr Kapazitäten und Aufwand betreiben wir auch, was unser Sicherheitsmanagement anbelangt", sagte Pohl im Deutschlandfunk.
    Neben zunehmender Gewalt sei aber auch die fehlende Wertschätzung gegenüber Journalisten ein Problem. In den USA, Russland und der Türkei werde "seitens der Regierung kontinuierlich daran gearbeitet, die Kolleginnen und Kollegen in Misskredit zu bringen", sagte Pohl. Daher sei es wichtig, vor Ort Präsenz zu zeigen und die eigene Arbeit besser zu erklären. "Wir dürfen da nicht lockerlassen. Wir können das nicht den Bürgerjournalisten und den Trumps dieser Welt überlassen, die Menschen zu informieren", sagte Pohl. Ohne freie Presse hätten Demokratien auf Dauer keinen Bestand.
    Dass sich die Organisation "Reporter ohne Grenzen" für einen UN-Sonderbeauftragten zum Schutz von Journalisten einsetzt, hält Pohl für begrüßenswert. Die Diskussion sei sinnvoll, um die Staaten zu ermutigen, "dass sie sich mit der Bedeutung der freien Presse beschäftigen und die Kollegen vor Ort unterstützen".
    Im Interview wurde in einem Satz eine fehlerhafte Angabe gemacht. Wir haben die kurze Passage im Audio deswegen auf Wunsch unserer Gesprächspartnerin entfernt.