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Presseschau
"Die Lage ist brandgefährlich"

Nach dem Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem hat Israel Strafmaßnahmen gegen palästinensische Attentäter und deren Familien eingeleitet. Ministerpräsident Netanjahu sieht sein Land in einem "Kampf um Jerusalem". Das kommentieren einige Zeitungen in ihren Donnerstags-Ausgaben - ebenso wie den sinkenden Rentenbeitrag.

    Auf einem Tisch liegen deutsche Tageszeitungen so versetzt, dass jeweils nur der Titel zu lesen ist, ganz vorne "Die Welt", "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und "Süddeutsche Zeitung"
    Kommentare aus deutschen Tageszeitungen (dpa / Jan Woitas)
    Die jüngsten Entwicklungen im Nahost-Konflikt sind wieder Thema in den Zeitungskommentaren vom Donnerstag. Die taz aus Berlin analysiert:
    "Die hinter den Anschlägen stehende Verzweiflung der Palästinenser ist das Ergebnis einer einfachen Rechnung: die gescheiterten Friedensverhandlungen und der Gazakrieg im Sommer, addiert mit dem von Israel fortgesetzten Siedlungsbau im Westjordanland und in Ostjerusalem; dazu das soziale Gefälle in der Stadt, in der Araber gleich welcher Nationalität Bürger zweiter Klasse sind, und schließlich der Kampf um den Tempelberg."
    Die Rheinische Post aus Düsseldorf fragt, ob Israels Premierminister Netanjahu gut beraten war, jetzt - Zitat - "den Kampf um Jerusalem" auszurufen, denn:
    "Genau das ist es doch, was die Scharfmacher beider Seiten geradezu herbeisehnen: die jüdischen Extremisten, die am fragilen Status quo rütteln und am liebsten den Muslimen den Tempelberg entreißen würden; und die palästinensischen Radikalen, die zu weiteren Morden an Juden aufrufen. Die Lage ist brandgefährlich."
    "Rachegedanken" habe Netanjahu, schreibt die Neue Osnabrücker Zeitung - und auch insgesamt seien die Reaktionen kaum überraschend:
    "Entsetzen in der Bevölkerung, Missbilligung der Weltgemeinschaft - und die Ankündigung des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu, Rache zu üben. Die Verschärfung der umstrittenen Methode, die Häuser der Attentäter zu zerstören, wirkt wie ein alttestamentarischer Bestrafungsreflex - das ist eines Rechtsstaats nicht würdig."
    "Altersarmut verhindern"
    Zum Jahreswechsel sinkt der Beitrag zur Rentenversicherung um 0,2 Prozentpunkte - ab 2019 soll er wieder angehoben werden. "Altersarmut" ist das Stichwort in vielen Kommentaren; wie beim Reutlinger General-Anzeiger:
    "Die zunehmende Spreizung zwischen reichen und armen Rentnern ist für die SPD ein Alarmsignal. Wer Altersarmut verhindern will, muss mehr tun, als gegen die Rente mit 67 zu wettern. Die Ursache für die soziale Kluft liegt nicht in den Reformen der letzten Jahre, sondern ist eine Folge von schlechten Bildungschancen, fehlenden Jobs für Gering-Qualifizierte und zu wenig Förderung für Arbeitslose."
    Die Berliner Zeitung ergänzt:
    "Zumindest Mütter- und Erwerbsminderungsrente sind kleine Schritte beim Thema Altersarmut. Das Grundproblem aber ist dadurch nicht gelöst. Eine solidarische Lebensleistungsrente soll es laut Koalitionsvertrag geben. Im Rentenpaket steht sie noch nicht. Und weil die Zugangsvoraussetzungen eng gefasst sein dürften, ist die Gruppe derer, die sie in Anspruch nehmen können, wohl eher klein."
    "Mehr Rentner - weniger Beitragszahler", heißt es in der Wetzlarer Neuen Zeitung, die auf schlichte mathematische Regeln verweist. Eine Weile könne das gutgehen:
    "Aber danach? Dann sinkt das Rentenniveau umso drastischer, Lebensarbeitszeiten und Rentenbeiträge steigen umso stärker. Die Entwicklung verliefe moderater, wenn es nicht zusätzlich falsche Signale gäbe - wie die Rente ab 63. Zum Glück steigt doch unsere Lebenserwartung - warum sollten wir da weniger Jahre arbeiten? Wenn dazu eine kluge Einwanderungspolitik käme, dann wäre das Grundproblem der Rentenkasse fast schon gelöst."