HAARETZ aus Tel Aviv fasst die Lage zusammen.
"Das israelische Sicherheitskabinett will auf ein einseitiges Ende der Operation hinarbeiten, ohne Verhandlungen über eine Feuerpause, ohne Vereinbarung mit der Hamas. Doch alle Anstrengungen, die Offensive zu beenden, können nicht bedeuten, die diplomatische Front aufzugeben. Wenn die Truppen das Gebiet verlassen haben, muss sich Ministerpräsident Netanjahu darauf konzentrieren. Israel muss mit Ägypten und der Palästinensischen Autonomiebehörde einen Weg finden, Gaza wiederaufzubauen und die Lebensqualität zu verbessern",
verlangt die israelische Zeitung HAARETZ.
Die ARAB NEWS aus Saudi-Arabien lassen als Gastkommentator einen demokratischen Kongressabgeordneten aus den USA zu Wort kommen.
"Viele Menschen in Gaza haben keine Verbindung zur Hamas. Für sie ist eine Rückkehr zum Status Quo kein Ausweg. Sie sind keine Raketenschützen und keine Kämpfer. Sie leben seit Jahren in einer gottserbärmlichen Isolation. Für den gewöhnlichen Bürger in Gaza ist der Status Quo ein Leben ohne Arbeit und Freiheit. Die Menschen verdienen die Würde einer wirtschaftlichen Perspektive und Bewegungsfreiheit. Das lässt sich nur mit einem Ende der Blockade des Gazastreifens erreichen - und das muss Teil eines längerfristigen Waffenstillstands sein",
fordert der Gastkommentator der ARAB NEWS.
"Das Problem ist, dass es derzeit massiv an Vermittlern fehlt - mit Ausnahme ausgerechnet von Palästinenserpräsident Abbas",
schreibt POLITIKEN aus Kopenhagen.
"Er hat immer konsequent an Verhandlungen festgehalten, und daher muss Netanjahu nun paradoxerweise auf eine Lösung setzen, bei der Abbas gestützt von Ägypten die Macht im Gazastreifen übernimmt. Das aber wäre eine Wiedervereinigung der beiden Palästinensergebiete und damit genau die Situation, die Netanjahu in der Vergangenheit stets verhindern wollte",
kommentiert die dänische Zeitung POLITIKEN.
"Die beste Lösung besteht darin, die Kontrolle der Grenzübergänge zwischen Gaza und Ägypten der Palästinensischen Autonomiebehörde zu übergeben",
findet THE GUARDIAN aus London.
"Die Abriegelung würde dann nachlassen. Das wäre ein moralischer Sieg für die Hamas (neben den Verlusten, die sie dem israelischen Militär zugefügt hat). Israel könnte sich nach dem Zerstören der Tunnel zurückziehen und behaupten, die strategischen Ziele erreicht zu haben. Doch es wird für alle Beteiligten ein hohles, wenn nicht gar bedeutungsloses Ergebnis sein, das womöglich nur das nächste und das nächste und das nächste Blutvergießen nach sich zieht",
betont der britische GUARDIAN.
Auch die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG gibt sich pessimistisch.
"Die Gewinner des jüngsten Konflikts stehen damit fest. Es werden diejenigen sein, für die es auch künftig keine politische Lösung, sondern nur ein gewaltsames Vorgehen gibt."
Auch im Iran findet das Thema Beachtung. Die Zeitung SHARGH sieht nicht mehr Ägypten als Vermittler.
"Stattdessen sind nun Katar und die Türkei auf die Bühne getreten - zwei Länder, denen Israel nicht traut. Amerikas Annäherungsversuche zum Iran und die Kooperation mit Katar und der Türkei in der Gaza-Krise erschweren auch eine Rolle der USA als Vermittler, denn aus Sicht der Israelis stehen die Vereinigten Staaten nun auf der anderen Seite",
analysiert SHARGH aus Teheran.
Die JERUSALEM POST erhebt denn auch schwere Vorwürfe gegen Katar.
"Das Emirat ist einer der Lieblinge der US-Regierung. Sie fördert die katarischen Ambitionen, sich als Vermittler aufzuspielen - obwohl Doha die Rechnungen der Hamas bezahlt. Während Israel eine Entmilitarisierung des Gazastreifens fordert, ist es Katar, das der Hamas zu ihrer Schlagkraft verhalf und sie in die Lage versetzte, sich unter der israelischen Grenze hindurchzugraben."
Sie hörten die JERUSALEM POST.
Die Zeitung WELT AM SONNTAG sieht vor allem US-Präsident Obama als Verlierer.
"Freilich hat Obama nicht in puncto Israel und Palästina versagt, das ja lediglich ein Nebenaspekt des großen Ganzen ist. Er steht im gesamten Nahen Osten vor einem Haufen von blutigen Scherben. Syrien ein Schlachthaus, der militärische Sieg im Irak verspielt, sunnitische Irre im Grenzgebiet zwischen diesen beiden Ländern auf dem Vormarsch - und im Hintergrund ein iranisches Regime, das kichert und sich die Hände reibt, während tief unter der Erde die Zentrifugen mit spaltbarem Material weiterlaufen."
So weit die Bilanz der WELT AM SONNTAG - und so viel zu diesem Thema.
Nun zur Ebola-Epidemie in Westafrika.
"Die Regierungen müssen Ebola ernstnehmen",
schreibt THE GUARDIAN aus Nigeria.
"Sie müssen die Aufklärung vorantreiben und auf Maßnahmen hinweisen, der Krankheit vorzubeugen oder sie einzudämmen. Penible Hygiene, Verzicht auf Fleisch von Wildtieren, kein Kontakt mit möglichen Infizierten und die sofortige Benachrichtigung der Behörden im Verdachtsfall: Das sind nur einige der Schritte, die zu tun sind",
rät THE GUARDIAN aus Lagos.
Die GULF NEWS aus Dubai mahnen Eile an.
"Ebola ist leicht übertragbar und kann Grenzen überschreiten und Kontinente durchqueren. Das Virus hat das Zeug zu einer globalen Epidemie, und das darf man nicht als Alarmismus abtun. Ebola ist kein regionales Problem mehr. Es ist die Aufgabe der Welt, gemeinsam dagegen zu kämpfen",
heben die GULF NEWS aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hervor.
"Die Helfer sind überfordert",
stellt DER TAGESSPIEGEL AM SONNTAG fest, der in Berlin erscheint.
"Und mehr als 60 sind im Kampf gegen Ebola bereits umgekommen. In dieser Situation darf die internationale Gemeinschaft Afrika nicht alleinlassen, das 100-Millionen-Dollar-Aktionsprogramm der Weltgesundheitsorganisation gegen Ebola ist daher das richtige Signal."
Die GULF TIMES aus dem Emirat Katar findet es besonders beunruhigend,...
"...dass viele Doktoren, Krankenschwestern und Pflegern betroffen sind. Gesundheitsexperten sagen, dass der Ausbruch dringend und akkurat kartographiert werden muss. Alle betroffenen und alle gefährdeten Länder benötigen einen nationalen Hilfsplan. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte in Afrika zeigen: Wenn das gut organisiert wird, kann ein Ebola-Ausbruch gestoppt werden."
Das war die GULF TIMES aus Doha.