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"Unverantwortlicher Zickzack-Kurs"

Ändert die Bundesregierung in der Euro-Krise ihren Kurs gegenüber Griechenland und erwägt dessen Austritt aus der Eurozone? Dieses Thema beschäftigt heute die Kommentatoren der Tageszeitungen - ebenso wie die Diskussionen um das TTIP-Abkommen, das angeblich regionale Spezialitäten bedroht.

    Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bei der Haushaltsdebatte im Bundestag am 28. November 2014.
    Eine angebliche Kursänderung in der Euro-Krise sorgt für Debatten. (picture alliance / dpa / Rainer Jensen)
    Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG spricht von einem "unverantwortlichen Zickzack-Kurs":
    "Erst hieß es in Berlin, den Griechen müsse dringend geholfen werden, sie müssten unbedingt in der Eurozone bleiben. Und nun, nachdem mehr als 200 Milliarden Euro an Krediten zugesagt worden sind, wird suggeriert, man könne die Griechen problemlos gehen lassen: so, als würde das nicht Milliarden an Verlusten für Steuerzahler und Investoren bedeuten. Es ist deshalb gut, dass die Bundesregierung sich jetzt bemüht, den Eindruck eines Kurswechsels auszuräumen."
    Die THÜRINGISCHE LANDESZEITUNG aus Weimar bemerkt:
    "Die griechische Krankheit ist mit einem heftigen Rückfall an die europäischen Finanzmärkten zurückgekehrt. Schuld ist der demagogische Syriza-Anführer Alexis Tsipras, der verantwortungslos einen Schuldenerlass fordert, nur um neue Schulden machen zu können. Nicht Griechenland wird erpresst, sondern Tsipras versucht den Rest Europas zu erpressen, nach dem Motto: Gebt uns mehr Geld, sonst bringen wir das europäische Finanzsystem zum Einsturz."
    Die BERLINER ZEITUNG meint dagegen:
    "Man mag über das Linksbündnis Syriza und die Verantwortungslosigkeit seines Anführers Alexis Tsipras schimpfen. Doch kann man den Menschen in Athen oder Thessaloniki ihre Verzweiflung über eine Medizin vorwerfen, die ihnen Rekordarbeitslosigkeit, sinkende Löhne und drastisch gesunkene Einkommen bescherte?"
    Der Berliner TAGESSPIEGEL erläutert:
    "Das von Syriza vorgeschlagene Sofortprogramm soll den Armen zumindest wieder Zugang zur Gesundheits- und zur Stromversorgung geben und zwei Milliarden Euro im Jahr kosten. Das wären gerade mal zehn Prozent der Summe, die das Land in diesem Jahr an Zins und Tilgung zahlen muss. Das zu verhandeln, sollte selbst Kanzlerin Merkel und ihrem Finanzminister nicht so schwerfallen."
    Viele Kommentare gibt es auch über das europäisch-amerikanische Freihandelsabkommen TTIP, durch das Kritiker den Schutz regionaler Spezialitäten bedroht sehen.
    Die LÜBECKER NACHRICHTEN schreiben:
    "In Europa und da vor allem in Deutschland wächst die Zahl der Menschen, die die Herkunft ihrer Lebensmittel genau kennen wollen. Da können regionale Produkte mit langer und vertrauenswürdiger Tradition punkten. Wenn die Europäische Union diese Wünsche der Verbraucher in den Verhandlungen über TTIP ignoriert, übergeht sie nicht zuletzt den Wählerwillen."
    Die EISENACHER PRESSE warnt:
    "Genau dort, wo schnell die Volksseele kocht, sollte man nicht allzu freimütig deutsche Positionen gegenüber den USA räumen. Bei der Wurst sind wir in Deutschland nämlich sehr eigen und lassen uns nicht gern reinreden."
    Die WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN aus Münster wenden ein:
    "Vorbildlich ist Europa in Herkunftsfragen auch nicht. So manches niederländische oder westfälische Schwein ist schon im Lkw gen Süden gereist und als spanischer oder italienischer Delikatess-Schinken zurückgekehrt. Also sollten wir über grundlegenden Verbraucherschutz diskutieren. Entscheidend ist es, dass niemand um seine Gesundheit fürchten muss oder auf dem Etikett belogen wird. Was der Konsument von Westfälischem Knochenschinken made in Houston, Texas, halten soll, wird er selbst wissen."