Der russische Präsident Putin hat erklärt, dass sein Land die in der Ukraine liegenden selbst ernannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk als unabhängig anerkennen wird. Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG nennt das Vorhaben...
"... einen schweren Schlag für alle diplomatischen Bemühungen, den Streit zwischen Kiew und Moskau doch noch friedlich beizulegen. Wird nun auch ein russischer Einmarsch zumindest in den Osten der Ukraine wahrscheinlicher? In der Vergangenheit hat Moskau in den Gebieten Hunderttausende russische Pässe verteilt. Muss Putin die 'Landsleute' nun nicht auch mit militärischen Mitteln schützen? Sollte Putin weiter Vertrauen gegenüber dem Westen verspielen wollen, so ist ihm das mit dem jüngsten Coup gelungen."
Tage, an denen einem der Atem stockt
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG bemerkt: "Die Provinzen Donezk und Luhansk sind schon so gut wie russifiziert. Putin greift - anders als von der US-Seite behauptet - gar nicht nach der ganzen Ukraine, er begnügt sich mit Stückchen und destabilisiert damit nicht nur den Nachbarstaat, sondern zugleich den gesamten Kontinent. Ein bewährtes Spiel. Das sind Tage, an denen einem der Atem stockt."
Die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg richtet den Blick auf einen anderen Aspekt: "Wie nebenbei versetzte Putin dem Minsker Abkommen den Todesstoß. Darauf hatten vor allem die Europäer fast all ihre diplomatischen Bemühungen konzentriert. Putins Inszenierung war ein erneuter Affront gegen den Westen. Daraus lässt sich im Grunde nur ein Schluss ziehen: Der Kremlchef will die Konfrontation, wahrscheinlich sogar den Krieg."
Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg zeigt sich nicht überrascht von der Zuspitzung der Krise. "Über Monate hat Putin sein Eskalations-Drehbuch Kapitel für Kapitel in die Realität umgesetzt. Erst lässt der Kreml-Herrscher 150.000 Soldaten samt schwerem Kriegsgerät aufziehen und nimmt die Ukraine als Geisel. Dann inszeniert er 'Hilferufe' der von ihm unterstützten Separatisten im Osten der Ukraine. Und die Regierung in Kiew muss hilflos mit ansehen, wie Putin dem Land die abtrünnigen Gebiete Donezk und Luhansk wohl endgültig aus dem Staatsgebiet schneidet. Sind Deutschland, die EU und die USA jetzt nicht zu sofortiger maximaler wirtschaftlicher Härte und militärischer Abschreckung gegenüber dem Kreml bereit, wird Putin auch vor dem Rest der Ukraine nicht Halt machen."
Illusionen kann keiner mehr haben
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG fragt sich, ob Putin sich angesichts der Geschlossenheit von Nato und EU verkalkuliert hat. "Oder erschafft er sich auf diesem Weg ganz gezielt die 'Bedrohung', die er braucht, um sein marodes Reich zusammenzuhalten, in dem nur die Apparate für die Repression im Inneren und die Aggression nach außen gut funktionieren? Wie dem auch sei: Illusionen, mit wem man es in Moskau zu tun hat, kann keiner mehr haben. Putin sucht die Konfrontation."
Redaktion: Dietmar Reiche