SPD-Generalsekretär
Pressestimmen zum Rücktritt von Kevin Kühnert

Der Rückzug von SPD-Generalsekretär Kühnert ist ein Thema auf den Meinungsseiten der Tageszeitungen. Dabei werfen die Kommentatoren die Frage auf, wie sich der Schritt auf die Wahl im kommenden Jahr auswirken könnte und was er über die Belastung von Politikern aussagt.

    Kevin Kühnert im Porträt
    SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert (imago / Mike Schmidt)
    Kühnert habe mit seiner Erklärung zum Rücktritt den richtigen Ton getroffen, und zwar in doppelter Weise, meint die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus:
    "Er sagt zum einen, dass keine Aufgabe, kein Job so wichtig sein kann wie die eigene Gesundheit, und er sagt all das in klaren und wohl gewählten Worten. Schon daran zeigt sich, wie groß der Verlust ist, den die SPD mit Kühnerts Abgang zu tragen hat, welches enorme politische Talent der 35-Jährige ist. Er wird schwer zu ersetzen sein."
    Die STUTTGARTER ZEITUNG blickt auf den Zeitpunkt des Rücktritts:
    "Den 'Herbst der Entscheidungen' hatten sich die Ampelparteien wohl anders vorgestellt. Vom Publikum ganz zu schweigen. Erst sehen sich die Grünen gezwungen, ihre Parteispitze neu zu besetzen. Jetzt braucht die SPD einen neuen Generalsekretär. Mit dem gesundheitsbedingten Rückzug von Kevin Kühnert kommt den Genossen ein politisches Ausnahmetalent abhanden, das zuletzt freilich nicht immer geschickt agiert hatte."
    Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG vermutet:
    "Für die SPD bietet Kühnerts Schritt wie bei den Grünen mit dem Abgang der Doppelspitze Lang/Nouripour die Chance, mit einem frischen Gesicht zu punkten und dem schon einmal erfolgreichen Parteichef Klingbeil mehr Raum zu verschaffen."
    Die Belastung, der Politiker ausgesetzt sind, ist Thema in der BADISCHEN ZEITUNG aus Freiburg:
    "Kühnert, der klug argumentieren, aber auch hart austeilen konnte, musste selbst zunehmend einstecken, öfter unfair, zuletzt aus den eigenen Reihen jenseits allen Anstands. So ein Kesseltreiben macht mürbe. Hinzu kam die Perspektive eines Wahlkampfes mit einer Kanzlerpartei in der Krise. Aufbauend dürfte auch das nicht gewirkt haben."
    Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN vermuten:
    "Offenbar haben ihn die drei Jahre im Amt - und alles, was damit zusammenhängt - tief erschöpft und vielleicht auch eine andere schwere Krankheit nach sich gezogen, sodass er nach 2025 nicht mal sein Bundestagsmandat weiter ausüben will. Ein wirklich bedenkliches Signal."
    Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG erinnert an andere Spitzenpolitiker, die gesundheitliche Probleme bekamen:
    "Von Peter Tauber über Michael Roth bis hin zu Sahra Wagenknecht reicht die Liste prominenter Persönlichkeiten, die ihr Leiden an den bisweilen monströsen Anforderungen des Betriebs schon zum Thema gemacht haben. Wenn man diesen Job voll und ganz machen will, droht er einen aufzufressen. Und mit Kevin Kühnert verlässt eine Persönlichkeit die politische Bühne, die ihn voller und ganzer gemacht hat als viele andere. Gemessen an seinen Fähigkeiten bleibt seine politische Karriere unvollendet, und das ist nicht nur für ihn persönlich bedauerlich."
    Diese Nachricht wurde am 07.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.