Das Stift Heiligenkreuz vor den Toren Wiens. 90 Luftballons in den Farben des Vatikan - gelb und weiß - steigen am 1. April in die Luft: Das Zisterzienserkloster, die Päpstlich-Theologische Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz und das Priesterseminar Leopoldinum begehen vorzeitig den 90. Geburtstag des Altpapstes Benedikt XVI., der 2007 das Kloster besucht hatte.
Für Heiligenkreuz ist Benedikt XVI., der Professor Ratzinger, die Leitfigur des Glaubens und der Theologie. 300 Studenten aus aller Welt sind an der Hochschule der Zisterzienser eingeschrieben, die Hälfte davon will Priester werden. Andere Priesterseminare im deutschsprachigen Raum stehen fast leer, hier drängen sich die Kandidaten.
"Vom Heiligen Vater geprägt"
Wer Heiligenkreuz als Studienort auswählt, hat sich meistens ganz bewusst gegen andere Theologische Fakultäten entschieden, wie Leonard Skorczyk aus der Nähe von Regensburg:
"Die katholische Theologie wird natürlich auch an vielen Fakultäten in Deutschland gelehrt, aber die Ausrichtung, der Zeitgeist, oder wie man die Theologie auffasst, ist sehr unterschiedlich. Die theologische Ausrichtung hier ist sehr kirchennah. Und auch wie durch den Namen, Benedikt XVI. Heiligenkreuz, schon ausgerichtet, von der Theologie, von dem Heiligen Vater geprägt ist. Ich meine damit, dass ich hier in Heiligenkreuz eine Theologie erleben darf, die mit der Lehrmeinung der katholischen Kirche übereinstimmt."
Patrik Krizmanić aus Stuttgart hat eine ähnliche Motivation hierhergebracht:
"Ich hatte erst vor, in Tübingen oder in Deutschland zu studieren, habe dann über persönlichen Kontakt mit einem Studenten Heiligenkreuz kennengelernt. Der hat mir gesagt: Ich kann es mir mal anschauen, weil es hier eine große Gemeinschaft an gläubigen Studenten gibt. Dass ich die Mönche da hab', Priester da hab', Priesteramtskandidaten und Studenten, die im Glauben sind, die sich engagieren, dass ich das auch wirklich hab' und da auch meinen Glauben vertiefen kann. Weil: Ich bin auch selbst nicht gläubig erzogen worden, sondern bin später erst zum Glauben gekommen."
Kritik bleibt außerhalb der Stiftsmauern
So wie Patrik Krizmanić seinen Weg nach Heiligenkreuz schildert, so erzählen viele der Studenten und Priesteramtskandidaten davon, was sie an dem Ort im Tal des Sattelbachs so mögen: Hier ist ganz klar, was die Wahrheit und was zu glauben ist. Kirchenkritik und Reformforderungen bleiben außerhalb der Stiftsmauern.
Innerhalb der Mauern erfahren die jungen Männer Sicherheit. Eine Gemeinschaft trägt sie, die in Großstädten wie Wien, Köln oder München nicht so leicht zu finden wäre. Hier muss man sich nicht täglich mit der Welt draußen konfrontieren, wenn man nicht will. Vor kurzem haben die Studenten ihre eigene Verbindung im Cartellverband gegründet. Auf dem Papstgeburtstag traten sie farbentragend auf.
Mitgefeiert hat den Geburtstag des Altpapstes Benedikt Kardinal Kurt Koch, Präsident des Ökumene-Rates in Rom. Was macht aus seiner Sicht die Attraktivität von Heiligenkreuz aus?
"Als Papst Benedikt vor zehn Jahren da war, hat er von einer 'knienden Theologie' geredet, das heißt also: die Verbindung von wissenschaftlicher Theologie und geistlichem Leben. Das Gebet und die Rede zu Gott und die Rede über Gott gehören unlösbar zusammen. Ich denke, dass das dasjenige ist, was viele junge Menschen suchen."
Heiligenkreuz war nicht immer so attraktiv: Gegründet wurde die Hochschule im Jahre 1802 und es dauerte lange bis sie zu heutiger Blüte kam.
Altar und Abitur
Vier österreichische Klöster hatten hier ihre Ausbildungsstätte, selten lag die Zahl der Studenten höher als 20. Das blieb bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts so. 1975 gab es zwölf Professoren und acht Studenten. Regensburgs Bischof Rudolf Graber führte die Wende herbei. Er entdeckte Heiligenkreuz als sicheren Ort für den Priesternachwuchs.
Er sandte junge Männer, die sich an den Altar berufen fühlten, aber kein Abitur hatten, zur Ausbildung nach Heiligenkreuz. Die Zahl der Studenten stieg wieder. Bis zum Jahre 2007 konnten vor allem Spätberufene in Heiligenkreuz Priester werden, auch ohne Hochschulreife.
2007 besuchte Papst Benedikt XVI., ein Papst mit Abitur und Professur, das Stift Heiligenkreuz. Seitdem trägt die Hochschule seinen Namen und darf sich "Päpstlich-theologische Hochschule" nennen.
Heiligenkreuz wurde zum konservativen Think Tank in der katholischen Kirche in Europa und darüber hinaus. Dieses Image strahlt aus. Abt Maximilian Hein legt Wert auf einen feinen Unterschied:
"Ich meine, wenn Sie sagen 'konservativ', dann ist es ja gut. Wenn einer uns als traditionalistisch beschimpft, dann sag' ich, dass es für uns entscheidend ist, hier nicht irgendwelche Traditionen als eigene Gebräuche festzuhalten, sondern dass wir Menschen sind, die doch missionieren wollen und die hinausgehen wollen, um den Glauben anderen Menschen zu bringen."
"Die Kirche muss missionarischer sein"
Der Abt ist Ratzinger-Schüler, er lehrt an der Hochschule. Die Bezeichnung "konservativ" findet auch der römische Kardinal Koch nicht grundsätzlich schlecht. Er bestreitet, dass sich die Haltung der Kirche mit Papst Franziskus grundsätzlich verändert habe.
Koch sagt: "Ich sehe überhaupt keine großen Unterschiede zwischen Papst Benedikt und Papst Franziskus. Papst Franziskus bringt es in seiner anderen Art, weil er ein anderer Charakter ist als Papst Benedikt. Aber der Grundimpuls, der seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil von allen Päpsten aufgenommen worden ist und jetzt von Papst Franziskus in besonderer Weise geprägt wird, ist dass die Kirche missionarischer sein muss. Dass sie nicht um sich selber kreisen kann oder wie der Papst sagt: Wir sind keine Fauteuil-Christen, die daheim bleiben, sondern wir müssen die Botschaft hinaustragen."
Der Pastoraltheologe Paul Zulehner war lange Jahre Dekan der katholisch theologischen Fakultät der Universität Wien. Er begleitet die Ausbildung der Priester immer noch mit großem Engagement. Er sieht, anders als Koch, große Unterschiede zwischen beiden Päpsten:
"Ich glaube, dass Benedikt mehr für die Sicherung der Tradition stand. Franziskus jetzt wieder die Öffnung der Fenster, wie Johannes XXIII., zu dieser modernen Welt hin probiert. Man kann tatsächlich, ohne dass man einen Spagat betreibt, sagen, die Elemente von beiden sind für die künftige Entwicklung der Kirche nützlich und hilfreich. Aber ich kann nicht nur Benedikt machen und Franziskus eben ignorieren und verachten."
Mit Organisationen vom rechten Rand der katholischen Kirche sind die Kontakte eng: Studenten von Heiligenkreuz sind Mitglieder der "Legio Mariae". Opus Deis früherer österreichischer Regionalvikar Ludwig Juza unterrichtete unlängst am Priesterseminar ganztägig über den Gründer des Werkes, Josemaria Escriva. Zu den Lehrenden zählt auch der Salzburger Weihbischof Andreas Laun. Er geriet im vergangenen Jahr dadurch in die Öffentlichkeit, dass er bei einem Treffen der rechtsextremen Identitären in Linz auftreten wollte. Das verhinderte in letzter Minute ein Verbot seines Bischofs. 2017 wird Laun altersbedingt emeritiert.
Schnurstracks vom Weltjugendtag ins Rektorat
"Kniende Theologie" ist das Leitbild von Heiligenkreuz. Eine Formulierung des Theologen Hans Urs von Balthasar. Kritisch gewendet könnte das auch heißen: mehr Frömmigkeit als Wissenschaftlichkeit. Bevor die Ordensschule sich 2007 "Päpstlich Theologische Hochschule" nennen durfte, gab es immer wieder Zweifel am wissenschaftlichen Anspruch. Wiens Theologische Fakultät lieferte ein Gutachten nach Rom. Streng geheim sei der Inhalt, sagt die Hochschule bis heute. Der damalige Wiener Dekan, Professor Paul Zulehner, umschreibt die Probleme von Heiligenkreuz zur Zeit des Gutachtens. Seiner Ansicht nach geht es um das Verhältnis zwischen Kirche und Welt:
"Ich könnte jetzt wirklich lange darüber erzählen, was wir Gemeinsames haben und wo es keinerlei Unterschiede gibt zwischen den Professoren in Heiligenkreuz und denen, die an der Wiener Fakultät unterrichten. Die andere Frage ist wirklich die Auseinandersetzung mit der modernen Welt, aber die begleitet die katholische Kirche seit dem ,Syllabus' von Pius IX. im Jahre 1864 gegenüber dem Antimodernismuseid.
In Wien wurden an der Wiener Fakultät manche Leute wie Ehrhard, der Kirchenhistoriker, gemaßregelt und des Amtes enthoben durch antimodernistische Vorgänge. Und so denke ich, dieser Streit zwischen Öffnung und Verschließung, der ist in der katholischen Kirche immer noch so etwas wie der Normalfall. Und der muss produktiv ausgeführt werden, weil ich glaube, man kann weder auf die Tradition verzichten noch auf die Situation."
Heiligenkreuz übt eine Anziehung aus auf diejenigen, denen zu viel Welt, zu viel weltlicher Zeitgeist über die Uniflure weht. Der Rektor der Hochschule Pater Karl Wallner formuliert, wie aus seiner Sicht Theologie heute vermittelt werden muss und erklärt damit den Erfolg von Heiligenkreuz:
"Heiligenkreuz bietet ein Gesamtpaket: der heutige Jugendliche, der jetzt Theologie studieren will, der kommt nicht mehr aus einem frommen Elternhaus, der hat vielleicht ein Erlebnis gehabt bei einer Gebetsveranstaltung, beim Weltjugendtag, wie es jetzt mit Papst Franziskus in Polen war. Da sind Leute zurückgekommen aus Krakau, von diesem Weltjugendtag, die sind ausgestiegen an der Bushaltestelle und sind schnurstracks in mein Rektorat gekommen um zu sagen: 'Pater Karl, ich überlege vielleicht kann ich Priester werden. Kann ich mal studieren?' Die brauchen ein Gesamtpaket. Wir sind ein Erfahrungsraum, ein Lebensraum und eben jetzt ein Studienraum des Katholischen."
"Es gibt ein Verlangen nach klaren Positionen"
Helmut Schüller, einst Caritas-Direktor in Österreich und vier Jahre lang Generalvikar in Wien, streitet seit einigen Jahren als Anführer der "Pfarrer-Initiative" für eine Erneuerung der katholischen Kirche. Er arbeitet als Studentenseelsorger in Wien und schaut mit Sorge auf den "Erfahrungsraum" im Wienerwald:
"Der Erfolg, glaube ich, kommt daher, dass es in dieser doch sehr pluralistischen Kirchenwelt doch ein sehr klares Verlangen von manchen gibt, klare Positionen zu finden. Also das sieht man ganz deutlich, welcher Typus sympathisiert mit Heiligenkreuz. Das sind Menschen, die eine klare, klassische Theologie suchen, die eher kritisch sehen, was sich da so tut an Kirchenreform-Diskussionen, die klare Bilder von Kirche, vom Priesteramt haben, vom Lehramt, von den Erwartungen an das kirchliche Lehramt. Also ich glaube, dieser Bedarf ist wieder gewachsen nach den Öffnungen im Gefolge des Vatikanischen Konzils."
Selbst Papst Benedikt XVI. schrieb bei seinem Besuch 2007 in Heiligenkreuz der Hochschule ins Stammbuch:
9.9. 2007: Wo die intellektuelle Dimension vernachlässigt wird, entsteht allzu leicht ein frömmlerisches Schwärmertum, das fast ausschließlich von Emotionen und Stimmungen lebt, die nicht das ganze Leben durchgetragen werden können.
Papst Benedikt lobte ansonsten das Kloster und seine Ausstrahlung nach Österreich und in die Nachbarländer. Aber nur die monastische Theologie, wie man es hier nennt, reichte ihm nicht. Es müsse auch der wissenschaftliche Anspruch erfüllt werden. Sonst würde der Priester in Debatten von heute nicht bestehen können.
Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck war derjenige, der Papst Benedikt XVI. ins Kloster eingeladen hatte. Der Ordensmann zeigt die Grenzen der Debattierlust auf:
Er sagt: "Und es ist schon wahr, dass wir natürlich uns profilieren an der Hochschule, indem wir sagen, wir wollen - mit allem wissenschaftlichen Ernst - die Lehre der Kirche vortragen und sie damit ausstatten und uns nicht auf irgendwelche mühsamen und ärgerlichen Diskussionspunkte und eine Art masochistische Destabilisierung und Demontage einstellen."
Abt Gregor hat die Geschicke des Klosters von 1999 bis 2011 geleitet.
Gregor Henckel-Donnersmarck: Vom Logistikunternehmer zum Abt
Der gelernte Logistiker und Kaufmann kam als Spätberufener erst 1977 ins Kloster. Seine Erfahrungen mit der Welt und seine Managementfähigkeiten prädestinierten ihn zum Kirchenmanager. In seinem ersten Leben war er bereits der Spanien-Chef eines deutschen Logistikunternehmens. Er stabilisierte die Finanzen des Zisterzienserklosters Rein, bevor er 1999 zum Abt von Heiligenkreuz gewählt wurde.
21 Patres sind in Gemeinden im Umfeld von Heiligenkreuz tätig. Ein Teil der Erzdiözese Wien wird so von den Zisterziensern versorgt. Und diejenigen, die draußen arbeiten, entwickeln durchaus ein Eigenleben, das sich vom Klosteralltag unterscheidet. Die Attraktivität für junge Leute liege auch darin, sagt Altabt Gregor:
"Im Konzil wurde betont, dass das Latein die Sprache der Kirche ist und bleibt und das soll gepflegt werden und die Landessprache wird erlaubt. Genau auf dieser Linie bewegt sich seit der Liturgiereform in der wörtlichen Übernahme dessen, was das Konzil will, das Stift Heiligenkreuz. Mit dem Erfolg, dass wir nicht nur ein Monument kirchlicher Disziplin sind im Ernstnehmen des Wortes des Konzils, sondern auch das wir dadurch - wir haben durchaus auch die Messe in der Landessprache - beides haben: Messe in Latein nach neuem Ritus. Wir sind also nicht irgendwelche Lefebvristen oder Ultrakonservative. Sondern wir nehmen den Ritus des Zweiten Vatikanischen Konzils ernst. Aber wir haben das Geschenk des gregorianischen Chorals: die älteste abendländische musikalische Bibelmeditation, die unverzichtbar mit dem Latein verbunden, verheiratet ist."
Der gregorianische Choral prägt den Alltag der Mönche in Heiligenkreuz. Sieben Mal pro Tag versammeln sie sich zu Gebet und Gesang. Täglich um 5:15 Uhr am Morgen, um 12:00 Uhr am Mittag, um 18:00 Uhr und um 19:50 Uhr erklingen die jahrtausendealten Psalmen in der Klosterkirche.
Mit diesem gregorianischen Choral haben die Zisterzienser seit dem Jahr 2006 die Charts der Hitparaden dreimal gestürmt. In Großbritannien, waren es sogar die Pop-Charts, andernorts die Klassikcharts. Mehr als 1,2 Millionen Mal verkaufte sich die CD bisher, und der Erfolg geht weiter. Dazu Altabt Gregor:
"Die Frage nach der Produktion der CD , inzwischen sind es ja mehrere, ist, glaube ich, sekundär. Sie ist nur ein Sichtbarmachen oder Hörbarmachen unseres Gebets - auch außerhalb der Klostermauern."
Gute PR-Arbeit ist sicher auch Teil des Erfolges von Heiligenkreuz. Aber es gibt auch Stimmen, die die Gleichung "Gute Zahlen gleich gute Arbeit" kritisch sehen, weniger beim Gesang als in der Priesterausbildung. Helmut Schüller, der Reformer als Studentenseelsorger in Wien, sieht gerade in der Ausrichtung von Heiligenkreuz auf Papst Benedikt XVI. und in der Betonung des Traditionellen Schwachpunkte:
"Es geht um eine Restauration des unfehlbaren Lehramtes, wie es bis Benedikt XVI. praktiziert wurde."
"Für uns ist der Papst entscheidend"
Die Leitung des Klosters nimmt die Kritik Schüllers nicht auf die leichte Schulter. Aber sie ist überzeugt: Der Weg von Heiligenkreuz führt zum Erfolg, sowohl was die Zahlen als auch, was die Qualität angeht. Abt Maximilan Hein sagt an die Adresse der Kritiker des Stifts:
"Ich glaube, was ich schon oft gesagt habe: Wir sind cum Petra et sub Petro , das heißt, wir sind mit Petrus und unter Petrus und wir wissen, was es bedeutet, dass das Petrus-Amt ein Amt der Einheit ist. Und egal, ob dieser Papst Paul VI. heißt, oder Johannes Paul II. oder Benedikt XVI. oder Franziskus, für uns ist der Papst entscheidend."
Stift Heiligenkreuz mit seinen insgesamt vier Standorten wird demnächst einen weiteren Ort dazu nehmen. Neuzelle bei Frankfurt an der Oder beherbergt ein Zisterzienserkloster, gegründet im Jahre 1268. Preußen säkularisierte das Kloster im Jahre 1817. So blieben zwar Kirche und Kloster im schönsten böhmischen Barock stehen. Aber erst jetzt, kurz vor dem 750jährigen Jubiläum könnte klösterliches Leben reanimiert werden.
Der Islam vor den Toren Wiens
Vor allem finanzielle Fragen sind zu klären, bevor die Zisterzienser in Neuzelle 2018 loslegen können. Da, wie anderswo, könnte das nicht ganz ohne Schwierigkeiten abgehen, mutmaßt Helmut Schüller. Zwischen den immer selbstständiger werdenden Gemeinden und den in Heiligenkreuz ausgebildeten Priestern könnte sich ein Problem auftun:
"Sie haben einen Priestertypus heranwachsen, der überhaupt nicht zu ihren Gemeindemodellen passt. Denn wenn ich mir anschaue, dass etwa ein Priester, ein Pfarrer heutzutage eigentlich noch mehr in Deutschland als in Österreich eigentlich davon lebt, dass die Gemeinde vor Ort das allermeiste löst und tut, dann werden sich dort Priester nicht wohlfühlen, die eigentlich davon ausgehen, dass sie bestimmen, wo’s lang geht. Also das wird ganz seltsam werden, das passt überhaupt nicht zusammen."
Schüller meint den Praxistest für Priester in den Gemeinden. Nach Ansicht von Altabt Gregor steht der gesamten Kirche ein weitaus größerer Test bevor. Er ist höchst skeptisch, was die Zukunft der Kirche in Europa angeht. Er ist überzeugt:
"Wir tun das Richtige, egal, ob wir den Erfolg sehen oder nicht. Und wenn Europa dann im Jahr 2300 endgültig vollständig muslimisiert ist oder vielleicht gibt es viele bekehrte Muslime inzwischen, da haben wir ja auch Erfahrungen in Heiligenkreuz, dann kann man vielleicht wieder an Traditionen des 20. Jahrhunderts anknüpfen."
Die "kniende Theologie" von Heiligenkreuz richtet sich auf – gegen die fremde Religion. Glaubt man dem Altabt, ist das Stift eine Bastion gegen die Islamisierung Europas. Auch das hat Tradition, kurz vor den Toren Wiens.