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Print und Online auf Augenhöhe

Die dänische Politik reformiert die Subventionierung des Medienmarktes: Wurde zuvor die Verteilung von Zeitungen unterstützt, kann sich künftig jeder um staatliche Mittel bewerben, der journalistische Inhalte produziert - ob auf Zeitungspapier oder im Internet.

Von Marc-Christoph Wagner |
    Die Frühjahrssonne lässt das Büro von Lisbeth Knudsen hell erstrahlen. Und doch blickt die Chefredakteurin und Konzernchefin des renommierten Berlingske Verlages eher düster in die Zukunft.

    "Ich befürchte, dass sich künftig immer mehr Medienunternehmen die gleiche Summe Geld teilen. Jede Redaktion mit mindestens drei Mitarbeitern kann sich nun um Subventionen bewerben, deren Gesamtsumme aber wächst nicht an. Am Ende könnten vor allem die Regionalzeitungen darunter leiden."

    Lisbeth Knudsen spricht über die jüngst beschlossene Reform der staatlichen Unterstützung für die dänischen Printmedien. Zuvor hatte man deren Distribution bezuschusst - Zeitungen, so der Hintergedanke, seinen wichtig für die Demokratie. In der dänischen Provinz dürften sie deshalb nicht mehr kosten als in den großen Städten.

    Heute aber sei dieser Gedanke veraltet. Nicht allein würden die Medien ihre eigene Digitalisierung vorantreiben. Auch die demokratische Debatte werde immer mehr im Internet und in den sozialen Medien geführt. Eine Entwicklung, die Lisbeth Knudsen keineswegs bestreitet. Und dennoch hätten die etablierten Tageszeitungen auch heute noch eine herausgehobene Bedeutung:

    "In Dänemark werden etwa 70 Prozent aller Nachrichten von den Tageszeitungen produziert. Und deshalb sollten auch die Politiker verstehen, dass sie für die Demokratie und die demokratische Debatte im Land ganz besonders wichtig sind - egal, ob sie in Papierform oder digital erscheinen."

    Eine Sicht der Dinge, die Rasmus Nielsen für veraltet hält. Er ist Eigentümer und Chefredakteur von altinget.dk - ein Onlinemedium, das sich seit mehr als einem Jahrzehnt auf die Parlamentsberichterstattung spezialisiert.

    "Es geht nicht um Hörfunk, um Fernsehen, um Print oder Online - heute ist das völlig egal. Früher hat man die Zeitung unterstützt, weil es nur die Zeitung als Medium und somit als Forum für die demokratische Debatte gab. In Zeiten des Internets aber ist das vorbei. Insofern ist es zeitgemäß, dass wir heute die journalistische Produktion, anstatt die Verteilung von Zeitungen unterstützen."

    Dass sich die Onlinemedien auch journalistisch hinter den etablierten Verlagshäusern keineswegs mehr verstecken müssen, demonstrierte der Rücktritt des dänischen Außenministers Villy Søvndal vom Amt des Parteivorsitzenden im vergangenen Herbst. Denn diesen verkündete er nicht über die traditionellen Medien, sondern im Interview mit altinget.dk.

    Und so will Chefredakteur Rasmus Nielsen die Subventionen, die er ab dem kommenden Jahr erwarten kann, auch dafür nutzen, die journalistischen Aktivitäten seines Mediums weiter auszubauen:

    "Wir würden sehr gerne einen Korrespondenten in Brüssel einstellen. Wir haben 15 Mitarbeiter im dänischen Folketing, aber keinen in Brüssel - und das ist ja absurd, wenn man sich die politischen Entscheidungsgänge heute anschaut. Das wäre das Erste, was wir täten. Darüber hinaus würden wir unsere Debattenforen erweitern und vertiefen."

    Und so stößt die Modernisierung der Subventionierung auch beim dänischen Medienverband auf ein positives Echo. Der Grundgedanke, die journalistische Produktion zu unterstützen, sei heutzutage richtig. Nun müsse sich zeigen, wie sich die Reform in der Praxis auswirke, sagt Thomas Rönnow vom Verband der Medienarbeitgeber:

    "Es gibt ein paar offene Fragen - vor allem, wer und wie kleine Redaktionen werden sich künftig für Subventionen bewerben, wie viele Akteure werden sich den Subventionstopf am Ende teilen. Im Grunde aber denke ich, wir haben die Weichen richtig gestellt. Unsere Reform kann auch international durchaus als Vorbild dienen."