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Privatdetektiv gab offenbar Allianz-Daten weiter

Nach einem Datenleck überprüft der Versicherer Allianz seine Zusammenarbeit mit Detektiven. Die Allianz reagiert damit auf einen Fall, in dem ein Ermittler sensible Kundendaten weitergegeben hatte - darunter Kontodaten und polizeiliche Ermittlungsakten.

Von Michael Watzke |
    Ist die Allianz mit den Daten Ihrer Kunden unvorsichtig umgegangen? Ja, sagt Lars Gatschke, Versicherungs-Experte beim Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin. Dass ein Unternehmen wie die Allianz personenbezogene Daten seiner Kunden an externe Dienstleister weitergebe, sei bei Verdacht auf Versicherungsbetrug zwar üblich.

    "Wenn ich es aber so handhabe, dann habe ich auch eine gesteigerte Überwachungspflicht. Ich muss dafür sorgen, dass die Standards, die ich bei mir selbst im Unternehmen zum Schutz der personenbezogenen Daten vornehme, auch von dem externen Dienstleister gewährleistet werden. Das ist anscheinend nicht geschehen."

    Im Gegenteil. Der externe Dienstleister, ein privates Detektiv-Büro, hat Klarnamen und Daten mehrerer Allianz-Kunden an die Öffentlichkeit verraten. Möglicherweise aus Rache, weil die Allianz die Zusammenarbeit mit dem externen Dienstleister im Jahr 2011 aufgekündigt hatte.
    Unter den Daten befinden sich Strafanzeigen, Bankschreiben, Asylbescheinigungen. Eine ganze Menge Daten, die die Allianz da erhoben und weitergegeben hat, sagt Lars Gatschke verwundert:

    "Insbesondere habe ich natürlich dem Prinzip der Datensparsamkeit Folge zu leisten, das heißt, ich muss dafür sorgen, dass eigentlich nur die Daten erhoben werden, die für den konkreten Vertragszweck oder die konkrete Anfrage nötig sind. Dass ich also nicht der allgemeinen Sammelwut anheimfalle."

    Auch der bayerische Landesbeauftragte für den Datenschutz, Dr.Thomas Petri, ist hellhörig geworden, als er erfuhr, welche Daten die Allianz gesammelt hat. Zum Beispiel Ermittlungsakten von Polizei und Staatsanwaltschaft. Petri geht derzeit der Frage nach, warum die Allianz im Besitz von Vernehmungsprotokollen ist. Es sei möglich, so Petri, dass diese Protokolle auf illegalem Wege an Dritte gelangt sind.

    Thomas Kranig, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht, würde sich von der Allianz wünschen, dass sie ihre Kunden stets informiert, wenn sie deren Daten an externe Dienstleister weitergibt. Kranig wünscht sich das, wohlgemerkt.

    "Transparenz ist ein Grundsatz im Datenschutz. Aber ich wüsste nicht, auf welcher Rechtsgrundlage ich die Allianz verpflichten könnte, das tatsächlich zu tun."

    Zumindest im konkreten Fall hat die Allianz die betroffenen Kunden informiert, sagt Christian Teichmann, Sprecher der Allianz Deutschland AG. Er betont, die Daten der Allianz-Kunden seien sicher – und kündigt gleichzeitig Konsequenzen an:

    "Wir nehmen diesen Fall zum Anlass, die Anzahl der für uns tätigen Ermittler zu reduzieren und zusätzliche Qualitäts-Kriterien einzuführen."

    Statt 13 externen Ermittlern sollen es in Zukunft möglicherweise nur noch zwei große sein. Wenn die Allianz den restlichen kündigt, kann man nur hoffen, dass sich die nicht auch rächen, indem sie Kundendaten verraten. Wer als Allianz-Kunde nun unsicher geworden ist, dem rät Lars Gatschke vom Verbraucherzentrale Bundesverband:

    "Wenn ich der Meinung bin, dass bei mir etwas falsch gelaufen sein könnte, habe ich natürlich grundsätzlich einen Anspruch gegenüber dem Versicherungs-Unternehmen auf Auskunft, welche Daten über mich vorhanden sind. Und an wen diese Daten weitergegeben werden."

    Und wer seinem Versicherer nicht glaubt, der kann sich natürlich auch an den Datenschutzbeauftragten in seinem Bundesland wenden.