Die Deutsche Fußball Liga DFL wollte zwei Milliarden Euro für die Auslandsvermarktung einsammeln und suchte dafür einen Investor. Insgesamt sechs bekannte Bewerber gab es: alles sogenannte Private-Equity-Firmen.
Doch bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der DFL kam die nötige Zweidrittelmehrheit für den Einstieg eines Investors nicht zusammen. 20 der 36 Profivereine stimmten für Verhandlungen mit einem Investor, elf dagegen und fünf enthielten sich. Gegen was hat sich die DLF da entschieden?
Was ist Private Equity?
Private Equity ist für Unternehmen eine Möglichkeit von vielen, an neues Kapital zu kommen. Das frische Geld kommt dabei von einem Investor. Dieser kauft sich direkt in das Unternehmen ein - er gibt also keinen Kredit oder kauft sich Aktienanteile am Unternehmen.
Das „Private“ steht nicht für privat - also Privatleute, die das Geld geben. Das „Private“ steht dafür, dass das Geschäft direkt und privat getätigt wird und nicht an Märkten handelbar ist. Viele Private-Equity-Deals sind deshalb der Öffentlichkeit auch gar nicht bekannt.
Zu einem solchen Geschäft gehört, dass sich der Private-Equity-Investor auch Mitbestimmung und Entscheidungsmöglichkeiten in dem jeweiligen Unternehmen sichert. Viele Private-Equity-Investoren kommen aus den USA. Häufig stehen Kapitalbeteiligungsgesellschaften, Fonds oder Firmen dahinter, die mit der Beteiligung klare Geschäftsinteressen verfolgen. Die Strategien können dabei unterschiedlich sein. Im Gegensatz zu Venture Capital, das in junge Firmen sogenanntes Risikokapital investiert, setzt Private Equity vor allem auf bereits etablierte Branchen und Unternehmen - so wie zuletzt bei der DFL.
Insgesamt scheint der Sportbereich sehr interessant zu sein für Private-Equity-Deals. So haben laut der Wirtschaftsdatenbank Pitchbook Private-Equity-Firmen im Jahr 2021 rund 51 Milliarden im Sport investiert. Alleine 22 Milliarden flossen nach Europa, so Pitchbook.
Was spricht für diese Form der Finanzierung?
Dafür spricht vor allem die Aussicht, schnell hohe Summen zu bekommen. Das Geld kommt dabei nicht von einer Bank oder den Finanzmärkten und kann somit zügig in das jeweilige Unternehmen fließen. Das wiederum reduziert die Abhängigkeiten von Banken. Das war auch für viele Bundesligavereine ein Hauptargument für die Beteiligung eines Private-Equity-Investors in der DFL. So sah es zum Beispiel der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Joachim Watzke, der ein Plädoyer gegen eine Bankenbeteiligung hielt. Er habe seinen Job bereits unter der Verwaltung von Gläubigern durchführen müssen. „Ich habe mich oft von Gläubigern, von Banken geradezu demütigen lassen müssen, um das Ding wieder einigermaßen flott zu kriegen. Das mache ich als Person kein zweites Mal mit, das ist 100-prozentig klar.“
Was spricht gegen eine Private-Equity-Finanzierung?
Auch ein Private-Equity-Geschäft ist immer mit einer Art von Abhängigkeit verbunden. Es wird den Investoren häufig vorgeworfen, mit besonders hohen, oft zweistelligen Renditeerwartungen in die Beteiligung zu gehen und dabei die Unternehmen auch aggressiv umzugestalten.
Auch wird ihnen vorgeworfen, hohe Gebühren für ihre Anwälte zu nehmen. Hinzu kommt, dass sich auch Private-Equity-Investoren häufig Geld von Banken leihen - indirekt kann also hier wieder eine Abhängigkeit entstehen. Unter dem Strich kann so ein Deal also versteckte Kosten beinhalten und auf lange Sicht auch sehr teuer werden.
So war auch der Vizepräsident des 1. FC Köln und ehemalige Fondsmanager Eckard Sauren aus Kostengründen gegen eine Private-Equity-Beteiligung an der DFL. Es sei günstiger, wenn die DFL selbst Anleihen ausgebe und sich somit selbst verschulde. „Die Aufnahme von Fremdkapital ist wesentlich günstiger als die Renditeerwartung eines Private-Equity-Unternehmens“, so Sauren.
Was sind bekannte Deals von Private-Equity-Investoren
Private-Equity-Investoren sind berühmt und berüchtigt am Finanzmarkt, weil sie oft ganz große Deals stemmen, die gar nicht so bekannt sind. Es gibt einen legendären Fall, bei dem in den 80er-Jahren eine der größten US-Lebensmittelketten von einer relativ kleinen Private-Equity-Firma aufgekauft wurde.
Auch in Deutschland gibt es Fälle, beispielsweise Douglas oder Toys"R"Us. Sehr bekannt ist auch die sogenannte Heuschreckendebatte - so verglich der ehemalige SPD-Politiker Franz Müntefering 2005 Private-Equity-Firmen und Hedgefonds mit Heuschreckenschwärmen.
Private-Equity-Beteiligungen sind heute aber keine Besonderheit mehr. Auch Bundesliga-Vereine stehen im Fokus. So ist zum Beispiel seit Mitte März die Private-Equity-Firma 777 Partners bei Hertha BSC Berlin investiert.
Marcus Wolf, nm