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Private Raumfahrt
Virgin Galactic plant neuen Testflug mit SpaceShipTwo

Schon vor mehr als zehn Jahren wollte der Milliardär Richard Branson mit dem Unternehmen Virgin Galactic Privatpersonen ins All bringen. Bislang blieb es bei Testflügen und einem verheerenden Unfall 2014. Nun sollen wieder zwei Testpiloten mit dem SpaceShipTwo bis an die Grenze des Weltraums fliegen.

Von Guido Meyer |
Testflug von SpaceShipTwo des privaten US-Raumfahrtunternehmens Virgin Galactic am 13. Dezember 2018 in Mojave, Kalifornien
Testflug von SpaceShipTwo des privaten US-Raumfahrtunternehmens Virgin Galactic am 13. Dezember 2018 in Mojave, Kalifornien (imago stock&people)
Anderthalb Jahre sind vergangen seit dem letzten Flug von SpaceShipTwo. Unity hieß das Schiff, das nun erneut abheben soll, wieder mit zwei Testpiloten an Bord. Virgin Galactic hat in den vergangenen Jahren Federn lassen müssen. Das Schwesterschiff Enterprise wurde bei einem dieser Testflüge zerstört. Flüge ins All gab das Unternehmen danach auf. Künftig sollen sämtliche Schiffe vom Typ SpaceShipTwo nur noch etwa 80 Kilometer hoch steigen. Nach internationalen Regeln beginnt der Weltraum aber erst ab 100 Kilometern. Da dies also kein wirklicher Weltraumtourismus mehr ist, will die Firma sich nun anders aufstellen.

"Wir stellen die Flugkabine von SpaceShipTwo für wissenschaftliche Experimente zur Verfügung. Dabei denken wir an Nutzlasten, die im Innern des Schiffes platziert werden, anstelle der Passagiere. Dies wird eine Gelegenheit sein, Forschung unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit durchzuführen."
SpaceShipTwo kann für Forschungsprojekte genutzt werden
Kyle Stephens hat als Nutzlastingenieur bei Virgin Galactic dieses Konzept mitentwickelt: Solange das mit dem Weltraumtourismus noch nicht funktioniert, könnte die US-Raumfahrtbehörde NASA, könnten Universitäten und Firmen den Platz an Bord mieten – und dafür bezahlen.

"In unser Vehikel passen sechs Personen. Wir können aber genauso gut die Passagiersitze ausbauen und sie durch Nutzlastschränke ersetzen. Oder wir können Teleskope direkt hinter den Fenstern befestigen. Unsere Lageregelungstriebwerke erlauben es, dass diese Fernrohre trotz der Bewegung des Schiffes immer denselben Punkt am Himmel im Blick behalten können."

Für Experimente ist es nicht wichtig, ob SpaceShipTwo wirklich den Weltraum erreicht oder knapp darunter bleibt. Entscheidend ist vielmehr die parabelförmige Flugbahn des Schiffes, auf der – unabhängig von der Flughöhe - ab Erreichen des Scheitelpunkts die Schwerelosigkeit einsetzt.

"Wir können für drei bis vier Minuten Schwerelosigkeit an Bord anbieten. In dieser Zeit lässt sich Einiges erledigen. Das ist wesentlich länger, als es beispielsweise Parabelflüge von Flugzeugen ermöglichen. Dort entsteht nur für 20 Sekunden Schwerelosigkeit. Am anderen Ende des Spektrums stünde ein mehrmonatiges Experiment an Bord der Internationalen Raumstation. Das ist jedoch ein sehr aufwendiger Prozess. Vielen Wissenschaftlern aber reichen ein paar Minuten für ihre Forschungsvorhaben. Ein suborbitaler Flug stellt daher einen guten Kompromiss dar."
Weltraumtouristen müssen sich noch in Geduld üben
Nach dem Unfall von 2014 vertraut Virgin Galactic seinen Schiffen erst langsam wieder Menschen an, Schritt für Schritt. Gelingt dieser Testflug, sollen beim nächsten Mal vier statt zwei Piloten an Bord sein. Weil dann immer noch keine Weltraumtouristen mitfliegen werden, werde die Firma diesen Platz anders besetzen, erklärt William Pomerantz, der Vizepräsident für spezielle Projekte bei Virgin Orbit. Diese Tochterfirma von Virgin Galactic ist für wissenschaftliche Experimente an Bord von SpaceShipTwo zuständig.
"Wir werden künftig zusätzlich einen Flugingenieur an Bord haben. Er soll darauf achten, dass die Versuche in der Kabine sicher ablaufen. Außerdem können die Chefwissenschaftler einzelner Experimente in Zukunft auch selbst mitfliegen, um beispielsweise eigenhändig Teleskope auszurichten oder um an sich selbst zu beobachten, wie der menschliche Körper auf einen Raumflug reagiert."

Solange sich mit dem Weltraumtourismus noch kein Geld verdienen lässt, ist dies für Virgin Galactic eine nette Nebeneinnahme. Denn bevor die ersten zahlenden Passagiere an Bord gehen – das kann noch dauern.