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Private und gesetzliche Krankenversicherung
Was eine Aufhebung der Zweiteilung bedeuten würde

Die derzeitige Zweiteilung in private und gesetzliche Krankenkassen empfinden viele als unfair. Was die Zusammenführung beider Systeme für alle Versicherte bedeuten würde, hat die Bertelsmann-Stiftung untersucht - und sieht Vorteile für alle Versicherten.

Von Silke Schmidt |
Gesundheitskarten verschiedener Krankenkassen liegen auf einem Tisch
Eine Zusammenlegung der Krankenversicherungssysteme in Deutschland hat laut den Machern der Bertelsmann-Studie viele Vorteile - doch es fehle die politische Mehrheit (dpa / Jens Kalaene)
Welche Faktoren wurden untersucht
Wer würde von einem Systemwechsel profitieren?
Wer befürwortet einen Systemwechsel?
Wie argumentieren Kritiker?
Wie realistisch ist ein Systemwechsel?
Was wäre, wenn der Krankenversicherungsmarkt in Deutschland nicht mehr zweigeteilt wäre? Dieses Szenario hat das Berliner Forschungsinstitut für Infrastruktur und Gesundheit (IGES) im Auftrag der Gütersloher Bertelsmann-Stiftung durchgerechnet. Basis der Untersuchung ist eine repräsentative Befragung von 12.000 Haushalten in Deutschland.
Bertelsmann-Studie zum geteilten Krankenversicherungsmarkt - Bericht von Silke Schmidt (03:04)
Welche Faktoren wurden untersucht?
Die Bertelsmann-Stiftung hat die Unterschiede zwischen gesetzlich und privat Versicherten bezüglich Einkommen und Gesundheitsrisiko untersucht. Der Studie zufolge verdienen Privatversicherte deutlich besser als gesetzlich Versicherte - im Schnitt 56 Prozent. Gleichzeitig sind sie im Durchschnitt auch gesünder. Gesetzlich Krankenversicherte sind deutlich häufiger chronisch krank, im Krankenhaus und pflegebedürftig als privat Versicherte. Sie sind auch häufiger erwerbsgemindert und schwerbehindert.
Wer würde von einem Systemwechsel profitieren?
Wenn die Privatversicherten in die gesetzlichen Kassen integriert werden, führt das der Studie zufolge insgesamt zu einem günstigeren Risikoprofil und damit zu geringeren Versicherungsbeiträgen für alle. Demnach könnten die Gesetzlichen Krankenversicherungen ein jährliches Plus von rund neun Milliarden Euro erzielen. Die Beiträge für alle Versicherten könnten danach um bis zu 145 Euro pro Jahr und Person sinken, umgerechnet knapp 13 Euro pro Monat.
Der ökonomische Nutzen wäre allerdings geringer, wenn die Ärzte einen finanziellen Ausgleich für den Ausfall der höheren Privathonorare bekämen. Dann würde die mögliche Beitragssenkung von knapp 13 Euro auf vier Euro pro Monat sinken.
Wer befürwortet einen Systemwechsel?
Die Macher der Bertelsmann-Studie sind der Auffassung, ein Wechsel lohne sich in jedem Fall auf einer ideellen Ebene. Ihr Argument: Die Menschen hätten das Gefühl, dass sie alle zu einem System gehörten, in dem solidarisch für Krankheitsrisiken eingestanden wird. Und die Zahlen deuten darauf hin, dass keine Mehrkosten entstehen, sondern am Ende sogar die gesamte Versichertengemeinschaft profitiert.
Ein Arzt tupft den Oberam eines Jungen in einer Praxis.
Wie ein solidarisches Gesundheitssystem funktionieren könnte
Die SPD will sie, die Union auf keinen Fall: die Bürgerversicherung. Der Gesundheitsökonom Mathias Kifmann hält die Trennung in gesetzlich und privat für nicht sinnvoll und hat ein Konzept für ein solidarisches Gesundheitssystem erarbeitet.
Wie argumentieren Kritiker?
Vertreter der Privatverischerer halten die Schlussfolgerungen aus den sozio-ökonomischen Verhältnissen für nicht tragfähig, da es sich um sehr schwankende Datenbasen handele. Zudem sei das Durchschnittsalter der Pirvatverischerten höher als in der gesetzlichen Krankenversicherung. Und Gesundheitslkosten korrelierten eindeutig mit dem Alter.
Wann könnte ein Systemwechsel kommen?
Die Studienmacher räumen ein, dass ihr Szenario nicht realistisch und "umsetzungsnah" sei. Eine Zusammenlegung beider Krankenversicherungssysteme zu einer Art Bürgerversicherung habe derzeit zudem keine politische Mehrheit.
Eine Sprechstundenhilfe ruft einen Patienten aus dem Wartezimmer auf.
Wie Union und SPD das Gesundheitssystem reformieren wollen
Eine Krankenkasse für alle ist gescheitert und die Unterscheidung zwischen Kassen- und Privatpatienten besteht weiter. Reformen sollen für mehr Gerechtigkeit im Wartezimmer sorgen.