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Privater Hörfunk
Krisensender

Viele Medienhäuser hat die Coronakrise massiv getroffen - auch den privaten Hörfunk. Die Werbeeinnahmen sind um die Hälfte eingebrochen. Jetzt hoffen kommerzielle Veranstalter auf Hilfe von den Landesregierungen - nach dem Vorbild Brandenburgs.

Von Michael Meyer |
Ein Schild mit der Aufschrift "On Air" ist rot angeleuchtet.
Viele private Radiosender spüren die Folgen der Coronakrise (imago/ Joel Carrett)
"'KISS FM' ist an, der Beat von Berlin an diesem Mittwoch, Tolga und Laurie für Euch am Start, Hallo! Ja, willkommen zur Show Partypeople."
Tolga und Laurie sind zwei der Stars des privaten Jugendradios "KISS FM". Die beiden Moderatoren sind Mitte Mai erstmals wieder gemeinsam auf Sendung gegangen. Tolger erzählt, dass die vergangenen Wochen durchaus fordernd gewesen seien.
"Also wir haben grundsätzlich immer sehr viel Kontakt mit unseren Hörern gehabt, auf Augenhöhe, wir sind die guten Freunde unserer Hörer, die rufen uns immer an, bei allen möglichen Themen. Jetzt war Corona das XXL-Thema, und ich glaube die Bindung zu unseren Hörern ist dadurch nochmal ordentlich gestärkt worden. Das war dann nochmal auf einer persönlichen Ebene intensiver alles."
Chefredakteur Claus Liesegang steht vor einer Karte des Verbreitungsgebiets der "Märkischen Oderzeitung"
Lokaljournalismus in Brandenburg - 1,5 Millionen Euro Subventionen vom Land
Nicht erst seit der Coronakrise haben es private Lokalmedien schwer. Das Land Brandenburg will sie nun finanziell unterstützen. Kritiker sehen die Unabhängigkeit der Presse in Gefahr.
Das junge Programm wird unter dem Dach des Medienzentrums Berlin produziert, einer GmbH, die noch weitere Sender wie den "Berliner Rundfunk" oder "943.rs2" betreibt, die sich an ältere Hörer richten. Geschäftsführer und Chefredakteur der Wortinhalte des Medienzentrums Berlin ist Armin Braun. Er erzählt, dass auf allen Kanälen - UKW, Digital, Social Media - eine stark erhöhte Zugriffsrate in den letzten Wochen zu verzeichnen war.
"Radio ist Leitmedium geworden"
"Ich würde sagen, Radio ist das Leitmedium geworden. Wir haben signifikante Anstiege vor allem in den digitalen Kanälen, wo wir das ja sofort messen können und wir sehen: es besteht eine wahnsinns erhöhte Nachfrage nach Information, aber auch zeitgleich nach Unterhaltung. Also eine hohe Anforderung ans Programm, eigentlich mehr Content zu erzeugen als vorher; und jetzt kommt aber das Paradoxe daran: zeitgleich erwischt uns die Corona-Krise wirtschaftlich als Privatsender mit voller Wucht."
Was für "Kiss FM" gilt, lässt sich für alle lokalen Radiosender feststellen. So schätzt der Privatsenderverband VAUNET, dass die Erlöse aus Radiowerbung in den Monaten März, April, Mai um durchschnittlich 50 Prozent zurückgegangen sind. Im Einzelfall seien die Verluste noch größer. Rückgänge bei der Werbung gehen durch alle Bereiche, überregional gingen sie noch stärker zurück als bei den lokalen Werbeschaltungen. Ein weiteres Problem: Die meisten Radiosender erzielen lukrative Zusatzeinnahmen durch Veranstaltungen wie Konzerte, Festivals und ähnliches – fast alles davon fällt nun Corona-bedingt weg.
In der Existenz bedroht
Christopher Franzen ist Geschäftsführer der Frank Otto Medien Beteiligungsgesellschaft, die Radiosender unter anderem in Hamburg, Sachsen und Berlin betreibt. Franzen sagt, die momentan erzielten Umsätze seien existenzbedrohend. Derzeit gebe es zwar verschiedene Hilfsprogramme einzelner Bundesländer, um den lokalen Hörfunksendern zu helfen, diese seien aber meist bescheiden, sagt Franzen:
"Insgesamt bleiben die Programme im Volumen alle relativ niedrig: Das in Brandenburg soll 600.000 € sein, ganz NRW ist momentan 700.000 €. Also das bringt für die ganze Szenerie relativ wenig. Auf der anderen Seite gibt es nationale Bemühungen bei uns, da geht es um Fragen: kann man die Deutsche Telekom dazu bewegen, die Standortmieten auf den hohen Sendemasten zu reduzieren. Davon erhoffen wir uns eigentlich mehr, weil die Volumina größer sind."
Sänger Oli P. auf der Bühne bei der 90er Live Party vom Radiosender 94,3 rs 2.
Die 90er Live Party vom Radiosender 94,3 rs 2 (imago/ photopress müller)
Hilfen in den Bundesländern
Anfang Juni verabschiedete die Bundesregierung ein Nothilfe-Paket in Höhe von 20 Millionen Euro. Der Privatsenderverband VAUNET begrüßte die Maßnahme. Aber auch die verschiedenen Einzelinitiativen der Bundesländer bewertet die Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg MABB, Anja Zimmer positiv. In Brandenburg will man sich etwa an den Verbreitungskosten der Sender beteiligen, die oft eine hohe Belastung darstellten.
"Deshalb finde ich das eigentlich einen sehr charmanten Weg - Verbreitung ist unabdingbar, so dass wir auch sicherstellen müssen, dass sie fortgeführt wird; und wenn man an Verbreitungkosten anknüpft, dann fördert man eben auch ganz besonders lokale Veranstalter, für die die Verbreitungskosten relativ gesehen besonders hoch sind."
Kontaktperson im Studio
Festzuhalten bleibt: Viele der Hilfspakete der Länder sind derzeit noch zeitlich begrenzt. Was danach kommt, wenn im zweiten Halbjahr bei den Sendern noch immer keine spürbare Verbesserung der Einnahmen zu verzeichnen ist, ist noch völlig offen. Für den Moment hoffen die "KISS FM"-Moderatoren Tolga und Laurie, dass es trotz der Corona-Beschränkungen bald wieder aufwärts geht.
"Auch unser Programm wird wieder normaler, für uns auf der Arbeit im Studio hat sich eigentlich folgendes nur verändert: dass wir jetzt wieder zusammen Radio machen dürfen. Das ist auf jeden Fall sehr erfreulich" - "Und wir stehen natürlich auch entsprechend voneinander entfernt und achten darauf, dass wenn wir Social Media machen, dass wir da nicht ganz aneinanderkleben, also wir sind auf eine Art trotzdem Kontaktperson. Aber auch da war mit der Chefetage natürlich abgesprochen, dass wir wieder zusammen senden können und dann noch die Regeln beachten."