Auch private Unternehmen können und müssen dazu beitragen, die SDGs, also die Sustainable Development Goals, weltweit zu erreichen. Diese SDGs sind die politische Zielsetzung der UN, also der Vereinten Nationen, für die Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung weltweit - und zwar auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene. 2016 traten sie in Kraft, mit einer Laufzeit von 15 Jahren, also bis 2030: Deshalb auch Agenda 2030 genannt. 17 Ziele sind da formuliert: zum Beispielkeine Armut, kein Hunger, Gesundheit und Wohlergehen. Als Punkt sechs sauberes Wasser; acht: Menschenwürde; neun: Industrie, Innovation, Infrastruktur; zwölf: nachhaltiger Konsum und Produktion; 16: Frieden; Punkt 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.
Auch private, gewinnorientierte Unternehmen können diese Ziele verfolgen, meint Johannes Grün, der Referatsleiter "Wirtschaft und Umwelt" bei Brot für die Welt: "Ja, man kann mit Nachhaltigkeit Geld verdienen. Das zeigen viele Unternehmen, die neue Ansätze in diesem Bereich gewählt haben, die biologisch angebaute Waren produzieren, die auch schon Fair Trade produzieren - das haben wir als entwicklungsförderndes Instrument schon ganz lange - und die hohen Zuspruch finden. Die Wachstumsraten im Markt von Bio, von Fair Trade, die sind sichtbar."
Schließen Nachhaltigkeit und Profit sich aus?
Problem dabei: Kaum ein wirtschaftlich orientiertes Unternehmen schafft es, alle diese Nachhaltigkeitsziele zu berücksichtigen. Es gebe aber gute Ansätze, meint Katharina Reuter von Unternehmensgrün, einem Zusammenschluss nachhaltig wirtschaftender Unternehmen: "Wenn wir zum Beispiel Vaude nehmen, Outdoor-Bekleidung, Pionier bei Nachhaltigkeit in vielen Fragen, die haben schon längst angefangen in ihren Nachhaltigkeitsbericht ihre Aktivitäten den einzelnen SDGs zuzuordnen."
Da ist dann zum Beispiel im Bericht von Vaude zu Punkt eins, "Armut", zu lesen, dass 90 Prozent der Mitarbeiter unbefristete Arbeitsverträge haben und dass sich Vaude verpflichtet, auch langfristig existenzsichernde Löhne in den Produktionsstätten im Ausland zu bezahlen. Oder zu Punkt elf, in dem es um Nachhaltigkeit geht, dass in Deutschland klimaneutral produziert werde und sich das Unternehmen beim Betrieb einer lokalen Busverbindung engagiere.
Tabak, Alkohol oder Waffen: Per se nicht nachhaltig
Mit Engagement solcher Art kann man natürlich auch gut werben - und das tun auch Unternehmen oder multinationale Konzerne, wo schon das produzierte Produkt für die Umsetzung der UN-Ziele problematisch ist, sagt Johannes Grün: "Wer Tabak verkauft, wer Alkohol verkauft, der trägt schwerlich zu einer nachhaltigen Entwicklung bei. Wer Waffen produziert, der wird nicht zum Friedensziel beitragen können."
Dennoch vereinnahmen zum Beispiel die Tabakkonzerne die UN-Nachhaltigkeitsziele ebenfalls für sich. Japan Tobacco bringt zum Beispiel ein Projekt zur Wasseraufbereitung in Bangladesch, das für die Produktion sowieso schon gebraucht wurde, jetzt mit den Nachhaltigkeitszielen in Verbindung und Phillip Morris macht sich sogar Gedanken zum Punkt drei der Ziele, nämlich Gesundheit, meint damit aber lediglich, dass man neuartige und weniger gesundheitsschädliche Tabakprodukte entwickeln und herstellen möchte.
Verbindliche Ziele: Fehlanzeige
Dass die Tabakindustrie für Millionen Todesfälle Krankheit und Armut verantwortlich ist, werde natürlich nicht erwähnt, sagt Laura Graen von Unfairtobacco: "Die größte Wirkung, die die Tabakindustrie für die Erreichung der SDGs haben kann, ist die sofortige Einstellung des Marketings und anschließend auch des Verkaufs von Zigaretten und anderen schädlichen Tabakprodukten. Das, was sie aber tun ist, einfach weitermachen wie bisher. Das hat nichts mit nachhaltiger Entwicklung zu tun, außer mit nachhaltiger Entwicklung für die Firmenprofite."
Die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele ist also bislang freiwillig, auch die einzelnen Länder haben da bisher kaum verbindliche gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen. Auch Deutschland hat sich eine Nachhaltigkeitsstrategie gegeben, die an den 17 UN-Zielen orientiert ist, aber schafft nicht genug Verbindlichkeit, das auch umzusetzen. Bestes Beispiel dafür ist das Klimaziel 2020, das wohl deutlich verfehlt werden wird.