Rund 100 Jahre ist es her, da wunderte sich der russische Bakteriologe Ilya Mechnikov über die ungewöhnlich hohe Lebenserwartung einer bestimmten Bevölkerungsgruppe in Bulgarien. Bei seinen Nachforschungen stellte der Wissenschaftler fest, dass die Menschen große Mengen fermentierter Milchprodukte verspeisten. Mechnikov begründete daraufhin die These, dass die in den Lebensmitteln enthaltenen Bakterien unerwünschte Fäulnisprozesse im Darm unterdrücken und allgemein der Gesundheit förderlich sind. Das Konzept der probiotischen Lebensmittel war geboren.
Heute sind Milchprodukte mit links- oder rechtsdrehenden Milchsäuren in fast jedem Kühlregal zu finden. Doch nicht nur für Menschen sollen die Mikroorganismen nützlich sein. Seit fast 20 Jahren werden probiotische Keime auch in der Landwirtschaft an Nutztiere verfüttert.
Der Ansatz ist für die Humanernährung ein ganz anderer als für die Tierernährung. In der Humanernährung ist das Ganze auf Gesundheit und Langlebigkeit angelegt, während wir in der Tierernährung Probiotika vor allen Dingen bei Jungtieren einsetzen, also Kälber, Ferkel. Einerseits als Durchfallprophylaxe. Es gibt auch Hinweise, dass die Transportmechanismen durch das Darmgewebe für Nährstoffe verändert werden, dass das Immunsystem günstig beeinflusst wird. Andererseits erhofft man sich auch, dass sie so was wie eine Leistung steigernde Wirkung haben.
Ortwin Simon, Professor am Institut für Tierernährung an der FU Berlin, untersucht derzeit mit einer Forschergruppe, was an diesen Hoffnungen tatsächlich dran ist. 19 probiotische Präparate sind derzeit in der EU für Nutztiere zugelassen. Allerdings nur vorläufig, denn es gibt bis heute kaum wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über die Wirkungen und Wirkungsmechanismen der Probiotika. Generell sind die Prozesse im Verdauungstrakt bislang wenig erforscht. Schätzungsweise dreißig bis sechzig Prozent der im Darm vorkommenden Keime sind noch gar nicht bekannt. Und die Ergebnisse aus den Forschungen über Probiotika in Lebensmitteln sind auf Tiere kaum übertragbar.
In der Tierernährung sind in der Regel ganz andere Bakterien eingesetzt als in der Humanernährung. In der Humanernährung sind das vor allem Lacto-Bazillen und Bifido-Bakterien. Die dann im Joghurt als lebende Keime vorhanden sind. Während die Bakterien, die bei der Tierernährung eingesetzt werden, wesentlich robuster sein müssen, weil sie in ein trockenes Futter eingemischt werden. Es handelt sich also entweder um gefriergetrocknete vegetative Zellen oder um Bakteriensporen. Oder es werden auch Hefen oder andere Keime eingesetzt.
Zwei dieser probiotischen Mikroorganismen haben die Forscher näher unter die Lupe genommen: das Bakterium Enterococcus faecium und den Bacillus cereus. Mehrere Wochen wurden die Keime an Ferkel und Muttertiere verfüttert. Die Wissenschaftler unterschiedlicher Fachgebiete - unter anderem Molekularbiologen, Immunologen und Ernährungsphysiologen - untersuchten im Folgenden, wie die einzelnen Tiere auf die Bakterien reagierten. Gleichzeitig wollten die Forscher erkunden, ob die Keime vom Muttertier auf die Ferkel übertragen werden, bevor diese über die Zufütterung selber das Probiotikum aufnehmen.
Die Ergebnisse bestätigten im wesentlichen frühere Beobachtungen der Forscher: Entgegen den Versprechungen der Industrie sind Probiotika zur Leistungs- oder Wachstumssteigerung nicht geeignet. Die Forscher konnten hier keinerlei positive Effekte feststellen. Die Mikroorganismen erwiesen sich dagegen aber als bestens geeignet, um ein großes Problem in der Tierhaltung zu bekämpfen: die Durchfallneigung bei Jungtieren.
Was aber gezeigt wurde, war, dass die Durchfallhäufigkeit der Ferkel signifikant reduziert wurde. Und das ist natürlich ein ganz wichtiger Befund. Denn wenn ein Ferkel an Durchfall erkrankt, dann wird der Tierarzt geholt und es wird erst recht therapeutisch mit Antibiotika behandelt. Diese Befunde wurden auch durch mikrobiologische Untersuchungen gestützt. Und auch mit molekularbiologischen Techniken, mit denen man Pathogenitätsfaktoren von e. coli ermitteln kann, wurden für viele gezeigt, dass eine ganz starke Reduzierung dieser pathogenen Keime vorlag.
Durch das Zurückdrängen der Krankheitserreger im Verdauungstrakt wurde auch der allgemeine Immunstatus der Tiere positiv beeinflusst. Die Zahl bestimmter körpereigener Immunzellen, die bei der Abwehr von Erregern gebildet werden, sank um bis zu 50 Prozent. Ob die Nutztiere durch Probiotika allerdings generell resistenter gegenüber Infektionen werden, ist noch ungeklärt. Das soll nun in Folgeprojekten untersucht werden.
Heute sind Milchprodukte mit links- oder rechtsdrehenden Milchsäuren in fast jedem Kühlregal zu finden. Doch nicht nur für Menschen sollen die Mikroorganismen nützlich sein. Seit fast 20 Jahren werden probiotische Keime auch in der Landwirtschaft an Nutztiere verfüttert.
Der Ansatz ist für die Humanernährung ein ganz anderer als für die Tierernährung. In der Humanernährung ist das Ganze auf Gesundheit und Langlebigkeit angelegt, während wir in der Tierernährung Probiotika vor allen Dingen bei Jungtieren einsetzen, also Kälber, Ferkel. Einerseits als Durchfallprophylaxe. Es gibt auch Hinweise, dass die Transportmechanismen durch das Darmgewebe für Nährstoffe verändert werden, dass das Immunsystem günstig beeinflusst wird. Andererseits erhofft man sich auch, dass sie so was wie eine Leistung steigernde Wirkung haben.
Ortwin Simon, Professor am Institut für Tierernährung an der FU Berlin, untersucht derzeit mit einer Forschergruppe, was an diesen Hoffnungen tatsächlich dran ist. 19 probiotische Präparate sind derzeit in der EU für Nutztiere zugelassen. Allerdings nur vorläufig, denn es gibt bis heute kaum wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über die Wirkungen und Wirkungsmechanismen der Probiotika. Generell sind die Prozesse im Verdauungstrakt bislang wenig erforscht. Schätzungsweise dreißig bis sechzig Prozent der im Darm vorkommenden Keime sind noch gar nicht bekannt. Und die Ergebnisse aus den Forschungen über Probiotika in Lebensmitteln sind auf Tiere kaum übertragbar.
In der Tierernährung sind in der Regel ganz andere Bakterien eingesetzt als in der Humanernährung. In der Humanernährung sind das vor allem Lacto-Bazillen und Bifido-Bakterien. Die dann im Joghurt als lebende Keime vorhanden sind. Während die Bakterien, die bei der Tierernährung eingesetzt werden, wesentlich robuster sein müssen, weil sie in ein trockenes Futter eingemischt werden. Es handelt sich also entweder um gefriergetrocknete vegetative Zellen oder um Bakteriensporen. Oder es werden auch Hefen oder andere Keime eingesetzt.
Zwei dieser probiotischen Mikroorganismen haben die Forscher näher unter die Lupe genommen: das Bakterium Enterococcus faecium und den Bacillus cereus. Mehrere Wochen wurden die Keime an Ferkel und Muttertiere verfüttert. Die Wissenschaftler unterschiedlicher Fachgebiete - unter anderem Molekularbiologen, Immunologen und Ernährungsphysiologen - untersuchten im Folgenden, wie die einzelnen Tiere auf die Bakterien reagierten. Gleichzeitig wollten die Forscher erkunden, ob die Keime vom Muttertier auf die Ferkel übertragen werden, bevor diese über die Zufütterung selber das Probiotikum aufnehmen.
Die Ergebnisse bestätigten im wesentlichen frühere Beobachtungen der Forscher: Entgegen den Versprechungen der Industrie sind Probiotika zur Leistungs- oder Wachstumssteigerung nicht geeignet. Die Forscher konnten hier keinerlei positive Effekte feststellen. Die Mikroorganismen erwiesen sich dagegen aber als bestens geeignet, um ein großes Problem in der Tierhaltung zu bekämpfen: die Durchfallneigung bei Jungtieren.
Was aber gezeigt wurde, war, dass die Durchfallhäufigkeit der Ferkel signifikant reduziert wurde. Und das ist natürlich ein ganz wichtiger Befund. Denn wenn ein Ferkel an Durchfall erkrankt, dann wird der Tierarzt geholt und es wird erst recht therapeutisch mit Antibiotika behandelt. Diese Befunde wurden auch durch mikrobiologische Untersuchungen gestützt. Und auch mit molekularbiologischen Techniken, mit denen man Pathogenitätsfaktoren von e. coli ermitteln kann, wurden für viele gezeigt, dass eine ganz starke Reduzierung dieser pathogenen Keime vorlag.
Durch das Zurückdrängen der Krankheitserreger im Verdauungstrakt wurde auch der allgemeine Immunstatus der Tiere positiv beeinflusst. Die Zahl bestimmter körpereigener Immunzellen, die bei der Abwehr von Erregern gebildet werden, sank um bis zu 50 Prozent. Ob die Nutztiere durch Probiotika allerdings generell resistenter gegenüber Infektionen werden, ist noch ungeklärt. Das soll nun in Folgeprojekten untersucht werden.