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Probleme im BAMF
Chef Weise will durchgreifen

Frank-Jürgen Weise leitet die Bundesagentur für Arbeit mit fast 100.000 Mitarbeitern. Seit September ist er auch der Chef des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Die Idee dahinter: Zuwanderer sollen möglichst schnell in den Arbeitsmarkt gelangen. Das Problem: Die Organisation dieser Aufgabe läuft teilweise sehr chaotisch.

Von Claudia van Laak | 26.11.2015
    Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise
    Frank-Jürgen Weise hatte Mitte der Woche seine eigene Migrationsbehörde kritisiert: Gruselig seien die Arbeitsabläufe dort. (dpa / Klaus-Dietmar Gabbert)
    Die Erstregistrierung für Asylbewerber in Berlin-Wilmersdorf. In der Schalterhalle einer ehemaligen Bank sitzen Flüchtlinge auf schicken Stühlen, die eigentlich für den Flughafen BER vorgesehen sind – aber momentan noch nicht gebraucht werden. Zwei Bundes- und zwei Landesbehörden hier unter einem Dach – darunter die Bundesanstalt für Arbeit und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge BAMF.
    "Vielleicht gehen wir mal zu mir hoch in die achte Etage..."
    Wolfgang Meier leitet die Außenstelle des Bundesamts in Berlin. Auf drei Etagen sitzen seine Mitarbeiter, bearbeiten die Flüchtlinge erkennungsdienstlich, nehmen Fingerabdrücke und lassen sie einen Fragebogen ausfüllen. Neu dabei: gleich von Anfang an werden Schule und Beruf erfasst.
    "Wir fragen zum Beispiel nach der Schulbildung, hier 10. Klasse, kommt aus Syrien, das ist jetzt so ein Fall, der könnte zur BA laufen, zum Herrn Becking, wo ist er denn, hier."
    BA, das ist die Bundesanstalt für Arbeit, Bernd Becking ist Geschäftsführer der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg. Die Zusammenarbeit der Bundesbehörden unter einem Dach: Ein Erfolgsmodell, sagen beide.
    "Wir haben ein Alleinstellungsmerkmal. Noch. Noch. Das werden wir bundesweit übernehmen, weil es geht einfach um Geschwindigkeit. Integration. Sie verlieren die Leute einfach, wenn sie sie nicht dort abholen, wo sie sind."
    Wenn die Asylbewerber bei den Mitarbeitern des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge waren – und sie eine Bleibeperspektive haben – kommen sie in das Büro von Arbeitsvermittler Jeremias Werner.
    "Die sind alle extrem motiviert, wollen arbeiten. Also das sind Erfahrungen, die uns immer wieder auffallen, dass die alle extrem engagiert sind. Und viele sind extrem hoch ausgebildet. Der Großteil der Syrer, die ich zum Beispiel hatte, da konnten wir die Vermittlungsgespräche komplett ohne Dolmetscher führen, weil die fließend Englisch sprachen."
    Welche Berufe denn die Flüchtlinge haben, wird Arbeitsvermittler Werner von den Vertretern der Wirtschaft gefragt. Da ist alles dabei, sagt Werner, vom Hilfsarbeiter über den Arzt bis zum Landwirt. Christian Wiesenhütter von der IHK schüttelt den Kopf.
    "Der Landwirt war ja das klassische Beispiel. Das heißt, wir haben nach Königsteiner Schlüssel jetzt in Berlin Landwirte. Umgekehrt kenne ich Stories, wo Piloten, ausgebildete Piloten in der Lüneburger Heide landen."
    Da passen die Logiken nicht zusammen – bei der Verteilung der Flüchtlinge auf die Bundesländer wird auf die Bedürfnisse der Unternehmen keine Rücksicht genommen. Nach einer Befragung durch das ifo-Institut für Wirtschaft sehen 6 von 10 befragten Unternehmen eine hohe Chance für die Beschäftigung von Asylbewerbern, allerdings in erster Linie als Hilfsarbeiter oder Auszubildende. Christian Wiesenhütter hofft darauf, dass möglichst viele junge Flüchtlinge eine Lehre beginnen.
    "Da klemmt's, glaube ich. Wir müssen in den Integrationskursen stärker vermitteln, welchen Stellenwert die Ausbildung hat. Dass den Flüchtlingen klar wird, die längere Perspektive ist wichtiger. Dann ist man auch nicht so konjunkturabhängig, als wenn man jeden Hilfsjob zum Beispiel im Bereich Dienstleistung annimmt."
    Die Bundesanstalt für Arbeit in Berlin und Brandenburg will demnächst in jedem Jobcenter ein Extra-Team von Arbeitsvermittlern nur für Flüchtlinge einrichten. Geschäftsführer Becking klingt, als hätte er seine Dienstanweisung direkt von Angela Merkel empfangen:
    "Das ist noch einmal wichtig, deswegen, weil wir auch im nächsten Jahr natürlich ein hohes Interesse daran haben, erste Erfolge zu zeigen. Wir wollen damit Mut machen den anderen, die noch im System drin sind. Wir wollen der Gesellschaft und der Öffentlichkeit aber auch zeigen: Ja, es geht."