Pfadenhauer: : Ja, würde ich sagen. Wir verwenden den Begriff professionell im Alltag relativ häufig. Er hat im Alltag bestimmte Konnotationen. Professionalität meint im Grunde: gekonnt ist gekonnt oder ohne viel Zeitverzögerung zu wissen, wo man hinlangt, etwas zu machen, nicht herumzupfuschen und nicht zu dilettieren. Das sind die Konnotationen dieses Begriffs im Alltag. Wir meinen damit nicht unbedingt Beruflichkeit. Das kann sein, dass man tatsächlich etwas beruflich erlernt hat. Es muss aber nicht unbedingt sein. Was wir damit meinen, ist in der Regel, dass man damit Geld verdient.
Honecker: Konnotation heißt der Beiklang.
Pfadenhauer: : Genau. Dinge, die wir assoziieren, die wir damit auch meinen. Die Erklärung ist nicht vollständig. Es ist das, was uns einfällt.
Honecker: Das finde ich aber ganz interessant, wenn ich nachhaken darf. Sie sagen, es muss nicht unbedingt der Beruf sein. Für den Laien: Professionalität beinhaltet ja im Deutschen auch den Kern Profession, das heißt ja bei uns eigentlich "beruflich".
Pfadenhauer: : Genau. Wenn wir im Alltag sagen: Jemand hat etwas wirklich professionell gemacht, dann kann es sein, dass er es gelernt hat. Es kann aber auch einfach sein, dass wir meinen, er hat nicht herumgepfuscht, er war effizient, effektiv. Während in der Soziologie - das ist die andere Herangehensweise, die ich auch in der Dissertation gewählt habe - Professionalität rückgebunden wird an den Professionsbegriff. Als Profession bezeichnen wir bestimmte, besondere Berufe. Nicht jeder Beruf ist eine Profession, aber manche Berufe sind es. Berufe, die gegenüber anderen in mehreren Merkmalen herausragen. Insbesondere in Merkmalen einer höheren Autonomie, einer höheren Entscheidungsmächtigkeit.
Honecker: Machen Sie das doch bitte deutlicher, Frau Pfadenhauer: . Was für Berufe sind das zum Beispiel, ganz praktisch?
Pfadenhauer: : Ganz praktisch meinen wir damit vor allem Medizin, also den Arztberuf, und wir meinen Juristerei. Also wir reden hier von Juristen, gemeint sind damit Anwälte, also Richter, Rechtsanwälte genauso wie Staatsanwälte. Die juristische und die medizinische Profession sind für uns der Inbegriff von Professionen. Da sind wir uns über alle Differenzen hinweg einig, dass das Professionen sind. Bei allen anderen Berufen wird nachhaltig darum gestritten.
Honecker: Was ist mit der Theologie?
Pfadenhauer: : Die Theologie ist etwas, was auch thematisiert, aber nicht eindeutig gesehen wird.
Honecker: Sie verstehen, warum ich das frage. Wir haben die Juristerei, wir haben die Medizin, und das sind ja auch Berufe, die traditionell zu den höheren Wissenschaften gehören, die man also dem Grundstudium anschließt, die man noch aufsattelt. Da würde die Theologie dann auch zu gehören.
Pfadenhauer: : Die Theologie, also der Beruf des Priesters, wird sehr häufig mit in diesen Kanon aufgenommen. Die Besonderheit dieser Berufe wird unter anderem darüber definiert, dass sie für besondere Problembereiche in der Gesellschaft zuständig sind, für Probleme, die existenziell bedeutsam sind wie Gesundheit, Gerechtigkeit. Bei der Theologie, beziehungsweise beim Priester, tauchen Begriffe auf wie Seelenheil. Aber Sie sehen schon, ich eiere da ein bisschen herum. Mediziner und Juristen, das ist ganz unstrittig. Häufig tauchen auch die Wissenschaftler noch auf, sozusagen für den Wert Wahrheit zuständig, aber da streiten sich die Geister, oder da ist man noch in der Diskussion. Wir haben im Moment eine Diskussion zu der Frage: Wie sieht es mit Pädagogen aus? Der Hintergrund dieser Professionalisierungsdiskussionen, die wir führen, die zum Teil aus den Berufsgruppen herausgeführt werden, ist, dass mit Profession in der Regel auch ein hohes Ansehen einhergeht, und insofern ist Professionalisierung oder die Anerkennung als Profession, der Professionsstatus, durchaus attraktiv.
Honecker: Die Bedeutung dieser Berufe ist also für die Gesellschaft evident. Jetzt aber noch einmal zu dem Begriff Kompetenz, Darstellungskompetenz.
Pfadenhauer: : Wir attestieren niemandem Professionalität nur deswegen, weil er irgendetwas kann, wenn er nicht in der Lage ist, das, was er kann oder das, wozu er befugt ist oder wozu er bereit ist, es zu tun, tatsächlich fortzuführen. Das ist in der Wissenschaft zum Beispiel das typische Privatgelehrtensyndrom. Man will sagen, jemand hat wahnsinnig viel im Kopf. Wir nehmen an, er weiß wahnsinnig viel, aber irgendwie kriegt er es nicht so richtig rüber. Um Professionalität attestiert zu bekommen, genügt es nicht, Kompetenz zu haben, sondern wir müssen sie darstellen können oder unter Beweis stellen, vorführen können.
Honecker: Eine abschließende Frage möchte ich Ihnen noch stellen. Sie haben in Ihrer Arbeit sehr schön den Wandel beschrieben, den die Bewertung von Arbeit von der Antike bis zur Gegenwart erfahren hat. Ich zitiere hier: "die Kritisierung des Müßiggangs wurde in der Reformation radikalisiert". Diese protestantische Bewertung hat sich bis heute gehalten, oder kann ich als Fauler auch als professionell gelten? Dieses noch einmal abschließend?
Pfadenhauer: : Bislang galt immer: Die Leistung ist das, was zählt. Inzwischen sagen wir: Das, was hinten raus kommt, ist wichtig, ob man sich da leicht tut oder schwer tut. Die, die sich leicht tun, haben es besser. Ja, das stimmt, wir haben noch diese protestantische Auffassung, aber wir sind derzeit ein bisschen in einer Umbruchsdiskussion, wo man sich eventuell fragen muss: Hält das an? Momentan können wir feststellen: Dieser hohe Ethos löst sich ein bisschen auf.
Honecker: Das war Michaela
Pfadenhauer: . Ihr Buch "Professionalität" ist in diesem Jahr bei Leske + Buderich in Opladen erschienen. Herzlichen Dank.
Honecker: Konnotation heißt der Beiklang.
Pfadenhauer: : Genau. Dinge, die wir assoziieren, die wir damit auch meinen. Die Erklärung ist nicht vollständig. Es ist das, was uns einfällt.
Honecker: Das finde ich aber ganz interessant, wenn ich nachhaken darf. Sie sagen, es muss nicht unbedingt der Beruf sein. Für den Laien: Professionalität beinhaltet ja im Deutschen auch den Kern Profession, das heißt ja bei uns eigentlich "beruflich".
Pfadenhauer: : Genau. Wenn wir im Alltag sagen: Jemand hat etwas wirklich professionell gemacht, dann kann es sein, dass er es gelernt hat. Es kann aber auch einfach sein, dass wir meinen, er hat nicht herumgepfuscht, er war effizient, effektiv. Während in der Soziologie - das ist die andere Herangehensweise, die ich auch in der Dissertation gewählt habe - Professionalität rückgebunden wird an den Professionsbegriff. Als Profession bezeichnen wir bestimmte, besondere Berufe. Nicht jeder Beruf ist eine Profession, aber manche Berufe sind es. Berufe, die gegenüber anderen in mehreren Merkmalen herausragen. Insbesondere in Merkmalen einer höheren Autonomie, einer höheren Entscheidungsmächtigkeit.
Honecker: Machen Sie das doch bitte deutlicher, Frau Pfadenhauer: . Was für Berufe sind das zum Beispiel, ganz praktisch?
Pfadenhauer: : Ganz praktisch meinen wir damit vor allem Medizin, also den Arztberuf, und wir meinen Juristerei. Also wir reden hier von Juristen, gemeint sind damit Anwälte, also Richter, Rechtsanwälte genauso wie Staatsanwälte. Die juristische und die medizinische Profession sind für uns der Inbegriff von Professionen. Da sind wir uns über alle Differenzen hinweg einig, dass das Professionen sind. Bei allen anderen Berufen wird nachhaltig darum gestritten.
Honecker: Was ist mit der Theologie?
Pfadenhauer: : Die Theologie ist etwas, was auch thematisiert, aber nicht eindeutig gesehen wird.
Honecker: Sie verstehen, warum ich das frage. Wir haben die Juristerei, wir haben die Medizin, und das sind ja auch Berufe, die traditionell zu den höheren Wissenschaften gehören, die man also dem Grundstudium anschließt, die man noch aufsattelt. Da würde die Theologie dann auch zu gehören.
Pfadenhauer: : Die Theologie, also der Beruf des Priesters, wird sehr häufig mit in diesen Kanon aufgenommen. Die Besonderheit dieser Berufe wird unter anderem darüber definiert, dass sie für besondere Problembereiche in der Gesellschaft zuständig sind, für Probleme, die existenziell bedeutsam sind wie Gesundheit, Gerechtigkeit. Bei der Theologie, beziehungsweise beim Priester, tauchen Begriffe auf wie Seelenheil. Aber Sie sehen schon, ich eiere da ein bisschen herum. Mediziner und Juristen, das ist ganz unstrittig. Häufig tauchen auch die Wissenschaftler noch auf, sozusagen für den Wert Wahrheit zuständig, aber da streiten sich die Geister, oder da ist man noch in der Diskussion. Wir haben im Moment eine Diskussion zu der Frage: Wie sieht es mit Pädagogen aus? Der Hintergrund dieser Professionalisierungsdiskussionen, die wir führen, die zum Teil aus den Berufsgruppen herausgeführt werden, ist, dass mit Profession in der Regel auch ein hohes Ansehen einhergeht, und insofern ist Professionalisierung oder die Anerkennung als Profession, der Professionsstatus, durchaus attraktiv.
Honecker: Die Bedeutung dieser Berufe ist also für die Gesellschaft evident. Jetzt aber noch einmal zu dem Begriff Kompetenz, Darstellungskompetenz.
Pfadenhauer: : Wir attestieren niemandem Professionalität nur deswegen, weil er irgendetwas kann, wenn er nicht in der Lage ist, das, was er kann oder das, wozu er befugt ist oder wozu er bereit ist, es zu tun, tatsächlich fortzuführen. Das ist in der Wissenschaft zum Beispiel das typische Privatgelehrtensyndrom. Man will sagen, jemand hat wahnsinnig viel im Kopf. Wir nehmen an, er weiß wahnsinnig viel, aber irgendwie kriegt er es nicht so richtig rüber. Um Professionalität attestiert zu bekommen, genügt es nicht, Kompetenz zu haben, sondern wir müssen sie darstellen können oder unter Beweis stellen, vorführen können.
Honecker: Eine abschließende Frage möchte ich Ihnen noch stellen. Sie haben in Ihrer Arbeit sehr schön den Wandel beschrieben, den die Bewertung von Arbeit von der Antike bis zur Gegenwart erfahren hat. Ich zitiere hier: "die Kritisierung des Müßiggangs wurde in der Reformation radikalisiert". Diese protestantische Bewertung hat sich bis heute gehalten, oder kann ich als Fauler auch als professionell gelten? Dieses noch einmal abschließend?
Pfadenhauer: : Bislang galt immer: Die Leistung ist das, was zählt. Inzwischen sagen wir: Das, was hinten raus kommt, ist wichtig, ob man sich da leicht tut oder schwer tut. Die, die sich leicht tun, haben es besser. Ja, das stimmt, wir haben noch diese protestantische Auffassung, aber wir sind derzeit ein bisschen in einer Umbruchsdiskussion, wo man sich eventuell fragen muss: Hält das an? Momentan können wir feststellen: Dieser hohe Ethos löst sich ein bisschen auf.
Honecker: Das war Michaela
Pfadenhauer: . Ihr Buch "Professionalität" ist in diesem Jahr bei Leske + Buderich in Opladen erschienen. Herzlichen Dank.