Die Mannschaft, die an diesem sommerlich warmen Nachmittag in der Sportschule Wedau in Duisburg ihr erstes Training bestreitet, würde es im regulären Spielbetrieb wahrscheinlich nie geben. Es ist das Proficamp der vereinslosen Spieler. Organisiert von der Vereinigung der Vertragsfußballspieler VDV.
Alle Spieler auf dem grünen Rasen eint, dass sie momentan bei keinem Verein unter Vertrag sind. Einer von ihnen ist der 25-jährige Marian Sarr. Als 18-Jähriger absolvierte er zwei Bundesligaspiele und einen Einsatz in der Champions League für Borussia Dortmund, doch dann begann der langsame sportliche Abstieg.
Alle Spieler auf dem grünen Rasen eint, dass sie momentan bei keinem Verein unter Vertrag sind. Einer von ihnen ist der 25-jährige Marian Sarr. Als 18-Jähriger absolvierte er zwei Bundesligaspiele und einen Einsatz in der Champions League für Borussia Dortmund, doch dann begann der langsame sportliche Abstieg.
Bereits das 18. Camp für die arbeitslosen Kicker
Im Sommer wurde sein Vertrag von Drittligist Carl Zeiss Jena nicht mehr verlängert. Etwas Unsicherheit spürt er aufgrund der Corona-Pandemie schon, aber er will sich nicht zu sehr stressen. "Corona hat allen einen Strich durch die Rechnung gemacht, nicht nur im Fußball, sondern generell die Wirtschaft. Dass die Vereine da ein bisschen abwarten, ist normal, aber sich da ein irgendwie unter Druck setzen, dass morgen irgendwas sein muss, sehe ich bei mir nicht. Das Transferfenster ist lange auf. Aber natürlich möchte man so schnell wie möglich was Neues haben."
Die Spielergewerkschaft VDV bietet schon seit 18 Jahren immer in den Sommermonaten ein Trainingscamp speziell für die vertragslosen Spieler an, damit sich diese fit halten können. Sie können an einem Mannschaftstraining teilnehmen, absolvieren Testspiele und unterziehen sich einer Leistungsdiagnostik.
In den unteren Ligen werden die Spielerkader massiv verkleinert
Trainer ist auch in diesem Jahr der langjährige Bundesliga-Trainer Peter Neururer. Viele seiner Schützlinge kommen aus der 3. oder der Regionalliga. Gerade aber in diesen Ligen müssen die Vereine den Rotstift ansetzen, erzählt Neururer: "Vereine, gerade in unteren Bereichen, die von Zuschauern zum Beispiel gelebt haben oder leben, die müssen die Gürtel jetzt wirklich enger schnallen und da haben die Jungs mit Blick auf die Realität kleine Rückschritte zu akzeptieren und auch Situationen zu akzeptieren, dahingehend, dass die Vereine nicht mehr bereit sind, so große Kader zusammenzustellen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist."
In den letzten Jahren konnten bis zu 80 Prozent der Teilnehmer am VDV-Camp an Vereine weitervermittelt werden. Die Spielergewerkschaft ist auch weiter zuversichtlich, dass diese Quote auch in Corona-Zeiten erreicht werden kann und viele Spieler einen neuen Vertrag erhalten. Trotzdem gibt es während des Camps – neben den sportlichen Angeboten - auch eine Laufbahnberatung, sportpsychologische Betreuung und eine Rechtsberatung. Damit sollen Spieler auf einen Plan B vorbereitet werden, falls sich am Ende doch kein Verein mehr findet.
"Arbeitslosigkeit ist diesen Sommer ein großes Thema im Profifußball"
Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der VDV, empfiehlt den arbeitslosen Profis, deswegen, insbesondere in Corona-Zeiten, nicht nur einseitig den Blick auf dem Fußball zu haben und auf den nächsten Vertrag zu hoffen. "Da ist es dann manchmal besser, man verbindet Fußball mit einer Tätigkeit im beruflichen Bereich beispielsweise ein Studium oder einer betrieblichen Ausbildung und ist von daher dann gut aufgestellt, als dass man darauf hofft, noch einen guten Vertrag zu kriegen, was aber zurzeit ein bisschen unwahrscheinlich ist."
Manfred Schulte sieht ebenfalls nicht besonders positiv in die Zukunft. Der Spielerberater aus Köln betreute schon Nationalspieler wie Robert Huth, Sven und Lars Bender und Jan Schlaudraff und ist seit Jahrzehnten im Geschäft. Aber er ist sich sicher: Die aktuelle Coronakrise werde zum Einschnitt für die gesamte Branche. "Die Spieler spüren erstmals seit der Kirch-Krise auch wieder wirtschaftliche Not, die können auch nicht ins Ausland wechseln, weil in der Schweiz, in Österreich und in den anderen Ländern ist die Situation die gleiche und da sind auch zu viele Spieler. Das heißt, Arbeitslosigkeit ist diesen Sommer ein großes Thema im Profifußball."
Starke Nachfrage nach Beratungsangeboten
Zudem hat sich seine Arbeit in der Pandemie grundsätzlich verändert. Früher habe sein Telefon ständig geklingelt. Heute:
"Es ruft überhaupt kein Verein an. Man muss richtig aktiv werden als Berater, man muss wirklich kämpfen, dass man die Spieler unterbekommt, die noch nichts haben im Moment und das ist eine Situation, die es in den letzten Jahren so auch nicht gegeben hat. So viel aktive Gespräche haben wir noch nie geführt in den letzten Jahren. Da war es oft so, dass sich die Vereine von selber gemeldet haben, aber das gibt es im Moment überhaupt nicht."
"Es ruft überhaupt kein Verein an. Man muss richtig aktiv werden als Berater, man muss wirklich kämpfen, dass man die Spieler unterbekommt, die noch nichts haben im Moment und das ist eine Situation, die es in den letzten Jahren so auch nicht gegeben hat. So viel aktive Gespräche haben wir noch nie geführt in den letzten Jahren. Da war es oft so, dass sich die Vereine von selber gemeldet haben, aber das gibt es im Moment überhaupt nicht."
Zwar bewegen sich die Anmeldezahlen im VDV-Camp in diesem Jahr im Bereich der Vorjahre. Allerdings spüre man bei der Gewerkschaft schon eine hohe Nachfrage. Vor allem telefonisch habe es viele Anfragen und Beratungsangebote in letzter Zeit gegeben, unterstreicht Geschäftsführer Baranowsky. "Ferner stellen sich natürlich viele Jungs, die hier teilnehmen, die Frage: Wie ist es mit meinem Bezug von Arbeitslosengeld? Habe ich Anspruch? Wo muss ich hingehen? Wie viel bekomme ich? An welche sonstigen Regeln muss ich mich halten? Es gibt Fragen zu Sozialversicherung insbesondere zur Krankenversicherung."
Ab dem Spätherbst wird es eng
Eine Chance auf einen neuen Vertrag gibt es in diesem Jahr später als sonst: Das Transferfenster endet für den Sommer aufgrund der Pandemie erst am 5. Oktober. Danach können die Vereine nur noch vertragslose Spieler verpflichten. Dann also schlägt ihre die Stunde. Denn oft entsteht bei den Vereinen durch Verletzungen im Spielerkader Handlungsdruck. Aber auch hier dürfen die arbeitslosen Spieler nicht zu sehr auf Zeit spielen, empfiehlt VDV-Geschäftsführer Baranowsky. Jeder Spieler solle sich eine persönliche Deadline setzen.
"Also Ende Oktober, Mitte November ist ein ganz guter Zeitraum, um dann realistisch den Plan B zu starten, wenn sich bis dato nichts getan hat. Wenn es ein junger Spieler ist, der auch Geld braucht, eine Ausbildung braucht, dann sollte er es nicht zu lange nach hinten ziehen, weil dann auch irgendwann die Frage aufkommt nach der Lücke im Lebenslauf."
Und auch der langjährige Spielerberater Manfred Schulte hat für die arbeitslosen Profis noch einen Ratschlag übrig für den Corona-Transfersommer 2020: "Ich rate jedem Spieler im Moment, wenn Du ein Angebot bekommst: Nimm es an! Nimm es auf jeden Fall an! Du musst die nächsten zwölf Monate überstehen. Nächstes Jahr im Sommer sieht es hoffentlich wieder ganz anders aus."
Und auch der langjährige Spielerberater Manfred Schulte hat für die arbeitslosen Profis noch einen Ratschlag übrig für den Corona-Transfersommer 2020: "Ich rate jedem Spieler im Moment, wenn Du ein Angebot bekommst: Nimm es an! Nimm es auf jeden Fall an! Du musst die nächsten zwölf Monate überstehen. Nächstes Jahr im Sommer sieht es hoffentlich wieder ganz anders aus."