Als Nikolaus von Bomhard heute seinen Aktionären die Gewinnzahlen von 2012 präsentierte, gab es überwiegend erfreute Gesichter. Der Vorstandsvorsitzende von Munich Re konnte sein Ziel, den Gewinn seines Hauses zu verdreifachen, erreichen. Eine deutlich erhöhte Dividende von sieben Euro wird in diesem Jahr an die Anteilseigner ausgeschüttet. Auch in diesem Jahr strebt der Rückversicherer annähernd drei Milliarden Euro Gewinn an.
Profite, die auf Kosten von Mensch und Umwelt erzielt werden, kritisieren im Tagungsgebäude der Messe München eigens angereiste Vertreter brasilianischer Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen. Denn: 25 Prozent der Rückversicherungssumme für den Bau des umstrittenen Großstaudammes Belo Monte im Amazonasgebiet hält die Munich Re, so Verena Glass vom Betroffenenbündnis "Xingu vivo pra sempre":
"Mit dem Bau des Staudammes werden 40.000 Menschen unmittelbar von ihrem Lebensraum vertrieben. In dieser Region wurde in letzter Zeit viel investiert in den Anbau von Biokakao. Mit diesem Staudamm werden mit den Dämmen einerseits rund 100 Kilometer des Amazonasflusses Xingu trockengelegt, andererseits 400 Quadratkilometer Regenwald überflutet. Das bezeichnen wir als indogenen Genozit."
Acht europäische Großkonzerne sind an Bau und Versicherung direkt beteiligt, zählen die NGO-Vertreter auf, darunter Siemens und die Allianz. Allein an Prämie erhält die Munich Re für ihre 25%-Beteiligung am Belo Monte-Projekt rund 15,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von vier Jahren. Laut Ansicht der Kritiker werden damit die UN-Leitprinzipien und Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO verletzt. Ebenso die von etlichen Firmen bereits anerkannte Staudammrichtlinie, die weltweit ähnliche Bauvorhaben in China, Island oder Indien regelt. Die Munich Re habe sich dieser Richtlinie bisher bewusst nicht angeschlossen, kritisiert Barbara Happe vom Dachverband kritische Aktionäre:
"Zahlreiche Finanzinstitute wie die Commerzbank, die Hypo-Vereinsbank und auch die KfW-Entwicklungsbank, die IBRD nehmen das als Richtlinie an. Beim Bau vom Belo Monte werden diese Richtlinien gleich an mehreren Stellen gebrochen."
17 Klagen wurden bislang bei der Bundesstaatsanwaltschaft des betroffenen Bundeslandes Pará eingereicht, erzählt deren ebenfalls nach München angereiste Pressesprecherin Helena Palmquist. Eine ist aktuell noch anhängig, die anderen warten auf ihre Bearbeitung und das seit Jahren:
"Seit 2006 geht es darum, dass die Anhörung der dort lebenden indigenen Völker verschleppt wird. Die frühere Regierung von Ex-Präsident Lula hat das ignoriert, deshalb wurde im vergangenen Jahr nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofes der Bau vorläufig gestoppt. Aber schon nach zehn Tagen konnte der Bau fortgesetzt werden, nachdem die Regierung eine einstweilige Verfügung einreichte. Auf die endgültige Entscheidung warten wir immer noch."
Die Sprecherin der Bundesstaatsanwaltschaft in Pará hofft, dass in diesem Jahr eine Entscheidung über den Stopp des Baus fallen wird. Die Chancen stehen jedoch schlecht. Dreißig Prozent des Projektes sind fertiggestellt, obwohl konkrete Daten zu Sedimentablagerungen gerade in einem Amazonasfluss wie dem Xingu fehlen. Auch werden die Klimaveränderungen im Amazonasbecken durch die Verschiebung des El Nino über dem Atlantik nicht berücksichtigt, monieren die Umweltorganisationen. Extreme Dürreperioden könnten in Zukunft gehäuft auftreten, ein K.-O.-Argument für ein Wasserkraftwerk, das nach heutigen Erkenntnissen von den geplanten 11.000 Megawatt Leistung nur geringe Effizienz erreichen wird, so Verena Glass vom Betroffenenbündnis "Xingu vivo pra sempre":
"Die 11.000 Megawatt sind die maximale Leistung. In der Trockenzeit, das sind vier Monate, geht diese Leistung aber gen null, das heißt, man geht von einer durchschnittlichen Megawatt-Leistung von 4000 aus. Von der Effizienz her sind das 39 Prozent."
Sollte kein Baustopp erreicht werden, befürchten die Kritiker, dass die finanzstarken Kooperationen mit dem Ausland wie mit Munich Re und sieben weiteren europäischen Konsortien den Weg ebnen für weitere Staudammprojekte im Amazonasbecken. Von zehn weiteren Standorten wissen die NGOs. Der Grund:
Das nationale Konjunkturprogramm PAC für den Zeitraum 2011-2014 legt seinen Schwerpunkt auf die Bereiche Energie, Infrastruktur und sozialen Städtebau. Das Ausgabevolumen liegt bei ca. 450 Milliarden Euro vor, der größte Teil davon im Energiebereich. Beim Belo Monte betragen die Baukosten rund zehn Milliarden Euro.
Die Münchner Rückversicherer sehen sich mit ihrem Engagement im Amazonas auf der sicheren Seite. Die Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen sei ein Aspekt, der bei der Grundsatzentscheidung eine Rolle spielte, heisst es im heutigen Statement. Bei der Entscheidung, die Versicherungsdeckung anzubieten, wurden neben reinen Risikoaspekten auch Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt. Diese Kriterien basieren unter anderem auf Informationen des brasilianischen Bundesumweltamtes IBAMA.
Für die NGO eine zweifelhafte Quelle: Denn 2011 genehmigten die brasilianischen Umweltbehörden das Belo Monte-Projekt und machten damit den Weg für das umstrittene Projekt endgültig frei.
Profite, die auf Kosten von Mensch und Umwelt erzielt werden, kritisieren im Tagungsgebäude der Messe München eigens angereiste Vertreter brasilianischer Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen. Denn: 25 Prozent der Rückversicherungssumme für den Bau des umstrittenen Großstaudammes Belo Monte im Amazonasgebiet hält die Munich Re, so Verena Glass vom Betroffenenbündnis "Xingu vivo pra sempre":
"Mit dem Bau des Staudammes werden 40.000 Menschen unmittelbar von ihrem Lebensraum vertrieben. In dieser Region wurde in letzter Zeit viel investiert in den Anbau von Biokakao. Mit diesem Staudamm werden mit den Dämmen einerseits rund 100 Kilometer des Amazonasflusses Xingu trockengelegt, andererseits 400 Quadratkilometer Regenwald überflutet. Das bezeichnen wir als indogenen Genozit."
Acht europäische Großkonzerne sind an Bau und Versicherung direkt beteiligt, zählen die NGO-Vertreter auf, darunter Siemens und die Allianz. Allein an Prämie erhält die Munich Re für ihre 25%-Beteiligung am Belo Monte-Projekt rund 15,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von vier Jahren. Laut Ansicht der Kritiker werden damit die UN-Leitprinzipien und Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO verletzt. Ebenso die von etlichen Firmen bereits anerkannte Staudammrichtlinie, die weltweit ähnliche Bauvorhaben in China, Island oder Indien regelt. Die Munich Re habe sich dieser Richtlinie bisher bewusst nicht angeschlossen, kritisiert Barbara Happe vom Dachverband kritische Aktionäre:
"Zahlreiche Finanzinstitute wie die Commerzbank, die Hypo-Vereinsbank und auch die KfW-Entwicklungsbank, die IBRD nehmen das als Richtlinie an. Beim Bau vom Belo Monte werden diese Richtlinien gleich an mehreren Stellen gebrochen."
17 Klagen wurden bislang bei der Bundesstaatsanwaltschaft des betroffenen Bundeslandes Pará eingereicht, erzählt deren ebenfalls nach München angereiste Pressesprecherin Helena Palmquist. Eine ist aktuell noch anhängig, die anderen warten auf ihre Bearbeitung und das seit Jahren:
"Seit 2006 geht es darum, dass die Anhörung der dort lebenden indigenen Völker verschleppt wird. Die frühere Regierung von Ex-Präsident Lula hat das ignoriert, deshalb wurde im vergangenen Jahr nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofes der Bau vorläufig gestoppt. Aber schon nach zehn Tagen konnte der Bau fortgesetzt werden, nachdem die Regierung eine einstweilige Verfügung einreichte. Auf die endgültige Entscheidung warten wir immer noch."
Die Sprecherin der Bundesstaatsanwaltschaft in Pará hofft, dass in diesem Jahr eine Entscheidung über den Stopp des Baus fallen wird. Die Chancen stehen jedoch schlecht. Dreißig Prozent des Projektes sind fertiggestellt, obwohl konkrete Daten zu Sedimentablagerungen gerade in einem Amazonasfluss wie dem Xingu fehlen. Auch werden die Klimaveränderungen im Amazonasbecken durch die Verschiebung des El Nino über dem Atlantik nicht berücksichtigt, monieren die Umweltorganisationen. Extreme Dürreperioden könnten in Zukunft gehäuft auftreten, ein K.-O.-Argument für ein Wasserkraftwerk, das nach heutigen Erkenntnissen von den geplanten 11.000 Megawatt Leistung nur geringe Effizienz erreichen wird, so Verena Glass vom Betroffenenbündnis "Xingu vivo pra sempre":
"Die 11.000 Megawatt sind die maximale Leistung. In der Trockenzeit, das sind vier Monate, geht diese Leistung aber gen null, das heißt, man geht von einer durchschnittlichen Megawatt-Leistung von 4000 aus. Von der Effizienz her sind das 39 Prozent."
Sollte kein Baustopp erreicht werden, befürchten die Kritiker, dass die finanzstarken Kooperationen mit dem Ausland wie mit Munich Re und sieben weiteren europäischen Konsortien den Weg ebnen für weitere Staudammprojekte im Amazonasbecken. Von zehn weiteren Standorten wissen die NGOs. Der Grund:
Das nationale Konjunkturprogramm PAC für den Zeitraum 2011-2014 legt seinen Schwerpunkt auf die Bereiche Energie, Infrastruktur und sozialen Städtebau. Das Ausgabevolumen liegt bei ca. 450 Milliarden Euro vor, der größte Teil davon im Energiebereich. Beim Belo Monte betragen die Baukosten rund zehn Milliarden Euro.
Die Münchner Rückversicherer sehen sich mit ihrem Engagement im Amazonas auf der sicheren Seite. Die Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen sei ein Aspekt, der bei der Grundsatzentscheidung eine Rolle spielte, heisst es im heutigen Statement. Bei der Entscheidung, die Versicherungsdeckung anzubieten, wurden neben reinen Risikoaspekten auch Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt. Diese Kriterien basieren unter anderem auf Informationen des brasilianischen Bundesumweltamtes IBAMA.
Für die NGO eine zweifelhafte Quelle: Denn 2011 genehmigten die brasilianischen Umweltbehörden das Belo Monte-Projekt und machten damit den Weg für das umstrittene Projekt endgültig frei.