Björn Kuhligk liest aus seinem Gedichtband "Die Sprache von Gibraltar" (2/2)
Am Mikrofon: Hubert Winkels
Ist die zeitgenössische Lyrik politisch? Und wenn ja, wie? Diese Frage stellt sich in unseren unruhigen Zeiten wieder häufiger. Björn Kuhligk beweist mit seinem neuen Gedichtband 'Die Sprache von Gibraltar', dass Aufmerksamkeit auf Sprache und Form Teil eines Versuches sein kann, die Wahrnehmung politischer oder politisch bestimmter Sachverhalte zu verändern.
Björn Kuhligks lyrische Stimme ist von großer Klarheit. Im Zentrum des Bandes steht das Langgedicht, das dem Buch seinen Namen gibt. 2014, als es noch leichtfiel, all die Menschen auf der Flucht als Problem der Mittelmeeranrainer zu verdrängen, ließen Björn Kuhligk die Berichte vom berüchtigten Grenzzaun von Melilla nicht mehr los. Er reiste dorthin, um sich ein Bild zu machen und eine Sprache für das zu finden, was er sehen würde. Mit diesem Band meldet sich ein politischer Mensch zu Wort und zeigt, was ein Gedicht vermag: Es greift uns an, weil es Bilder erzeugt, die sich nicht wegwischen lassen, doch mit seinem rauen Ton verhindert es schnelle Identifikation und Sentimentalität.
Björn Kuhligk wurde 1975 in Berlin geboren, wo er als Buchhändler arbeitet. Nach "Es gibt hier keine Küstenstraßen" (2001), "Am Ende kommen Touristen" (2002), "Großes Kino" (2005) und "Von der Oberfläche der Erde" (2009) erschien zuletzt der Gedichtband "Die Stille zwischen null und eins" (2013). Er wird einige kürzere Gedichte aus seinem Band "Die Sprache von Gibraltar" vorlesen.