Erziehungsrat statt Erziehungsgeld?
Möglichkeiten einer sinnvolleren Familienpolitik
Von Godehard Weyerer
Produktion: DLF 2015
Auf 196 Milliarden Euro belaufen sich die ehe- und familienbezogenen Leistungen von Bund, Ländern und Kommunen pro Jahr. Dessen ungeachtet hat Deutschland die niedrigste Geburtenrate weltweit. Frauen, denen es ermöglicht wird, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, neigten eher dazu, eine Familie zu gründen - meinen die einen. Andere plädieren für ein dreijähriges Erziehungsgehalt, analog einem bedingungslosen Grundeinkommen, um die Dominanz des Erwerbsdenkens zumindest bei Eltern kleiner Kinder einzudämmen. Familienpolitik könnte besser funktionieren, wenn der Staat Müttern und Vätern mit vertrauensvoller Erziehungsberatung und sozialpädagogischer Begleitung zur Seite stünde, findet der Autor - und überprüft seine Ansicht durch Recherchen in chronisch unterbesetzten Erziehungsberatungsstellen, in Gesprächen mit überforderten Eltern, mit Psychologen und Pädagoginnen. Denn fest steht: Wer Kinder in die Welt setzt, tut dies in aller Regel nicht, um staatliche Transferleistungen abzuschöpfen. Und die Entscheidung gegen Kinder ist oft getragen von der Angst vor Überforderung und Verantwortung. Familienberatung ist nicht teuer. Die rund 1.000 existierenden Beratungsstellen kosten die Steuerzahler derzeit gerade einmal 0,2 Prozent der verausgabten 196 Milliarden. Es lohnt sich, sie auszubauen.