Wie funktioniert kulturelle Aufbauhilfe?
Es diskutieren:
Anne Eberhard, Orientalistin, 2010 bis 2012 Leiterin des Goethe-Instituts in Kabul
Ghafoor Zamani, Filmemacher, geboren und aufgewachsen Afghanistan
Matthias Mainz, Musiker, 2013 Gastdozent des Afghanistan Institute of Music
Am Mikrofon: Ulrike Bajohr
Nehmen wir Afghanistan: Seit dem Abzug des ISAF-Kontingents der Bundeswehr zu Beginn dieses Jahres erreichen uns wenige Nachrichten von dort. Und wenn, dann sind es schlechte: von Taliban-Attacken auf Polizeistationen oder vollbesetzte Busse. Über ein kulturelles Leben am Hindukusch erfahren wir so gut wie nichts. Vielleicht, weil wir es uns eh nicht vorstellen können? Weil das nichts Spektakuläres ist: Theater, Dichterlesungen, Fotoausstellungen und Filme – und im Fernsehen die Suche nach dem „Afghan Superstar“? Vielleicht hören wir so wenig davon, weil viele dieser Initiativen fragil sind, instabil, kompromissbehaftet? Weil schon morgen ein schönes Projekt buchstäblich explodieren kann – und mit ihm das finanzielle und politische Engagement ausländischer Geldgeber? Denn ohne sie könnten die meisten dieser Initiativen nicht existieren.
Wenn wir nichts erfahren, bleiben uns auch Fragen erspart: Welche Kultur wird unterstützt? Westliche? Afghanische? Was ist afghanische Kultur und wer definiert sie für die Zukunft? Wann schlägt Hilfe in Bevormundung um? In Apathie? Gewöhnung? Korruption? Was macht die Abhängigkeit von Geldgebern mit Kulturschaffenden? Und mit Helfern? Selbst dann, wenn alle nur das Beste wollen? Funktioniert kulturelle Aufbauhilfe am besten in aller Stille? Eine Frage, die nicht nur für Afghanistan gilt.