Kreatives Potenzial
Vom Wert der Langeweile
Gesprächsgäste:
Prof. Joachim Bauer, Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut an der Uni-Klinik Freiburg, forscht u.a. zu den neurologischen Prozessen bei Langeweile und Müßiggang
Prof. Rainer Zech, Soziologe und Geschäftsführer der ArtSet Forschung Bildung Beratung, berät Unternehmen dabei, das kreative Potenzial ihrer Mitarbeiter zu fördern
Horst Prenzel, Pfarrer im westfälischen Lünen, gibt u.a. Seminare zur Einkehr und Muße
Am Mikrofon: Bettina Schmieding
Hörertel.: 00800 - 4464 4464
lebenszeit@deutschlandfunk.de
Langeweile ist ein Gefühl, das jeder manchmal erlebt: an einem ruhigen Sonntagnachmittag, auf langen Autofahrten oder beim Warten auf den Bus. Es kann einhergehen mit Unruhe oder Unwohlsein, Monotonie oder Lustlosigkeit. Als "bore out" kann sich Langeweile sogar zu einem Krankheitsbild ausweiten. Doch in der scheinbar nutzlosen Zeit kann auch Potenzial stecken: Manch ein Geistesblitz mag wohl der Langeweile entsprungen sein. Viele Menschen suchen bewusst Langeweile oder Zeiten der Muße. Unternehmen versuchen sogar, die Leistung oder Kreativität ihrer Mitarbeiter durch Freiraum, Ruhe und Einkehr gezielt zu fördern.
Friedrich Nietzsche hat die Langeweile in poetischer Weise als die "Windstille der Seele" bezeichnet, die Muße war vor allem in der Romantik des 19. Jahrhunderts ein ersehntes Gefühl. Doch beide Begriffe sind heute zunehmend negativ besetzt. Wir suchen Möglichkeiten der Zerstreuung, damit sich keine Langeweile einstellt. Müßiggänger werden schnell als Faulenzer bezeichnet.
In der heutigen 'Lebenszeit' sprechen wir darüber, was man am Nichtstun schätzen kann - aus wissenschaftlicher, ökonomischer und persönlicher Sicht. Welche Potenziale liegen in der Langeweile und Muße? Wie können wir lernen, mit Langeweile umzugehen, und warum suchen viele Menschen die Muße?