Gebt mir Sand, Wasser und Gold
Die Lange Nacht von der Insel Wannsee
Von Katharina Palm
Regie: Beate Ziegs
(Wdh. vom 3./4.8.13)
Wilhelm Conrad saß in Stimmings Krug und schaute auf den großen Wannsee. Dieses Gasthaus hatte einst traurige Berühmtheit durch Heinrich von Kleist erlangt und lag direkt hinter der Brücke, wenn man von Berlin kam, auf der Insel Wannsee. Hier sollte nach Conrads Willen die nobelste Villenkolonie Berlins entstehen und was er sich in den Kopf gesetzt hatte, das setzte er auch um. In dieser Villenkolonie Ahlsen, wie er sie später nannte, wohnten nur ein paar Jahre später jene, die in Berlin Rang und Namen hatten, Künstler, Industrielle und Bankiers. Sie ließen sich von berühmten Architekten spektakuläre Häuser und Gärten bauen. Man pflegte das gesellige Beisammensein und lud sich gegenseitig ein, unabhängig von jeder Religionszugehörigkeit. Mit der eigens für diese Villenkolonie Ahlsen gebauten S-Bahn zog es auch die armen Berliner an den Wannsee. Sie stiegen hier ins Wasser, um zu baden, was jedoch streng verboten war. Schließlich kamen sie in solchen Scharen, dass es schließlich doch erlaubt wurde, und so entstand das Strandbad Wannsee, der 'Lido der Armen'. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten versank das Paradies im braunen Sumpf. Die Aufarbeitung dieser dunklen Geschichte war mit zähem Ringen verbunden, das heute in mehreren Villen dokumentiert wird. Hier spiegelt sich auf kleinstem Raum die kulturelle und politische Geschichte Deutschlands der letzten 200 Jahre wider. Die verloren gegangene Vielfalt in Berlin-Wannsee lässt diese 'Lange Nacht' wieder auferstehen.