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Programm: Vor- und RückschauSonntag, 18.08.2024

  • 00:05 Uhr

    Ich bekam ein Puzzle zum Geschenk
    Die Lange Elias-Canetti-Nacht
    Von Sven Rücker
    Regie: Stefan Hilsbecher
    (Wdh. v. 16./17.8.2014)

    Elias Canetti hat das Europa des 20. Jahrhunderts zeitlich (1905-1994) und geographisch fast komplett durchmessen, hat in Bulgarien, Österreich, Deutschland und England gelebt, hat die Demokratie erste Schritte machen und scheitern, und im Zweiten Weltkrieg unvorstellbare Grausamkeit und Brutalität sich entfesseln sehen. Und über alles hat er geschrieben.

    „Ich bekam ein Puzzle zum Geschenk: Die farbige Karte Europas, auf Holz aufgeklebt, war in die einzelnen Länder zersägt worden. Man warf die Stücke auf einen Haufen und setzte blitzrasch Europa wieder zusammen.“ So berichtet der Autor Elias Canetti (1905-1994) in seiner Autobiografie. Was als Kinderspiel begann, entwickelte sich sehr schnell zum Ernstfall seiner persönlichen und künstlerischen Existenz. Mehr als einmal wurde während seines Lebens Europa zersägt und neu wieder zusammengesetzt. Als Nachkomme einer Kaufmannsfamilie mit spanischen Wurzeln wuchs Elias Canetti in Bulgarien auf, lebte in Österreich-Ungarn, in Deutschland und in England. Sein Leben umspannte fast das gesamte 20. Jahrhundert, und es umspannte fast den gesamten Kontinent. Wer also, wenn nicht er, war dazu prädestiniert, das Puzzle Europa ins Werk zu setzen? In ein Werk, das selbst wie ein Puzzle in disparate Teile zerfällt, aber vielleicht gerade dadurch seinem Gegenstand gerecht wird. So, wie Elias Canetti in seinen Texten Europa seziert, auseinandernimmt und wieder zusammenfügt, soll auch in dieser „Langen Nacht" aus den Puzzleteilen seiner zentralen Motive - Berühren, Einverleiben, Wachsen, Überleben und Verwandeln - das Bild Canettis und seines Werks zusammengesetzt werden.

  • 02:05 Uhr
    02:07 Uhr   Klassik live

    Exit Exil
    Ursula Mamlok und Bronislaw Huberman. Aus Gesprächskonzerten der Reihe „musica reanimata“.

    Roger Sessions
    From My Diary

    Ursula Mamlok
    The Birds Dream. Sechs kurze Stücke für Klavier

    Ernst Krenek
    Allegretto piacevole, animato e flessibile, aus: Sonate für Klavier Nr. 3, op. 92
    Adagio, aus: Sonate für Klavier Nr.3, op. 92

    Holger Groschopp, Klavier

    Mitschnitt vom 23.3.2023 aus dem Konzerthaus Berlin

    03:05 Uhr   Heimwerk

    Franz Schubert
    Sonate für Arpeggione und Klavier a-Moll, D 821.
    Ausgeführt mit Violine und Klavier

    Erich Höbarth, Violine
    Liese Klahn, Hammerklavier

  • 06:05 Uhr

    Sudan: Hilflose Verhandlungsversuche
    Von Anna Osius

  • 06:10 Uhr

    Adrian Willaert
    Lauda Jerusalem. Motette zu 6 Stimmen
    Capella Sancti Michaelis
    Currende Consort
    Leitung: Erik van Nevel

    Paul Siefert
    Nu preis, mein Seel, den Herren lobesame. Für 4 Singstimmen, Bläser, Streicher und Basso continuo
    Europäisches Hanse-Ensemble
    Leitung: Manfred Cordes

    Barbara Strozzi
    Salve Regina für Sopran und Basso continuo
    Maria Cristina Kiehr, Sopran
    Ensemble: Concerto Soave

    Johann Sebastian Bach
    Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren. Kantate am 12. Sonntag nach Trinitatis, BWV 137
    Katharine Fuge, Sopran
    Robin Tyson, Countertenor
    Christoph Genz, Tenor
    Monteverdi Choir
    English Baroque Soloists
    Leitung: John Eliot Gardiner

    Heinrich von Herzogenberg
    Orgel-Fantasie über die Melodie „Nun danket alle Gott", op. 46
    Hans Musch, Sandtner-Orgel

  • 07:05 Uhr

    Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen

    Erinnerung an die Badische Revolution - Jubiläumsausstellung in Rastatt

    Erinnerungskulturen in einer postmigrantischen Gesellschaft - Ein Interview mit der Politologin und Publizistin Saba-Nur Cheema

    Brandherd Sudan und die Rolle des Tschad in der Region - Ein Interview mit Ulf Laessing, Konrad-Adenauer-Stiftung

    07:50 Uhr   Kulturpresseschau

    Auszüge aus den Feuilletons der Woche

    Lage in Nahost mit Fokus Iran - Ein Interview mit der Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur

    Denk ich an Deutschland: der Schauspieler Roland Riebeling

    Am Mikrofon: Stephanie Rohde

  • 08:35 Uhr

    Religiöses Wort
    Sand - Das Schmirgelpapier der Schöpfung
    Von Pfarrer Stephan Krebs
    Evangelische Kirche

  • 08:50 Uhr

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

  • 09:05 Uhr

    Vor 75 Jahren: Gründung der Deutschen Presse-Agentur

  • 09:10 Uhr

    Kammermusik

  • 09:30 Uhr

    Jenseits von Schuld und Sühne
    Wie Strafe im Recht neu zu denken ist
    Von Frauke Rostalski

    Gut 44.000 Menschen saßen 2023 in Deutschland im Gefängnis. Sie „verbüßen“ eine Haftstrafe. Aber: Was heißt das eigentlich genau? Immer wieder stellt sich in der Öffentlichkeit die Frage nach dem Sinn und dem Zweck von Haftstrafen.
    Welchen Sinn Strafen haben, darüber gehen die Auffassungen von Rechtstheoretikern, aber auch zum Beispiel von Resozialisierungspraktikern weit auseinander. Ist Strafe schlicht die Antwort des Staates auf eine begangene Tat, eine Antwort, die das Unrecht ausgleicht und Recht durchsetzt? Damit würde die Strafe unabhängig von der gesellschaftlichen Wirkung der Haft gedacht. Ist das richtig oder muss man Strafe als reine Abschreckung für andere Täter denken? Dann wird der Täter allerdings ein bloßes Mittel zu einem präventiven Zweck. Soll daher stattdessen die Strafe den Täter oder die Täterin auf den Weg der Besserung bringen? Wenn ja, wäre der Erfolg überschaubar: 44 Prozent der Verurteilten werden nach dem Absitzen der Strafe innerhalb von sechs Jahren rückfällig.
    Frauke Rostalski sucht in dieser verzweigten Debatte nach einem neuen, zeitgemäßen Verständnis der Strafe, jenseits von „Schuld und Sühne“. Sie „plädiert“ dafür, dass Strafe eine Kommunikation mit dem Täter oder der Täterin ist. Durch Strafe erhält er oder sie eine Resonanz auf die Tat. Diese ist ihr oder ihm geschuldet, weil er oder sie trotz seiner Straftat weiterhin gleichberechtigtes Mitglied der rechtsstaatlichen Gemeinschaft ist. Ein solches Verständnis lässt sich daher besser als andere Theorien mit den Vorgaben eines freiheitlichen Rechtsstaats, in welchem stets das Individuum im Mittelpunkt zu stehen hat, in Einklang bringen.
    Frauke Rostalski ist Professorin für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität zu Köln. Zuletzt sind von ihr die Bücher „Der Tatbegriff im Strafrecht“ (2019) und - vielbeachtet - „Die vulnerable Gesellschaft - Die neue Verletzlichkeit als Herausforderung der Freiheit“ (2024) erschienen. Seit 2020 ist sie zudem Mitglied des Deutschen Ethikrats.

  • 10:05 Uhr

    Übertragung aus der Pfarrkirche St. Eligius, Völklingen
    Zelebrant: Kooperator Michael Meyer
    Katholische Kirche

  • 11:05 Uhr

    Cathryn Clüver Ashbrook, deutsch-amerikanische Politologin

  • 11:30 Uhr

    Reisenotizen aus Deutschland und der Welt

    Steiler Aufwärtstrend: Besucherrekorde in Südafrika

    Im Portrait: Anton Bruckner und seine Heimat

    Overtourismus und Japan

    Auf den Spuren von Arne Jacobsen in Kopenhagen

    Schenna - Schon immer nachhaltig?

    Am Mikrofon: Laura Kingston

  • 13:05 Uhr
  • 13:30 Uhr

    Musik und Fragen zur Person
    Der Historiker Karl Schlögel im Gespräch mit Joachim Scholl 

    Osteuropäische Geschichte - das ist Karl Schlögels Fachgebiet. In vielen Büchern hat er vor allem die russische Welt beschrieben. Jetzt, in seinem jüngsten Werk „American Matrix“, zeichnet er ein facettenreiches Porträt der USA.

  • 15:05 Uhr

    Ein Fuzz perfektes Power-Trio
    Die Dortmunder Band Daily Thompson
    Von Kai Löffler

    Die Musik von Daily Thompson erinnert an die Zeit, als die 1990er-Jahre sich auf die 70er zurückbesonnen haben, also auf Grunge, Alternative Rock und Stoner Rock. Und auch die Videos des Dortmunder Trios hätten sich bei MTV im Jahr 1992 nahtlos zwischen Pearl Jam, Sonic Youth und den Smashing Pumpkins eingefügt. Politische Botschaften will die Band keine vermitteln, sondern laut Gitarrist und Sänger Danny Zaremba einfach „coole Musik mit Gesang“ machen - und das geschieht seit mehr als zehn Jahren. Im Mai ist das fünfte Studioalbum „Chuparosa“ erschienen, und das trägt gewohnt viel West Coast-DNA in sich - es klingt nach Seattle und ist nach einem kalifornischen Gewächs benannt. Aber egal wie man die Musik nennt - ob Psychedelic, Fuzz, Stoner oder Desert Rock - Daily Thompson hat viel mehr zu bieten als bloße Nostalgie.

  • 16:10 Uhr

    Buch der Woche

    Reinhard Kaiser-Mühlecker: „Brennende Felder“
    (S. Fischer)
    Ein Beitrag von Christoph Schröder

    Am Mikrofon: Jan Drees

  • 16:30 Uhr

    KI verstehen - Der Podcast über Künstliche Intelligenz im Alltag

    Virtuelle Influencer - KI-Avatare erobern die Werbung
    Von Ralf Krauter und Carina Schroeder

    Als digitale Meinungsführer können Influencer das Wissen, die Einstellungen oder das Verhalten ihrer Follower beeinflussen. Wichtig ist dabei die Authentizität. Ähnlich ist es bei virtuellen Influencern, doch sollen sie nicht zu menschlich wirken. Was sie wiederum authentisch wirken lässt und ob künstliche Intelligenz dabei helfen kann, darüber sprechen Ralf Krauter und Carina Schroeder in dieser Episode.

  • 17:05 Uhr

    Debatten und Dokumente

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen

    "Legende" - Kirill Serebrennikov erzählt das Leben von Sergey Paradjanov bei der Ruhrtriennale

    Wildes Musikspektakel - "The Faggotts and their Friends between Revolutions"

    Erinnerung an die Badische Revolution - Jubiläumsausstellung in Rastatt

    Reihe "Freund und Feind":
    Auf der Flucht vor einstigen Freunden - Exilschriftsteller*innen 1940 Marseille
    Autor Uwe Wittstock im Gespräch

    Am Mikrofon: Susanne Luerweg

  • 18:10 Uhr
  • 18:40 Uhr

    Chinas Frauen - Xi Jinping und die Angst vor dem Feminismus

  • 19:10 Uhr

    Sportförderung in Deutschland - Probleme bekannt, aber nicht gebannt

    Bundesjugendspiele - Kommt die Reform der Reform?

    Radsport - Tour de France Fraue: 8. Etappe: Le Grand-Bornand - Alpe d'Huez (149,9km)
    Radsport - Tour de France Frauen: Bilanz-Interview nach dem Ende der Tour de France

    Beachvolleyball - EM in den Niederlanden

    Fußball - Zweifelhafte Doppelrolle von Sportradar bei Wetten im Amateurfußball
    Fußball - Wetten auf Amateurspiele - eine Gefahr für den Fußball?

    Fußball - DFB-Pokal, 1. Runde:
    1.FC Saarbrücken - 1. FC Nürnberg
    Viktoria Berlin - FC Augsburg
    Bremer SV - SC Paderborn
    Jahn Regensburg - VfL Bochum
    VfV 06 Hildesheim - SV Elversberg
    SV Sandhausen - 1. FC Köln
    Hansa Rostock - Hertha BSC
    Teutonia Ottensen - Darmstadt 98
    SG Dynamo Dresden - Fortuna Düsseldorf
    SV Meppen - Hamburger SV
    Sportfreunde Lotte - Karlsruher SC

    Am Mikrofon: Maximilian Rieger

  • 20:05 Uhr

    Nach der Arbeit hängen die Kleider ihre Menschen auf
    Von Senta Höfer
    Regie: Cordula Dickmeiß
    Mit: Constanze Becker, Lisa Hrdina, Sabine Falkenberg, Philipp Lind
    Ton: Hermann Leppich
    Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2023

    2020 brachte Covid rumänische Beschäftigte beim Fleischkonzern Tönnies in die Schlagzeilen. Nach kurzer Zeit war das Medieninteresse wieder erloschen. Dieses Feature lässt sie zu Wort kommen: kein Werksreport, sondern Begegnungen mit Menschen.
    Im Frühjahr 2020 erkranken in den Sammelunterkünften der Firma Tönnies in und um Rheda-Wiedenbrück hunderte SchlachthofarbeiterInnen an Covid-19. Die deutschen Medien berichten ausführlich. PolitkerInnen, GewerkschafterInnen und FirmenvertreterInnen diskutieren in Nachrichtensendungen, Reportagen und Talkshows. Die ArbeiterInnen kommen so gut wie gar nicht zu Wort. Auf die Frage (an einen Journalisten), warum das wohl so sei, kommt die Antwort: wahrscheinlich Sprachprobleme.
    Die Autorin Senta Höfer kommt selbst aus Rumänien. In den wenigen O-Tönen, die in den Berichten eines Deutschlandfunk-Reporters zu hören sind, versucht sie, unter dem Voiceover die Aussagen der rumänischen und bulgarischen ArbeiterInnen zu verstehen. Dann spricht sie mit ihnen, in Deutschland und Rumänien. Und sie erzählen: von ihrem Leben in den Schlachthöfen - und ihren anderen Leben, zu Hause. Dabei zeigen sich Menschen und Schicksale, nicht bloß Arbeitskräfte, über deren Arbeitslohn und -stunden verhandelt wird - von ihren ArbeitgeberInnen, den SubunternehmerInnen, aber auch von den GewerkschafterInnen und den AktivistInnen, die ihnen helfen wollen, ihre Rechte zu vertreten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

    Das Feature wurde 2024 für den CIVIS-Preis nominiert.

    Senta Höfer, geboren 1971 in Bukarest, studierte nach der Ausreise in die Bundesrepublik (1988) Germanistik und Journalistik in London, Bamberg, Antwerpen und New York. Zunächst freie journalistische Tätigkeit; dazu Projektarbeit für die UN, Stiftungen und das Auswärtige Amt, v.a. im Kulturbereich, der internationalen Diplomatenausbildung und dem Holocaustgedenken. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

  • 21:05 Uhr

    Klavier-Festival Ruhr 2024

    La Famille Rameau
    Werke von Jean-Philippe Rameau, Claude Rameau, Lazare Rameau, Claude-François Rameau, u.a.

    Justin Taylor, Cembalo

    Aufnahme vom 18.6.2024 aus der Orangerie Schloss Rheda

    Am Mikrofon: Bernd Heyder

    Jean-Philippe Rameau ging als bedeutendster französischer Opernkomponist und Musiktheoretiker des 18. Jahrhunderts in die Geschichte ein. Zunächst hatte sich der Organist aus Dijon aber mit originellen Pièces de Clavecin im Pariser Musikleben etablieren können. Sein Sohn Claude-François war ebenfalls ein ausgezeichneter Tastenmeister und Komponist, und dasselbe gilt für Jean-Philippes Bruder Claude und dessen Sohn Lazare. Beim Klavier-Festival Ruhr zeichnete der Cembalist Justin Taylor nun im historischen Ambiente von Schloss Rheda ein faszinierendes musikalisches Familienporträt, zu dem er manch eigene Repertoire-Wiederentdeckung beitragen konnte. Darüber hinaus bot er Seitenblicke auf die Rameau-Kollegen François Couperin und Jean-Baptiste Forqueray.

  • 23:05 Uhr