Außenseiter - Annäherung an eine bedrohte Art
Von Ralf Konersmann
Mitunter hat es den Anschein, dass es in unseren individualisierten Lebenswelten zwar alle etwas besonderes sein wollen, aber keiner ein Außenseiter. Aber was ist das für ein sozialer Typus, der Außenseiter?
Leute, die schräg rüberkommen, dürfte es zu allen Zeiten gegeben haben. Aber waren sie auch „Außenseiter“? Waren sie Außenstehende, Unzugehörige, von denen es heißt, dass sie die gebotene Anpassung schuldig bleiben und mit dem Geist der Gemeinschaft - dem Geist des „Wir“ - auch diesen selbst aufs Spiel setzen?
Genaueres Hinsehen lässt eher vermuten, dass die Figur des Außenseiters eine charakteristische Erscheinung der modernen Gesellschaft ist: einer Gesellschaft, die jedoch mit all denen hadert, die es in ihren Augen am Einsatz für das Projekt fehlen lassen, als das sie selbst sich versteht.
Ralf Konersmann, geboren 1955 in Düsseldorf, Hochschullehrer und Publizist, war bis 2021 Direktor des Philosophischen Seminars an der Universität Kiel. Einem größeren Publikum bekannt wurde er durch seinen Bestseller Die Unruhe der Welt (2015), 2017 kam das Wörterbuch der Unruhe heraus, das mit dem Tractatus-Preis ausgezeichnet wurde und 2021 erschien Welt ohne Maß.Demnächst kommt, ebenfalls bei S. Fischer, sein Essay Außenseiter heraus.