Aus dem Literarischen Colloquium Berlin
Niemand dichtet so witzig und gedankenschnell wie Monika Rinck. In ihrem neuen Gedichtband „Höllenfahrt & Entenstaat“ fühlt sie der Zeit den Puls - und der Puls ist schwach.
Gast Monika Rinck
Gesprächspartner: Marie Luise Knott, Anh-Linh Ngo
Moderation: Tobias Lehmkuhl
Befinden wir uns auf Höllenfahrt? Ahnungslos, Bewohner eines Entenstaats? Watscheln und Quaken wir lustig vor uns hin, während die Welt in den Abgrund rast? Mit Verbrennerantrieb, versteht sich? Monika Rincks neuer Gedichtband „Höllenfahrt & Entenstaat“ fühlt der Zeit den Puls, und der Puls ist schwach, müde ist das Menschengeschlecht: „Denn müde bist du. Fast noch am Leben. Knöcheltief im hellen Mehl auf Ebenen wirst du stehen, lange warten, dich biegen. Auf einem endlosen Parkdeck, ruhend wie der Verkehr.“ Vielfach ausgezeichnet, ist Monika Rinck seit ihrem Debüt „Verzückte Distanzen“ (2004) eine der wichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Poesie. Niemand dichtet so witzig und gedankenschnell wie sie, ob in den fast schon sprichwörtlich gewordenen „Honigprotokollen“ (2012) oder in ihrer Operetten-Farce „Alle Türen“ (2019). In ihrem ersten Band seit fünf Jahren nun legt Rinck eine poetische Analyse unserer mobilen und mentalen Gegenwart vor. Wenn sie dafür auch tief ins Straßenverkehrsrecht und den Katalog der Straßenbauprojekte der Bundesregierung eingetaucht ist: Ihr lyrischer Motor läuft mit alternativen Treibstoffen, mit „Mayröckers Musikantrieb“ und „Keilriemen Haydn“. Über Monika Rincks poetische „Engpassbeseitigung“ diskutieren gemeinsam mit der Autorin die Essayistin und Übersetzerin Marie Luise Knott und der Architekturtheoretiker und Journalist Anh-Linh Ngo. Es moderiert Tobias Lehmkuhl.