Die Gartenstädte Amazoniens
Als der Urwald ganze Zivilisationen barg
Von Lucian Haas
(Wdh. v. 25.3.2024)
Als die Spanier im Jahr 1542 erstmals den Amazonas erreichten, berichteten sie von Städten entlang des Flusses und Straßen, die ins Landesinnere führten. Schon 50 Jahre später fand man nichts davon wieder. Die Berichte wurden zum Mythos. Forscher sahen den Amazonas stattdessen als weitgehend unberührten Urwald an, in dem sich große Zivilisationen nicht entwickeln konnten. Seit einigen Jahren wandelt sich dieses Bild. Mit Hilfe von Lidar, einer Technik zur Luft-Kartierung kompletter Landschaftsstrukturen, haben Archäologen sensationelle Entdeckungen gemacht: Tatsächlich gab es am Amazonas in präkolonialer Zeit weitläufige urbane Zentren. Die Menschen rodeten den Regenwald aber nicht großflächig, sondern lebten eng verzahnt mit der Natur in sogenannten Gartenstädten. Große Teile Amazoniens sind heute das Erbe einer früheren Kulturlandschaft.