Ich erbe so viel - und jetzt?!
Adel, Konsens und Gerechtigkeit (1/4)
Feudalismus, Scham und Mastektomie (2/4)
Von Joyce Thumb
Regie: Joyce Thumb
Produktion: Deutschlandfunk 2025
(Wdh. am 07.01.2025, Deutschlandfunk Kultur, 22.03 Uhr)
Joyce ist adelig und wird eines Tages richtig dick erben. Wie damit umgehen? Wie den Vater überzeugen, die Besitztümer jetzt schon herzugeben - und sie zu vergemeinschaften?
Freiin Joyce Ruth Orélie Thumb von Neuburg - klingt fancy? Ist es auch. Joyce ist nicht nur mit einem besonderen Namen gesegnet, Joyce wird eines Tages auch Immobilien, einen Wald und mehrere Ländereien erben. They findet das unfair, zumal die Recherchen ergeben, dass an adeligem Vermögen eigentlich immer Blut klebt. Sollte man es nicht am besten der Gesellschaft zurückgeben? Aber wie, wem konkret - und was wird Joyce Vater dazu sagen? Die beiden haben kein einfaches Verhältnis, vor allem, seitdem sich Joyce auch gerne Finn nennt.
In vier spannenden Episoden arbeitet sich Joyce schmerzhaft an den eigenen Privilegien ab. Joyce beziehungsweise Finn liefert sich darüber hinaus sehr intensiven und berührenden Gesprächen mit dem Vater aus. They will ihn unbedingt davon überzeugen, dass es moralisch geboten sei, sich selbst zu enteignen. Immer mit dabei: Joyce frisches Sweetheart Resi, das Polykül und die gemeinsame Mission wider die Transfeindlichkeit.
Episode 1: Adel, Konsens und Gerechtigkeit
Während der Vater eher versucht, Belege dafür zu finden, wie ehrenhaft und besonders die Thumbs gewesen sein sollen, wühlt Joyce sich durch Archive und sucht nach einer Alternative für den Umgang mit dem Erbe. Joyce fährt mit FreundInnen auf das Gut des Vaters, im Jeep erkunden sie den riesigen Waldbesitz mit Schloss und Jagdhütte. Erster, leicht überraschender Zwischenstand: Eigentlich scheint der Vater ein lieber Kerl zu sein. Das findet sogar Joyce Mutter - seine geschiedene Ehefrau.
Episode 2: Feudalismus, Scham und Mastektomie
Eigentlich müsste eine Einigung doch möglich sein. Joyce fährt wieder aufs Schloss, um mit dem Vater nochmal allein zu sprechen. Das Gespräch läuft nicht gut. Danach zweifelt they daran, mit ihm in Sachen Geschlechtergerechtigkeit oder kolonialer Verantwortung jemals auf einen Nenner zu kommen. Zugleich versteht Joyce den Vater jetzt aber auch besser. Er erzählt einige sehr belastende Erfahrungen aus seiner Jugend und Kindheit. Dann erkrankt Joyces Oma an einer Lungenentzündung und die Dinge spitzen sich zu.