Allein mit meinem Spiegelbild
Die Lange Nacht der Mascha Kaléko
Von Hans Bräunlich
Regie: Rita Höhne
(Wdh. v. 22./23.12.2007)
Mascha Kalékos Verse über den Alltag für den Alltag sind sowohl gegenwartsnah als auch zeitlos, sind geprägt von Melancholie und Ironie. Sie sind zwar verwandt den Gedichten von Erich Kästner, Kurt Tucholsky und Joachim Ringelnatz, haben jedoch ihren eigenen, weiblich-zärtlichen Klang und ihren unverwechselbar poetisch-sarkastischen Charme. Mascha Kaléko, 1907 in Galizien geboren, wird in den 1930er-Jahren in Berlin als moderne Bänkelsängerin für das Feuilleton entdeckt. Ihre zuerst in Zeitungen, später auch in Büchern gedruckten Verse sind markante Beispiele großstädtischer Gebrauchslyrik und zugleich Fragmente einer versteckten Autobiographie. Mascha Kaléko emigrierte 1938 mit ihrem zweiten Ehemann in die USA, kehrte in den 1950er-Jahren nach Europa zurück, lebte später vereinsamt in Israel und starb vor fünfzig Jahren, am 21. Januar 1975 in Zürich. Über ihr von Konflikten und Verlusten geprägtes Leben äußerte sich Mascha Kaléko selbst nur ungern und verwies stets auf ihre Gedichte. Sie werden wie ihre Prosa-Skizzen daher in dieser dokumentarisch-lyrischen Collage bewusst als Teile ihres Lebensmonologes gedeutet und sollten auch so gehört werden. Ausschließlich Lyrik- und Prosa-Zitate wurden mit Brief-, Tagebuch- und Zeitzeugen-Zitate assoziativ verbunden, um so ein möglichst authentisches wie literarisch überzeugendes Porträt von der Frau und Dichterin Mascha Kaléko zu zeichnen.