Traum im Frühling
Eine Lange Nacht für die norwegische Literatur
Moderation: Katharina Teutsch und Thomas Böhm
Gäste: Vigdis Hjorth, Matias Faldbakken, Trude Teige, Erik Fosnes Hansen, Kjersti Anfinnsen und Tomas Espedal
Lesung der deutschen Texte: Joachim Król
Musik: DJ Saunasatan
Aufzeichnung vom 26.03.2025 im Literaturhaus Leipzig
Als ernst und eigenwillig wird norwegische Literatur gern etikettiert, als tiefschürfend und charakterstark, als unbestechlich, aber auch knorrig. Ist sie das oder handelt es sich dabei um eine Projektion aus dem Süden, bei der Klischees von langen Wintern und einer lebendigen Märchenwelt mit Trollen und Geistern Pate standen? Vielfältig ist norwegische Literatur auf jeden Fall und populär in Deutschland. So ermöglicht der „Traum im Frühling“, so das Motto des norwegischen Auftrittes als Gastland bei der Leipziger Buchmesse, ein Wiedersehen mit gut bekannten Autorinnen und Autoren - und auch die „Lange Nacht". Trude Teige hat mit ihrem Roman „Als Großmutter im Regen tanzte“ 2015, der zum Teil in Deutschland unmittelbar nach dem Kriege spielte, und mit dem zweiten Band „Und Großvater atmete mit den Wellen“ 2021 mit eher verschwiegenen Gewalterfahrungen während des Krieges und in Gefangenschaft in Deutschland und Japan vertraut gemacht. Erik Fosnes Hansen wurde 1985 mit dem „Choral am Ende der Reise“ weltberühmt und kehrt mit seinem Besuch in der „Langen Nacht" in das Land zurück, in dem er zwei Jahre gelebt hat (in Stuttgart) - und in dem er in seinem jüngsten Roman „Zum rosa Hahn“ zwei Goldsucher auf einen skurrilen und fantastischen Weg nach Jüterbog geschickt hat. Vigdis Hjorth erzählt vom schmerzhaften Kampf einer jungen Frau gegen das Geheimnis ihrer Familie und Heimsuchungen der Erinnerung („Wiederholung“). Thomas Espedal hat mit „Lieben“ sein zehnbändiges autobiografisches Projekt abgeschlossen und schlägt mit seinem jüngsten Buch „Lust“ in einer Verschränkung von Leben und Literatur ein neues Kapitel auf. Neue Perspektiven norwegischer Literatur bieten Kjersti Anfinnsen, die „Letzte zärtliche Augenblicke“ beschwört und dem Dasein entgegenhält, und Matias Faldbakken, der (in guter norwegischer Tradition) auf der Schulter eines Findelkindes der norwegischen Stadtgesellschaft ironisch einen Spiegel vorhält („Armes Ding“). Musikalisch nimmt DJ Saunasatan (alias Kjersti Anfinnsen) das Publikum in den Schwitzkasten. Es moderieren Thomas Böhm und Katharina Teutsch.