Dein Reich komme, unser Wille geschehe
Armageddon - eine amerikanische Obsession
Von Tom Schimmeck
Regie: Matthias Kapohl
Deutschlandfunk 2023
Die USA gelten als Land des Optimismus. Und doch erwarten sehr viele US-Amerikaner das baldige Ende der Menschheit, die Apokalypse, gekrönt von Armageddon, Gottes finaler Schlacht gegen alles Böse auf Erden. Sie nehmen die Bibel wortwörtlich.
Schon die ersten puritanischen Siedler hielten ihr Amerika für das „neue Jerusalem“, für „Gottes eigenes Land“. Und noch heute glauben viele bibeltreue Amerikaner fest daran, dass nur sie - die Lebenden wie die „Toten in Christus“ - zur Schar der Auserwählten zählen werden, die rechtzeitig evakuiert werden - heimgeholt, buchstäblich von der Erde gepflückt, wo immer sie gerade sind, bei der Arbeit, unter der Dusche, auf der Autobahn. Dieser Glaube voller Sehnsucht und Schrecken prägt die Populärkultur in den USA. Und ist politisch aufgeladen: „Wir stehen vor dem Armageddon und kämpfen für den Herrn“, deklamierte schon Theodore Roosevelt, als er 1912 in Chicago seine Progressive Partei gründete. Im Wahlkampf 2016 verbündete sich Donald Trump mit dem zornigen Flügel der Christen, die ihn seither als Retter verehren, der die USA vor Frevel und Sünde befreien wird.
Tom Schimmeck hat in den USA mit vielen Kirchenführern und ihren Kritikerinnen und Kritikern gesprochen, mit Gläubigen, Theologinnen und Theologen, Psychologinnen und Psychologen, mit abtrünnigen Pfarrern und Jugendlichen, die in Furcht vor der letzten Schlacht aufwuchsen.