Kölner Domradio
Programmbeirat besorgt um unabhängige Berichterstattung - Erzbistum: Inhaltliche Neuausrichtung nicht beabsichtigt

Der Programmbeirat des Kölner Domradios sieht nach einem Medienbericht die journalistische Unabhängigkeit des kircheneigenen Senders in Gefahr. Diese Sorge sei in einem Brief an die Landesanstalt für Medien NRW zum Ausdruck gebracht worden, berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger". Das Erzbistum bekräftigte Umstrukturierungen beim Sender, betonte aber zugleich, eine inhaltliche Neuausrichtung sei nicht beabsichtigt.

    Ein Mikrofon des Radiosenders domradio vor der Kulisse des Kölner Doms
    Nach dem Wechsel des Chefredakteurs gibt es beim Domradio in Köln Sorge um die unabhängige Berichterstattung. (Archivbild) (picture-alliance/ dpa | Rolf Vennenbernd)
    Der Vorsitzende des Programmbeirats, Wilhelm, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur die Existenz des Briefes. Er habe das Schreiben auch an NRW-Medienminister Liminski (CDU) geschickt, sagte Wilhelm. Darin äußert das Gremium des kirchlichen Senders die Befürchtung, die Bistumsleitung strebe eine unkritische Berichterstattung über das Erzbistum, den Erzbischof Woelki und kirchenpolitische Fragen an. Wilhelm ruft demnach die LfM dazu auf, als Aufsichtsorgan für den privaten Rundfunk die vom Erzbistum geplante Umstrukturierung vom Domradio "einer kritischen Prüfung" zu unterziehen.

    Chefredakteur vorzeitig im Ruhestand

    Das Domradio ist seit vielen Jahren für seine seriöse, vielfältige und kritische journalistische Berichterstattung über Kirchenthemen bekannt. Insbesondere Chefredakteur Brüggenjürgen hatte sich nicht gescheut, auch den Kölner Kardinal Woelki zu kritisieren, etwa im Zusammenhang mit dessen Widerstand gegen den katholischen Reformprozess Synodaler Weg. Vor wenigen Wochen wurde mitgeteilt, dass Brüggenjürgen vorzeitig in den Ruhestand gehe. Neuer Chefredakteur werde Redaktionsmitglied Schlegelmilch. Kritiker befürchten, dieser Schritt diene ebenso wie eine angekündigte Umstrukturierung des multimedialen Senders dazu, das Domradio auf Woelkis Linie zu bringen.

    Erzbistum Köln bestreitet Vorwürfe

    Das Erzbistum Köln wies die Vorwürfe zurück. "Das Domradio ist eine starke katholische und soziale Stimme in der deutschen Medienlandschaft und wird mit der Umstrukturierung für einen dynamischen Wachstumskurs aufgestellt", hieß es. Das anerkannte journalistische Profil des Domradios bleibe erhalten und solle ausgebaut werden. Brüggenjürgen habe dafür professionelle Standards gesetzt, denen der Sender auch künftig verpflichtet sei. "Eine inhaltliche Neuausrichtung ist nicht beabsichtigt, was sich auch mit dem kürzlich angekündigten Generationswechsel zeigt." Der neue Chefredakteur Schlegelmilch sei seit 15 Jahren in unterschiedlichen Funktionen für das Domradio tätig und habe zuletzt als Sprecher der Redakteursversammlung die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen vertreten, erklärte das Erzbistum weiter.
    Das Domradio sendete erstmals im August 1998 zum 750. Jahrestag der Grundsteinlegung des Kölner Doms, zunächst zeitlich begrenzt. Im Jahr 2000 ging der Sender dann dauerhaft an den Start. Das Domradio versteht sich als multimedialer katholischer Sender, der über christliche, ethische und soziale Themen berichtet.
    Diese Nachricht wurde am 22.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.