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Programmlücken bei ARD und ZDF
"Die Chance, kreativ zu sein, ist da"

Angesichts wegfallender Sport-Übertragungen erwartet DWDL-Chefredakteur Thomas Lückerath mehr Wiederholungen bei ARD und ZDF. Doch die Coronakrise könne auch positive Folgen haben, sagte er im Dlf: Sonst im Programm versteckte Sendungen erhielten womöglich bessere Sendeplätze.

Thomas Lückerath im Gespräch mit Regina Brinkmann |
Eine Filmklappe, wie sie bei Dreharbeiten verwendet wird.
Viele Produktionen ruhen angesichts der Coronakrise, ein Problem für die Produzenten und TV-Programmmacher (picture alliance / dpa / Bernd Wüstneck)
Als Beispiel dafür nannte Lückerath die Arbeit von Dokumentarfilmern. Diese hätten sich in der Vergangenheit zu Recht über abseitige Sendezeiten beschwert. Diese Produktionen nun zu einer besseren Sendezeit zu zeigen, wäre ein "positiver Nebeneffekt".
Denn, betonte Lückerath: Gerade werde so viel Fernsehen geschaut wie lange nicht mehr. Und die Öffentlich-Rechtlichen verfügten über einen großen Programmschatz: "Unser Fernsehangebot ist eines der vielfältigsten der Welt."
Thomas Lückerath, Chefredakteur von DWDL.de, sitzt auf der Bühne der Anga com, der Internationalen Fachmesse mit Kongress für Kabel, Breitband und Satellit, die am 12.06.2018 in Köln stattgefunden hat.
Thomas Lückerath, Chefredakteur von DWDL.de (Horst Galuschka / dpa)
Die Chance, kreativ zu sein, sei da, findet der Fachjournalist vom Branchendienst DWDL.de: "Hoffen wir, dass es nicht nur Krimiwiederholungen werden."
ARD setzt vorerst auf Wiederholungen
ARD-Programmdirektor Volker Herres hatte sich in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" zu den Folgen der Coronakrise und den abgesagten Sportevents geäußert. Alleine durch die Absage von Fußball-Europameisterschaft und Olympischen Spielen entfielen 220 Stunden Programm; dies könne man nur durch Wiederholungen kompensieren, er erwarte Folgen bis ins nächste Jahr hinein.
Er sage insgesamt "große Lücken im Programm voraus", so Herres. Ein großflächiges Vorziehen von Erstsendungen, die eigentlich für den Herbst geplant waren, sei "leider nicht möglich, da Unsicherheit herrscht, wann überhaupt wieder gedreht werden kann".
Produzentinnen hoffen auf Politiker
Denn auch Film- und Fernsehproduzenten spüren aktuell massiv die Folgen der Pandemie-Einschränkungen. Allein sein Unternehmen habe sechs laufende Produktionen unterbrechen müssen, sagte Ufa-Geschäftsführer Nico Hofmann dem "Handelsblatt". Die Schäden durch den Abbruch gehen laut Hofmann in die Millionen.
Von der "schwersten Krise" ihrer Laufbahn sprach Produzentin Regina Ziegler bei DWDL. Die Krisensituation gefährde vor allem die Existenz kleinerer Unternehmen wie ihres eines sei. Ihre Tochter Tanja, Geschäftsführerin bei Ziegler Film, ergänzte in dem Doppelinterview: Man sei noch nie in der Situation gewesen, "genügend Filmprojekte zu haben, die wir produzieren könnten, aber nicht zu wissen, wann und wie".
In einer bundesweiten Produzentenallianz helfen sich die Unternehmen gegenseitig. Alle hoffen auf baldige klare Vorgaben der Politik. Bis Juni müsse man wissen, wann ein Drehbeginn wieder möglich sei, fordert Nico Hofmann. Andernfalls werde es "garantiert zu erheblichen Engpässen kommen".