Grenzgänge
Konsum und Kultur auf dem Polenmarkt
Von Johanna Rubinroth
Von der polnischen Wurst bis hin zum chinesischen Klodeckel, auf dem Polenmarkt Hohenwutzen findet man fast alles. Zehntausende Deutsche strömen wöchentlich hierher. Es wird gegessen, gebummelt, geshoppt – und das Hauptsache billig. Oder gibt es auch Interesse für die jeweils andere Kultur? Johanna Rubinroth begleitet die deutschen Besucher bei ihrem Shoppingerlebnis im Nachbarland: In Berlin-Marzahn geht es los mit dem Shuttlebus. Für fünf Euro bringt der täglich einkaufsfreudige Menschen an die deutsch-polnische Grenze. Der sogenannte Polenmarkt befindet sich auf dem Grundstück einer ehemaligen Zellstoff- und Papierfabrik. Im polnischen Dorf Osinów Dolny, nur ein paar Hundert Meter vom Grenzfluss Oder entfernt. Marktstände preisen auf riesigen Bannern Softeis, Babyspaß oder schlicht Erotik an. Neben Zigaretten gibt es Wurfsterne, Schlafanzüge, getrocknete Rinderpenisse und Potenz-Pillen. Alles, was sich die polnischen Verkäufer so unter deutschem Geschmack vorstellen können. Und was wollen die deutschen Kunden hier? Alles möglichst billig oder geht es für sie auch um das Erleben einer fremden Welt, den Thrill des Halblegalen? Ist es das Gefühl, sich einen Tag lang einmal alles leisten zu können oder interessieren sie sich auch für die Kultur ihres Nachbarlandes? Im anschließenden Gespräch macht sich Adam Gusowski Gedanken über das Phänomen der Polenmärkte, ihre Funktion und ihre Ästhetik. Der Pole ist Teil des Club der polnischen Versager, der sich seit den 90er-Jahren augenzwinkernd um den Kulturaustausch zwischen Deutschen und Polen bemüht.