Aus vierhundert Kilometern Höhe lässt sich beobachten, wie Vögel ziehen, wo sie sich aufhalten und wo sie sterben. Die Leitung des Icarus-Projekts liegt beim Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell. Kernstück sind kleine Sender mit fünf Gramm Masse, die an den Tieren befestigt werden. Nur wenn die Sender im Sichtbereich der Raumstation sind, funken sie ihre Daten – also Position und Bewegung. Damit verbrauchen sie nur sehr wenig Energie und arbeiten viele Jahre lang.
Den Anfang sollen im kommenden Sommer gut dreihundert Amseln machen. Mittelfristig wollen die Vogelkundler mit Icarus die Strecken der Zugvögel überwachen. Das System ist für enorme Datenmengen ausgelegt. Es kann Signale von mehr als fünfzehn Millionen Sendern auf der Erde empfangen und verarbeiten. So haben die Forscher später aus der Erdumlaufbahn auch andere Tiere im Blick, etwa Meeresschildkröten, Jaguare und Fledermäuse.
So sehr sich die Vogelforscher und die ISS-Strategen auch freuen. Alle müssen hoffen, dass die Vögel nicht plötzlich nach Skandinavien oder noch weiter nach Norden fliegen. Denn diese Bereiche werden von der ISS nicht überflogen. Ob mit oder ohne Sender: Dort entkommen nicht nur Amseln dem Überwachungsblick der Raumstation.