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Projekt "KulturGutRetter" der Bundesregierung
Müntefering: "Verantwortung für das Menschheitsgedächtnis übernehmen"

Hochwasser, Brände, Erdbeben - Katastrophen bedrohen auch Kunst, Archive, Bauwerke. Die Staatsministerin für Auswärtige Kulturpolitik, Michelle Müntefering, hat nun ein Projekt zur weltweiten Kulturgut-Notrettung vorgestellt. Es gehe darum, vorbereitet zu sein, wenn kulturelles Erbe bedroht sei, sagte sie im Dlf.

Michelle Müntefering im Gespräch mit Stefan Koldehoff |
Das Bild zeigt das brennende Gebäude des Nationalmuseums in der Nacht, durch die Fenster sieht man die Flammen, Rauch und Funken steigen in den Nachthimmel.
Ein Großbrand zerstörte 2018 weite Teile des brasilianischen Nationalmuseums in Rio de Janeiro. (Leo Correa/AP/dpa)
Als 2018 das Nationalmuseum in Rio de Janeiro in Flammen stand, wurde ein Großteil der Sammlungen zerstört. "Da haben wir gesehen, bei einer Katastrophe wie dieser, dass es auf jede Stunde ankommt, wenn unersetzbare Kulturgüter gerettet werden sollen", sagte die Staatsministerin für Auswärtige Kulturpolitik, Michelle Müntefering, in Kultur Heute. Damals sei die Idee für die "KulturGutRetter" entstanden, die Müntefering jetzt beim Treffen der G20-Kulturminister vorgestellt hat.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut sei ein Mechanismus entwickelt worden, mit dem Expertinnen und Experten schnell vor Ort sein und ihr Wissen zur Rettung von Kulturgütern einbringen könnten. Als "Kultur-THW" bezeichnete Müntefering das Projekt - in Anlehnung an das THW, das Technische Hilfswerk - die Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes.

Internationales System notwendig

Es ginge insgesamt darum, Verantwortung für das Menschheitsgedächtnis zu übernehmen - "dafür, dass wir vorbereitet sind, wo das kulturelle Erbe bedroht ist. Das kann an verschiedenen Stellen sein, ob es der Klimawandel oder Kriege und Konflikte wie in Syrien oder Katastrophen wie die verheerende Explosion in Beirut sind", so Müntefering.
Der "KulturGutRetter" soll sich laut Müntefering in die Struktur von internationalen Rettungsmechanismen eingliedern. So soll zum Beispiel die Zusammenarbeit von Feuerwehr und Kultureinrichtungen verstärkt werden. Auch die Digitalisierung sei wichtig - das habe man am Beispiel des Brandes in Notre Dame gesehen. "Hier kann jetzt wiederaufgebaut werden, weil auch das Wissen da ist, weil es in Datensätzen festgehalten wurde. Auch das ist ein Teil dieses Rettungsmechanismus", betonte die Staatsministerin.
Deutschland wird vorerst 1,5 Millionen Euro in die "KulturGutRetter" investieren - ein Betrag, der wohl noch erweitert werden muss. "Das kostet auch Geld und das muss man auch wollen", ist sich Müntefering bewusst. "Ja, wir werden noch ein bisschen Geld brauchen." Beim G20-Treffen der Kulturminister, bei dem Müntefering die "KulturGutRetter" auf internationaler Bühne präsentiert hat, sei aber durchaus erstes Interesse von anderen Ländern signalisiert worden.

Klimawandel im Fokus

Zugleich sieht Müntefering aber auch Kulturinstitutionen in der Verantwortung, wenn es darum geht, die Klimakrise zu bewältigen, anstatt die Symptome zu lindern. "Natürlich kann und muss die Kultur auch einen Beitrag leisten, auch zur Verständigung in der Gesellschaft - und das tut sie auch", meinte Müntefering. Als Beispiel nannte sie Forschungsmuseen, die einen gesellschaftlichen Raum öffneten, um Zusammenhänge zu verstehen. Darüber hinaus müssten auch Kultureinrichtungen ihren eigenen ökologischen Fußabdruck "mitdenken und mitberücksichtigen" - zum Beispiel beim Bau von Gebäuden.