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Projekt "Make Our Planet Great Again"
Frankreich und Deutschland locken Klimaforscher aus den USA

In den USA hat der bekennende "Klimaskeptiker" Donald Trump das Sagen - die Budgets für Klimaforschung werden zurückgefahren, wissenschaftliche Ergebnisse "höchst offiziell" in Frage gestellt. Ein deutsch-französisches Förderprojekt bietet enttäuschten Wissenschaftlern eine neue Forschungsheimat.

Von Andrea Lueg |
USA Klimapolitik Donald Trump
Donald Trump und seine Regierung glauben nicht an den menschengemachten Klimawandel (Ralph Peters | imago | Picture alliance | dpa | Montage Deutschlandfunk Nova)
In einem etwas engen Raum eines Kölner Hotels stellt die Atmosphärenwissenschaftlerin Anna Possner ihr Forschungsprojekt vor, bei dem es im wesentlichen darum geht "wie viel Schatten Wolken über Ozeanen spenden. Und der Motivationsgrund, warum man sich damit beschäftigt ist, dass wie diese Wolken sich ändern im Zuge des Klimawandels, bisher immer noch ein sehr großer Grad der Unsicherheit in den Projektionen ist."
Bedingungen in den USA stark verschlechtert
Es wird in Zukunft weniger von diesen Wolken geben, aber wieviel weniger, darüber rätseln die Wissenschaftler noch. Anna Possner ist aus den USA zurück nach Deutschland gekommen, weil sie das schon länger vorhatte. Aber auch die 1 bis 1,5 Millionen Euro Forschungsgelder, die in die Projekte fließen, sind attraktiv - und die Möglichkeit, eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen. Zudem haben sich die Bedingungen in den USA stark verschlechtert, meint sie:
"Ich habe auch viele Kollegen, wo gerade immer stärker Restriktionen stattfinden und Gelder immer weiter gekürzt werden. Der Druck ist schon da, dass die Mittel immer weniger werden und auch die Frustration dahinter."
Mit dem Zug statt mit dem Flugzeug zu Kollegen
Die 30-Jährige hätte in den USA noch eine berufliche Perspektive gehabt. Jetzt ist sie an der Uni Frankfurt und findet:
"Deutschland ist halt derzeit ein extrem attraktiver Forschungsraum, bezüglich Fördermitteln, mit deutschen Mitteln und europäischen Mitteln gibt es einem extrem viele Möglichkeiten."
Und für Klimaforscher auch nicht unerheblich: "Es hat eben viele Kollegen auf engem Raum, zu denen man nicht hinfliegen muss, um mit ihnen zusammenzuarbeiten, sondern auch mit dem Zug fahren kann."
Auch australische Regierung leugnet Klimawandel
Klimaforscher Clemens Scheer hat einige Jahre in Australien gearbeitet, an der Queensland University of Technology in Brisbane. Jetzt forscht er am Karlsruhe Institut für Technologie am Standort Garmisch-Partenkirchen:
"Mein Forschungsthema beschäftigt sich mit Stickstoff in der Landwirtschaft. Wie sich das auf den Klimawandel auswirkt, hauptsächlich wieviel Lachgas, weil es ein sehr potentes Treibhausgas ist, emittiert wird - aber auch gleichzeitig damit, wie wir nachhaltiger Nahrungsmittel produzieren können."
Clemens Scheer hatte den Gedanken an eine Rückkehr nach Deutschland eigentlich schon fast aufgegeben; er ist inzwischen australischer Staatsbürger. Doch in seiner Zeit dort hat sich auch einiges verändert:
"Wie ich angefangen habe, da gab es eine Regierung in Australien, die ganz viel Richtung Klimawandel gemacht hat, da gab es viel Geld, auch ein großes nationales Projekt, wo ich mitgearbeitet hab. Leider hat nach drei Jahren die Regierung gewechselt, momentan haben wir leider in Australien auch eine absolut den Klimawandel leugnende Regierung. Australien steckt in den Händen der Kohlelobby und momentan wird Klimawandel–Wissenschaft nicht gefördert."
Lob für das Forschungsprojekt, Kritik an den Perspektiven
Auch Scheer ist mit den Forschungsbedingungen in Deutschland sehr zufrieden. Allerdings gibt es einen Haken:
"Die finanziellen Mittel, die wir da haben sind sehr gut, Laboreinrichtungen, Geräte, die man kaufen kann, das ist super. Allerdings die Perspektiven, die gerade so Nachwuchswissenschaftlern wie mir geboten werden, sind extrem schlecht."
Das war in Australien, Scheers bisherigem Arbeitsort, besser. Wie es in Deutschland für die Wissenschaftler in vier Jahren nach dem Projekt weitergeht, kann niemand sagen. Und wer Mitarbeiter aus dem nicht-europäischen Ausland für sein Forschungsteam will und braucht, kämpft mit der deutschen Bürokratie um Anerkennung von Abschlüssen oder Visa.
Doch insgesamt finden die Klimaforscher das Klimaforschungs-Projekt sehr gut – und hoffen, dass auch auf die Wissenschaftler gehört wird. Clemens Scheer: "Es ist ja auch ein politisches Projekt und da glaube ich, ist es ganz wichtig, dass wir da zusammen arbeiten und so ein bisschen dieses politische Statement voranbringen."