Unterwegs in der Hauptstadt des krisengeschüttelten Afghanistan. Junge Frauen mit Kopftuch, andere ganz verhüllt. Unter dem Arm tragen sie ein Skateboard. Ein ungewöhnliches Bild. Auch über zehn Jahre nach dem ersten Besuch von Oliver Percovich in Kabul: "Ich bin nach Afghanistan gegangen, weil meine Freundin zu der Zeit einen Job in Kabul bekommen hat. Ich bin dann hinterhergegangen."
Das, was der Australier mit deutschen Wurzeln im Gepäck hat: drei Skateboards. Weil er auf der Straße immer wieder von afghanischen Jungen und Mädchen angesprochen wird, entwickelt er eine Idee. Percovich: "Ich wollte etwas tun. Ich bin nach Afghanistan gegangen. Und dann als ich da war, hab ich gedacht: warum bin ich nicht Arzt? Oder: warum bin ich nicht einer, der richtig helfen kann? Und dann habe ich verstanden, dass Geld nicht so viel bewegt in Afghanistan."
Ein ausgetrockneter Brunne diente als Rampe
Er zeigt den Kindern seine Leidenschaft. Wie man skatet. Ein ausgetrockneter Brunnen in Kabul ist die erste Rampe. Der Anfang der Organisation Skateistan. Die halbe Bevölkerung in Afghanistan ist unter 15, aber so richtig kümmern tut sich um die Kinder niemand. Auch weil es vielen zu gefährlich ist. "Ich hab mich sicher gefühlt in den Straßen von Kabul, was andere Ausländer vielleicht nicht so empfinden", so der Skater.
Percovich macht weiter. Und die Kinder machen begeistert mit. "Es war immer wichtig, dass Afghanen im Vordergrund waren. Es war nicht ein Ausländer, der das macht."
Eine amerikanische Sportart ist beliebt in Afghanistan
Ausgerechnet eine amerikanisch-geprägte Sportart in den Straßen von Kabul. Wie kann das gut gehen? "Ich habe keine Filme gezeigt von Skateboarding, ich habe keine Zeitschriften gezeigt, ich habe keine Mode oder Musik oder keine westliche Kultur mit in das Skatebaord reinentwickelt. Das war nur das reine Brett. Und das war’s!"
Und das ist so erfolgreich, dass schon 2009 eine Skatehalle mit angebauten Klassenräumen eröffnet wird. Dank vieler Unterstützer. Unter anderem von Skateboard-Legende Tony Hawk. Percovich: "Ich bin nach Afghanistan gegangen mit 1.800 Dollar. Ich hab zehn oder zwanzig Dollar in der Woche gehabt."
Mittlerweile arbeiten für Skateistan 100 Angestellte. Hauptsitz der Nichtregierungsorganisation ist Berlin. Weitere Standorte gibt es in Kambodscha und Südafrika. Auch dort werden Kinder von der Straße geholt und durch Bildungsangebote gefördert. Auch in den Elendsvierteln dort wirkt es ungewöhnlich mit einem Skateboard unter dem Arm durch die Stadt zu laufen. Noch.