Wie funktioniert dieser Müllfänger?
Dieses Gerät erinnert vom Aussehen her ein bisschen an diese bunten Schwimm-Nudeln, die man aus dem Schwimmbad kennt – an denen man sich festhalten kann, wenn man durchs Becken treibt - nur eben viel viel größer, und natürlich auch etwas komplexer:
Es ist eine lange Röhre aus Kunststoff, die auf dem Meer treiben soll, wie eine Mondsichel, etwas gebogen in der Form. Darunter hängt ein fünf Meter langer Plastik-Vorhang ins Wasser hinein. Da soll der Müll, der auf dem Meer treibt, dran hängen bleiben.
Damit diese schwimmende Barriere nicht vor dem Müll herschwimmt, sondern ihn fängt, hat sie einen Anker, der in 600 Metern Tiefe frei im Wasser hängt. Der verlangsamt den Schwimmkörper, so dass die Strömung den Müll hinein treibt.
Alle paar Wochen soll dann ein Schiff vorbeikommen und den Müll einsammeln und zurück an die Küste transportieren, wo er verwertet oder verbrannt wird.
Sammelt das erste Gerät vor der Küste San Franciscos schon Plastik ein?
Nein, das macht es noch nicht, soll es auch nicht. Das ist erstmal nur ein Schlepptest mit einem kurzen Teil der Röhre. Die ist jetzt nur 120 Meter lang, also viel kürzer als die angekündigten ein bis zwei Kilometer. Der Test findet auch nicht auf Hochsee statt, sondern nahe der kalifornischen Küste. Dabei wird die Röhre hin- und hergezogen, bei unterschiedlichem Seegang und Wetter. Das Team will schauen, wie sich Konstruktion verhält, ob sie Manövern standhält. Sie wollen besten Weg finden, sie unbeschadet in den offenen Ozean zu bringen. Die Reise zum östlichen Müllwirbel im Pazifik ist lang, sie dauert etwa einen Monat.
Der Test läuft seit dem 19. Mai und soll bis in den Juni dauern. Was ist danach geplant?
Danach wollen Slat und sein Team die Röhre ausbauen und auf 600 Meter verlängern. Dann folgt ein weiterer Test, bei dem die fertige Konstruktion ein bis zwei Monate beobachtet wird Der findet dann schon in internationalen Gewässern statt, weiter draußen (400 Kilometer).
Wenn da alles gut läuft, soll dann das erste funktionsfähige System 2.000 Kilometer ins Meer gezogen werden, zum "Müllwirbel" und dort tatsächlich seinen Dienst aufnehmen. Das soll laut Ocean Cleanup noch diesen Sommer stattfinden.
Wie wirkungsvoll ist dieser Ansatz gegen die Vermüllung der Meere?
Die Kreisströmungen in den Meeren, wo sich Müll sammelt, sind ja riesig, da wirken selbst die langen Fangarme des Ocean Cleanup winzig. Auch befindet sich das Plastik nicht nur nahe der Oberfläche, sondern auch in tieferen Wasserschichten, im Meeresboden, im Eis. Viel davon ist überdies zu ganz winzigen Teilen zerfallen (Mikroplastik). Eine weitere Frage ist, welche Filtertechnik das Schiff nutzt, um Plastik einzusammeln.
Ein Risiko ist, dass die Kunststoff-Barrieren selbst zu Müll im Meer werden. Damit sind rechtliche und finanzielle Fragen verbunden. Und: Es gibt auch die Sorge, dass das Gerät selbst zur Gefahr für Meerestiere werden könnte - wenn es diese beispielsweise anzieht oder diese sich an ihm ansiedeln. Dann könnte sich der Plan als echtes Problem entpuppen. Denn dann wären die Lebewesen da, wo besonders viel Plastik zusammenkommt
Immerhin wird das Ocean-Cleanup-Team auch diese Punkte beobachten: Ihr Müllfänger verfügt auch über elektronische Module mit Kameras, GPS und Sensoren. In jedem Fall wird Ganze ist sehr teuer und aufwändig, und die Frage ist, ob das dann irgendwann noch bezahlbar ist. Aber bisher hat Boyan Slat ja sehr erfolgreich Spenden für sein Projekt eingesammelt.
Fazit: Ein ambitioniertes Vorhaben mit ungewissem Ausgang.