Weltweit feiern Muslime den Geburtstag ihres Propheten - traditionell mit Gedichten, gesungenen Rezitationen und Prozessionen. In der Türkei schmückt man die Moscheen mit Lichtern. In diesem Jahr kurz vor Weihnachten. Es gibt noch eine Besonderheit aufgrund des islamischen Mond-Jahres, das elf Tage kürzer ist als das Sonnenjahr.
"Das ist ein Ereignis, das kommt je 33 Jahre einmal vor, dass Mawlid al Nabi zwei Mal in einem Jahr vorkommt. Das heißt, am 3. Januar 2015 hatten wir den Mawlid gefeiert und jetzt werden wir am 23. Dezember nochmal feiern. Das ist etwas besonderes und deshalb freuen wir uns so sehr darauf."
Sagt Mohammed Khalifa, Arabisch-Dozent an der Universität Hamburg.
"In Kairo, aber auch außerhalb von Kairo wird immer groß gefeiert. Ich bin südlich von Kairo groß geworden. Da gab es die Tradition, dass es einen Zug gab, eine Karawane sozusagen. Die Karawane ging früh morgens los."
Eine Karawane aus Autos und Lastwagen mit lauter kleinen Ständen. Von Musikanten begleitet ziehen Jung und Alt neben den Wagen durch die Straßen – einen halben Tag lang. Von den Wagen verteilen Bäcker frische Brote. Die Zuckerbäcker verschenken besondere Süßigkeiten.
Auf dem zentralen Dorfplatz versammeln sich dann die Menschen, hören Gedichte und Gesänge. Koran-Rezitatoren stehen vor Mikrofonen. Prediger halten religiöse Vorträge. Es wird gekocht und gegessen. Arme bekommen Essensspenden. Manchmal können Kinder Karussel fahren. Die Atmosphäre hat etwas von einem Volksfest.
Seit fast 1000 Jahren feiern Muslime den Geburtstag des Propheten. Von den Fatimiden in Ägypten breitete sich der Brauch in der islamischen Welt aus. Über Marokko bis zur Türkei, von Libanon bis nach Indonesien – überall komponierten Dichter Lobeshymnen auf den Propheten zu seinem Geburtsfest. Eine der berühmtesten Preisungen ist das türkische Gedicht des Sufis Yunus Emre, der im 13. Jahrhundert nach Christus lebte:
"Die ganze Welt versank in Licht,
als Muhammed ward geboren. (...)"
als Muhammed ward geboren. (...)"
Auch Pop-Gedichte zu Ehren des Propheten
Natürlich wurde die Geburt des Propheten fromm verklärt. Die Dichter wollten aus Liebe und Dankbarkeit diesen Botschafter Gottes vor allen Menschen hervorheben. Engel sollen das freudige Ereignis verkündet haben. Dschinnen – also übersinnliche Wesen, die aus Feuer erschaffen sind, Menschen, Tiere und Geister beglückwünschten einander. Die Natur begann zu blühen. Die Geburt des Propheten war von Wundern begleitet. Ähnlich haben auch andere Kulturen die Geburt und Vita ihrer Religionsstifter ausgeschmückt – man denke an die Dichtung und Lieder über Buddha oder Jesus. - Und bis heute sind die Gedichte zu Mohammeds Geburtstag weit verbreitet und werden auch neu interpretiert. Hamida Behr, Islamwissenschaftlerin und Lehrbeauftragte an der Universität Hamburg:
"Es gibt Pop-Versionen. Wenn man ins Internet geht, findet man eine pakistanische Sängerin, die über eine Millionen Klicks hat. Die ein über 800 Jahre altes Gedicht für Mohammed singt. In diesem Gedicht von der pakistanischen Sängerin gibt es ein Bittgebet, das sie auf Urdu einfügt. Also das wird aufgenommen, das alte Gedicht und weiterentwickelt auch."
"Oh Gott, sende Segen und Frieden für immer und ewig
auf den einen Geliebten und den besten der Schöpfung"
auf den einen Geliebten und den besten der Schöpfung"
So lauten die ersten Zeilen des berühmten Burda-Gedichts von Mohammed al-Burisi. In dieser sogenannten Mantel-Ode werden die Eigenschaften des Propheten gepriesen, seine Nähe zu Gott.
Wahabiten lehnen Mawlid-Fest ab
Übrigens: das einzige Land, das das Mawlid-Fest nicht feiert, ist Saudi Arabien. Der Grund liegt im dortigen wahabitischen Islam.
"Die wahabitische Rechtsschule, die wahabitischen Gelehrten lehnen ab, dass Muslime den Geburtstag des Propheten Mohammed feiern. Für sie ist das eine Erneuerung, eine bid'a, die unrechtmäßig ist. Der Prophet hat nicht seinen Geburtstag gefeiert und daher sollten auch Muslime nicht seinen Geburtstag feiern. Und diese Meinung vertreten sie sehr vehement und die ist auch in den Medien und im Internet in den sozialen Medien sehr präsent und beeinflusst auch junge Menschen, auch hier in Deutschland."
Das Argument der Gegner des Festes, es sei "zu pompös, zu emotional, zu überschwänglich" – lässt die Islamwissenschaftlerin nicht gelten. Das sei eine Frage des Geschmacks.
"Ich denke, dass die Lieder und Gedichte, die wir haben, sind ein Zeugnis der Verehrung von Mohammed von Generationen von Muslimen. Das abzulehnen, das steht den jungen Menschen frei, aber ich glaube, es ist ein Verlust. Ein Traditionsverlust."