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Prostata-Krebs
Abwarten, bestrahlen oder operieren?

Bei der Behandlung eines Prostata-Karzinoms gibt es unterschiedliche Strategien: eine operative Entfernung der Prostata, unterschiedliche Strahlentherapien oder eine aktive Überwachung ohne direkten Eingriff. Patienten stehen vor der schwierigen Entscheidung, die richtige Therapiemethode zu wählen.

Von Lennart Pyritz |
    Mann in Krankenhausbett.
    Prostata-Krebs ist eine erschreckende Diagnose, die Patienten vor eine schwierige Entscheidung stellt. (imago / Westend61)
    Ein Zweibett-Zimmer am St. Elisabeth-Krankenhaus Köln-Hohenlind. Ein warmer Frühlingstag: Die Fenster stehen offen, von draußen dringt Vogelzwitschern und Baustellenlärm herein. Ein 59-jähriger Patient mit Brille, Bademantel und grauem Haar sitzt an einem Tisch an der Wand. In seinem Arm steckt ein Katheter. Im März hatte ein Urologe die Diagnose gefällt: Prostata-Krebs. Er erinnert sich: "Daraufhin hat er mit mir verschiedene Methoden erörtert, die man machen kann; unter anderem auch dieses aktive Beobachten. Allerdings hat er mir sofort gesagt, dass die meisten Patienten spätestens nach einem Jahr zu ihm kommen und dann sagen, dass sie es auf gut Deutsch im Kopf nicht mehr aushalten und sich operieren lassen wollen. Dazu hat er mir auch geraten."
    Bestrahlung auch nicht ohne Folgen
    Auch dem 59-Jährigen fällt die Vorstellung, abzuwarten schwer. Nach weiteren Gesprächen an der Urologischen Klinik des St. Elisabeth-Krankenhauses und mit seinem Cousin entscheidet er sich auch gegen eine Strahlentherapie. "Es ist so: Mein Vetter selbst ist Arzt, Gastroenterologe. Und er hat mir erklärt, dass eine Bestrahlung auch nicht ohne Folgen ist. Insbesondere nannte er mir: Ein Darm ist entzündet oder was sonst da noch alles passieren kann. So, und aus dem Grund habe ich mich entschieden, das operieren zu lassen."
    Am frühen Morgen des 8. Mai sei er schließlich in die Klinik gekommen, habe sich kurz eingerichtet und ein oder zwei Beruhigungstabletten bekommen. Dann erfolgte noch am selben Tag der Eingriff. "So, und jetzt ist es drei, vier Tage später. Ich hab die OP an und für sich gut überstanden. Was ich habe, sind die sechs Eingriffe - sind es, glaube ich, gewesen - oder sechs Löcher. Und eins davon ist etwas größer, da ist die Prostata durch rausgezogen worden - das merke ich also besonders, wenn ich aus dem Bett aufstehe, weil ich ja dann das Ganze etwas drücke oder die Bauchmuskeln belaste. Aber ich habe sehr, sehr wenig mit Schwindel zu tun gehabt."
    Tumorgröße nicht immer klar messbar
    Gegenüber dem Patienten am Tisch sitzt Michael Waldner, Chefarzt der Urologie am St. Elisabeth-Krankenhaus. Eine Behandlungsmethode zu empfehlen sei auch von Arztseite mitunter schwierig, weil sich die Tumorgröße mit den bestehenden medizinischen Verfahren nicht genau feststellen ließe.
    In diesem Fall sei die Wahl schnell auf eine Operation gefallen, weil der Patient sowohl das Abwarten als auch eine Bestrahlung nach eigener Aussage nicht ertragen hätte, erklärt Waldner: "Im Nachhinein - und das ist das Problem - haben wir gesehen, dass das genau richtig war. Es gibt aber auch andere Fälle. Es gibt auch Fälle, in denen der Prostatakrebs wirklich sehr klein und vergleichsweise harmlos ist. In denen kann man auch zuwarten. Man kann aber diese Situation nicht immer ganz sicher vorher erkennen."
    Gesprächspartner:
    • Patient Hr. Vogler*
    • PD Dr. Michael Waldner, Chefarzt der Urologischen Klinik, St. Elisabeth-Krankenhaus Köln-Hohenlind
    *Anm. der Redaktion: Name wurde geändert