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Prostitutionsdebatte
"Ich will keine Gesellschaft, in der Frauen einen Preis haben"

Die französische Nationalversammlung berät seit Freitag ein Gesetz, das Freier mit Strafen von bis zu 3000 Euro bedroht. Frauenministerin Najat Vallaud-Belkacem hielt ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Prostitution.

Von Ursula Welter |
    Die französische Frauenministerin Najat Vallaud-Belkacem in der Nationalversammlung
    Die französische Frauenministerin Najat Vallaud-Belkacem in der Nationalversammlung (dpa / pa / Tesson )
    Draußen vor der Tür Protestzüge aus zwei Richtungen, Gegner und Befürworter des Gesetzes hatten sich auf den Weg zum Parlament gemacht. Drinnen eine engagierte Frauenministerin, die daran erinnerte, dass die französische Nationalversammlung vor zwei Jahren bereits eine Erklärung verabschiedet hat, die auf die Abschaffung der Prostitution zielte, aber nicht mehr war als eine Erklärung. Nun also ein Gesetz, das von Sozialisten und Konservativen Abgeordneten gemeinsam formuliert wurde.
    "Ich will keine Gesellschaft, in der die Frauen einen Preis haben", sagte Najat Vallaud-Belkacem zum Auftakt der Debatte.
    Bislang sind zwar Bordelle in Frankreich verboten, das Anwerben von Kunden auch, aber die Prostitution selbst ist es nicht und die Strafen zielen auf die Frauen und die wenigen Männer, die ihre Dienste anbieten. Das Gesetz sieht vor, dass künftig die Kunden bestraft werden können mit 1500 bis 3000 Euro, mit Sozialstunden im Milieu.
    "Es geht nicht um Sexualität, um Freiheit, wird sind nicht als Sittenpolizei unterwegs. Es geht hier ums Geld, um das Geld, das den Menschenhandel speist."
    Haben Männer "unbändige" Bedürfnisse?
    40 Milliarden Dollar würden jährlich umgesetzt in diesem System, in dem Menschen wie Vieh behandelt würden, sagte die Frauenministerin.
    Die Gegner des Gesetzes, die nicht wollen, dass die Freier und Kunden bestraft werden, hatten in Frankreich öffentliche Aufrufe gestartet. Namhafte Intellektuelle bekannten sich zum Besuch auf dem Strich, forderten, man solle – so wörtlich – „die Hände von ihren Nutten“ lassen, andere sprachen vom „ältesten Gewerbe der Welt“.
    "Wie oft habe ich von den Gegnern des Gesetzes gehört, Männer hätten unbändige Bedürfnisse. Was für ein schrecklicher, untragbarer, skandalöser Begriff."
    Frankreichs Frauenministerin betonte, diese Denkart sei die letzte Rechtfertigung, um Frauen wie Vieh zu behandeln. Auch romantisierende Beschreibungen, die in Begriffen wie Freudenhaus steckten, seien Fehl am Platz:
    "Wir reden heute von Nigerianerinnen, Bulgarinnen, Chinesinnen. Das Gesicht der Prostitution hat sich verändert."
    Hilfsorganisationen warnen vor Gefahren für die Frauen
    200 Stunden lang war das Gesetz zur Bestrafung der Freier vorbereitet und in den Ausschüssen beraten worden. Von Sozialisten und Konservativen gemeinsam. Auch Frankreichs Justizministerin, Christiane Taubira betonte, die Freier müssten künftig zur Verantwortung gezogen werden.
    Hilfsorganisationen, wie „Ärzte der Welt“ befürchten, dass medizinische Hilfe erschwert wird, dass sich das Gewerbe weiter in den Untergrund begibt, wenn die Kunden mit Strafe rechnen müssen.
    "Man muss weitreichende Folgen für die Gesundheit der Frauen befürchten",
    erklärte Irene Aboudaram.
    Frankreichs Frauenministerin sagte, die Bedenken würden ernst genommen, das Gesetz sehe 20 Millionen Euro jährlich zu Begleitung der Frauen und Hilfen für den Ausstieg vor. Denn das eigentliche Drama sei die Prostitution an sich.