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Proteine in der Ernährung
Pflanzliche Eiweiße können das Sterberisiko senken

An Ernährungsratgebern mangelt es nicht. Ein Trend ist es etwa, möglichst wenige Kohlenhydrate zu essen und dafür den Proteinanteil in der Nahrung zu erhöhen. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist es allerdings umstritten, ob pflanzliche und tierische Eiweiße dieselbe Wirkung haben. Forscher in den USA sind dem jetzt nachgegangen.

Von Lennart Pyritz |
    Ein Butterbrot liegt auf einem Frühstücksbrett.
    Pflanzliche Proteine, etwa aus Brot, gelten als gesundheitlich vorteilhafter. (dpa / picture alliance / Jens Büttner)
    Bisherige Studien haben vor allem untersucht, wie sich der Gesamtanteil von Eiweißen im Essen auf die Gesundheit auswirkt. Der Mediziner Mingyang Song kam aus China ans Massachusetts General Hospital und die Harvard Universität in Boston. Gemeinsam mit Kollegen aus den USA und Italien wollte er den Einfluss von Proteinen in der Nahrung detaillierter aufschlüsseln. "Unser Ziel war es zu verstehen, wie tierische und pflanzliche Eiweiße mit der Sterblichkeit zusammenhängen."
    Die Wissenschaftler konnten dafür auf Informationen von mehr 130.000 US-Amerikanern aus etwa 30 Jahren zurückgreifen. "Wir haben die Daten zweier noch andauernder Kohorten-Studien verwendet. In diesen beiden Studien werden die Teilnehmer regelmäßig zu ihrem Lebensstil befragt; außerdem alle vier Jahre zu ihren Ernährungsgewohnheiten. Diese Daten haben wir mit Gesundheitsdaten der Teilnehmer in Verbindung gesetzt und so den Zusammenhang von Protein-Aufnahme und Sterblichkeit untersucht."
    Im Zeitraum, den die Wissenschaftler betrachteten, starben mehr als 36.000 Teilnehmer der Studien – darunter etwa 13.000 an Krebs und knapp 10.000 an Herz- und Kreislauferkrankungen. Nachdem die Mediziner aus den Daten eine Reihe von Faktoren heraus gerechnet hatten, zeigten sich zwei unterschiedliche Effekte von Eiweißen in der Nahrung. "Ein hoher Verzehr tierischer Eiweiße bedeutet höhere Sterblichkeit. Dagegen war ein hoher Anteil pflanzlicher Proteine mit einer geringeren Sterblichkeit verbunden.
    Fleisch, Milchprodukte und Eier: Stieg die Energiezufuhr bei den Versuchsteilnehmern durch solche tierischen Proteine um zehn Prozent, nahm zum Beispiel die Sterberate durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen um acht Prozent zu. Gesenkt wurde sie dagegen, wenn die Proteine in der Nahrung vor allem aus Brot, Nudeln oder Hülsenfrüchten stammten. Allerdings gibt Mingyang Song zu Bedenken: "Als wir Unterschiede im Lebensstil berücksichtigt haben, zeigte sich: Dieser Zusammenhang zwischen Eiweißen und Sterblichkeit gilt nur für Menschen, die ungesund leben."
    Konsum von tierischen Proteinen besser einschränken
    Das bedeutet: Tierische Proteine sind offenbar besonders für diejenigen bedenklich, die übergewichtig sind, sich wenig bewegen, viel Alkohol trinken oder rauchen. Bei Studienteilnehmern, die keine dieser Eigenschaften zeigten, spielte es keine Rolle, ob sie viel Fleisch und Milchprodukte verzehrten.
    "Wir haben uns bei beiden Gruppen auch genauer angeschaut, woher die tierischen Proteine stammen: Menschen mit ungesundem Lebensstil essen viel rotes Fleisch – Schwein und Rind. Menschen mit gesundem Lebensstil verzehren dagegen mehr Fisch und Geflügel. Das könnte auch zu den unterschiedlichen Effekten der tierischen Proteine beitragen."
    Zusammengefasst legt die Studie nahe, den Konsum von tierischen Proteinen – besonders aus rotem Fleisch – einzuschränken und mehr pflanzliche Eiweiße zu essen, sagt Mingyang Song. Wenn Fleisch, dann seien Fisch und Geflügel vermutlich die bessere Wahl.
    Um die Ergebnisse abzusichern, müssten weitere Studien zeigen, was genau die unterschiedlichen Proteine im Körper bewirken: Wie sich zum Beispiel pflanzliche und tierische Eiweiße auf den Blutdruck, den Fettstoffwechsel oder den Insulinspiegel auswirken.