Wie bereits vor dem Turnier angekündigt sind die Spieler der englischen Fußball-Nationalmannschaft vor dem Auftaktspiel gegen Kroatien auf die Knie gegangen. Auch die Schiedsrichter haben sich angeschlossen. Durch die Aktion wollten sie ihre Solidarität für die Black-Lives-Matter-Bewegung zum Ausdruck bringen. Von den Tribünen gab es jedoch vereinzelt Pfiffe. "Ich glaube, da herrscht einfach ein Defizit im Verständnis für die Black-Lives-Matter-Bewegung und für das, wofür sie steht. Und ich hoffe, dass es relativ schnell in einer positive Richtung geht", sagte André Völkel im Dlf.
Völkel ist Fan des FC Liverpool, Mitglied im Fanclub "Redmen Family Germany" und kennt sich gut im englischen Fußball und der Fankultur aus. In diesem Fall sei aber auch politisch einiges schief gelaufen, sagte er. "Die konservativen Tories haben mit Sicherheit sehr viele Dinge falsch gemacht in den letzten Jahren, nicht nur in der Pandemie, sondern auch bildungstechnisch und haben wenig Aufklärung vollbracht. Ich hab jetzt noch gelesen, dass es aus politischen Kreisen und auch Fans gesagt wird, dass Black Lives Matter eine Unterstützung des Marxismus sein soll und das finde ich schon sehr haarsträubend."
"Hoffe, dass sich viele Teams anschließen"
Englands Trainer Gareth Southgate hat derweil angekündigt, dass seine Spieler den Protest auf jeden Fall fortsetzen werden. Völkel sieht das positiv. "Das ist ein Zeichen gegen Diskriminierung, Unrecht und Ungleichheit und für mehr Respekt und Toleranz. Seit Jahren fährt die UEFA da in irgendeiner Weise Kampagnen. Aber scheinbar hat es nichts gebracht. Ich verstehe es nicht und ich hoffe, dass sich viele Teams anschließen und die Europameisterschaft einen positiven Einfluss hat auf die Länder und Teams, die da nicht mitmachen", sagte Völkel.
Die Uefa hat derweil erklärt, die Proteste zu unterstützen. Zudem gab es im englischen Fußball in diesem Jahr einen sogenannten Social-Media-Blackout, bei dem die Clubs ihre Aktivität in den sozialen Medien eingestellt hatten. Auch Völkel und die "Redmen Family Germany" haben sich angeschlossen. "Ich hab Zeiten, wo ich viele Kommentare auch melden muss, die rassistische Äußerungen und Beleidigungen beinhalten. Und ich sehe sie trotzdem noch tagelang auf Facebook, Instagram und Twitter. Und der Social-Media-Blackout richtet sich ja eigentlich an die großen Unternehmen, endlich einmal die Verantwortung zu übernehmen und die Infrastruktur zu schaffen, dass die Menschen, die solche Aussagen tätigen, in irgendeiner Weise bestraft oder zur Verantwortung gezogen werden."