Der Protest gegen den Braunkohle-Abbau hat keine gemeinsame Linie, berichtet Dlf-Landeskorrespondentin Vivien Leue. Zwar seien sich die bürgerlich organisierten Gruppen einig - doch bei den Waldbesetzern gebe es unterschiedliche Gruppierungen: Einerseits handele es sich dabei um langjährige Demonstranten, die sich den Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben hätten. Gleichzeitig steige die Zahl von gewaltbereiten Linksextremen im Hambacher Forst.
Linke Gruppen hätten zudem bundesweit mobilisiert, falls es zur Rodung kommen sollte. Sobald der erste Baum falle, würden also viele Demonstranten von außerhalb, möglicherweise sogar aus dem Ausland, anreisen, so Leue. Das würde zu einer unübersichtlichen Gemengelage aus bürgerlichem Protest, gewaltbereiten Demonstranten und Polizei führen.
Die Polizei war gestern mit einem Großaufgebot im Hambacher Forst, um nach eigenen Angaben Mitarbeiter von RWE zu schützen, die den Waldboden von größeren Hindernissen wie Baumstämmen befreiten - laut RWE zur Verkehrssicherung des Waldes. Das könnten aber auch Vorbereitungen für eine erste Rodung sein, so Leue.
Der Tagebau am Hambacher Forst umfasst ein 85 Quadratkilometer großes Abbaufeld. Bis 2040 plant die RWE Power AG dort den Abbau von insgesamt 2,4 Milliarden Tonnen Braunkohle. Dafür mussten Tausende Menschen ihre Häuser und Wohnungen aufgeben. Umweltschutzorganisationen warnen vor den Folgen für die Natur und das Klima. Der Bund für Umwelt und Naturschutz versucht seit Jahren, weitere Rodungen gerichtlich zu verhindern. Immer wieder kommt es in dem Gebiet auch zu Blockaden, Besetzungen und gewaltsamen Auseinandersetzungen. Mehrere Aktionsbündnisse haben sich aber zu Gewaltlosigkeit verpflichtet. RWE plant, ab Oktober weiter zu roden.